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Unternehmertum

Wie investiere ich in Startups?

Ehemalige Gründerinnen und Gründer sind nach dem Exit aus ihrem Startup auf der Suche nach neuen Investmentmöglichkeiten. Dabei landen sie nicht selten wieder bei Startups - als Investorinnen und Investoren. Was sie dabei beachten sollten.

  • von Sabina Sturzenegger, Gastautorin
  • Datum
  • Lesezeit 5 Minuten

Eine Rückkehr in die Startup-Welt - meist in anderen Rollen - ist für viele ehemalige Gründerinnen und Gründer sinnvoll. © hutterstock/RossHelen

Zusammenfassung

  • Know-how und Erfahrung nutzen: Nach dem Gründen hat man als Startup-Investorin und -Investor einen Wissensvorsprung, den man strategisch einsetzen sollte - etwa bei der Einschätzung von Geschäftsmodellen, Märkten und Gründerteams.
  • Risikobewusst investieren: Eine risikoadjustierte Anlagestrategie nach dem Exit ist essenziell, denn Gründungskompetenz bedeutet nicht automatisch Investment-Kompetenz. Ruhe und ein klarer Plan sind entscheidend, um impulsives Investieren zu vermeiden.
  • Verschiedene Investmentwege abwägen: Es gibt mehrere Wege, in Startups zu investieren - direkt als Business Angel, über Venture-Capital-Fonds oder über Secondary Markets -, wobei jede Option Chancen und Risiken mit sich bringt.
  • Gründliche Due Diligence und Teamfokus: Die sorgfältige Prüfung von Geschäftsmodell, Markt, Finanzen und insbesondere des Gründerteams ist entscheidend. Für erfahrene Investorinnen und Investoren wie Hansi Hansmann ist das Team oft wichtiger als das Produkt oder Modell.

 

Für ehemalige Founders, die den Exit bei ihrem eigenen Startup hinter sich haben, kann das Investieren in andere Startups eine sinnvolle Fortsetzung ihrer Karriere sein. Investments in Startups sind aber auch risikoreich, da der Erfolg nicht immer garantiert ist. 

Startup-Serien-Investor Hansi Hansmann © www.hansihansmann.com
"Ich investiere entgegen der Regel einen grossen Teil meines Geldes in Startups - den Rest lege ich eher konservativ an." Dieser Rat stammt von einem der erfolgreichsten Investoren und Business Angels der Gegenwart, dem Österreicher Johann "Hansi" Hansmann. In den 1990er-Jahren hatte Hansmann ein Pharmaunternehmen gegründet und dieses später erfolgreich verkauft. Das Geld aus dem Exit steckte Hansmann in zahlreiche weitere Startups, es dürften inzwischen gegen 100 sein.

Von einem solchen Exit träumen viele Startup-Gründerinnen und -Gründer. Manuele Lussu, Head Relationship Management Austria bei der LGT, kennt viele Exit erprobte Business Angels: "Viele Founder sind risikoaffine Menschen." Und genau deshalb rät er zu einer risikoadjustierten Anlagestrategie für den Erlös nach dem Exit. Vor allem gelte es herauszufinden, welche Strategie an den Kapitalmärkten zu den Zielen des Gründers am besten passe, denn: "Gut zu sein im Gründen bedeutet nicht automatisch, gut zu sein im Investieren."

Balanceakt: Startup-Investments erfordern eine gründliche Prüfung. Dabei spielen Team, Geschäftsmodell, Marktpotenzial und Finanzkennzahlen eine zentrale Rolle. © Shutterstock/Vitalii Nesterchuk

Founders haben aber einen grossen Vorteil, wenn sie in Startups investieren: Sie kennen sich bereits aus  - sowohl in der Welt der Startups als auch auf dem Kapitalmarkt und in den Bilanzen von interessanten Firmen. Diesen Vorteil sollten sie nutzen, sagt Christian Ortner, Relationship Manager bei LGT im Private Banking. "Gründerinnen und Gründer mit erfolgreichem Exit wissen, worauf es ankommt. Dieses Wissen sollten sie bei ihrem Investment gezielt nutzen." Daneben sei aber auch entscheidend, "dass es einfach passt."

Dominic Berner, LGT Private Banking © LGT

Dominic Berner, Relationship Manager bei LGT Private Banking, rät Founders, sie sollten ihre Erfahrung und Marktkenntnisse nutzen, um nicht auf kurzfristige Hypes hereinzufallen. "Bei einem Investment in ein Startup sollte man sich fragen: Welches Problem wird damit gelöst und ist dieses auch gross genug, um Geld damit zu verdienen?" Und Berner ergänzt: "In jedem Fall braucht es Ruhe. Als Investorin oder Investor darf man sich nicht treiben lassen. Nach einem Exit ist die Versuchung gross, zu schnell und zu viel investiert zu haben. Ein gewisser Verdauungsprozess sollte stattfinden."

Es gibt verschiedene Wege, in Startups zu investieren:

  • Direktinvestitionen: Als Business Angel beteiligt man sich direkt an einem Startup und wird Mitgesellschafter. Das erlaubt Einfluss und Mitgestaltung, erfordert aber auch viel Zeit für Due Diligence und Betreuung.
  • Venture-Capital-Fonds: Wer lieber indirekt in ein Portfolio von Startups investiert, wählt Venture-Capital-Fonds. Diese bieten Diversifikation und professionelle Verwaltung, verlangen jedoch hohe Mindestinvestitionen und Managementgebühren. Ausserdem sind die Entscheidungsprozesse oft komplex und die Risiken hoch.
  • Secondary Markets: Am Sekundärmarkt kauft man Anteile an späteren Finanzierungsrunden oder über spezialisierte Marktplätze. Diese Investitionen sind oft auf reifere Startups ausgerichtet - denn das Marktrisiko ist gross, da viele der Unternehmen, in die investiert wird, noch nicht etabliert sind.

Dominic Berner betont zudem die Bedeutung von "Smart Money" für beide Seiten: "Kapital zu investieren, das nicht nur finanziellen Wert bietet, sondern auch Know-how, Kontakte und strategische Unterstützung bringt, hilft dem Startup unheimlich", erklärt er. Die Investorenseite könne so aktiv dazu beitragen, das Unternehmen voranzubringen.

Investieren in Startups: Gründliche Due Diligence gefragt

Natürlich müssen auch die Zahlen überzeugen. Startup-Investments erfordern eine gründliche Prüfung. Dabei spielen Team, Geschäftsmodell, Marktpotenzial und Finanzkennzahlen eine zentrale Rolle. Man sollte sich fragen:

  • Ist das Geschäftsmodell skalierbar?
  • Gibt es wiederkehrende Einnahmen oder hohe Margen?
  • Wie gross ist der Markt, und wie stark ist der Wettbewerb?
Manuele Lussu, LGT Private Banking © LGT
Wie wurden bisherige Finanzierungsrunden genutzt, und wie steht es um die Liquiditätsreserven?

"Eine Rückkehr in die Startup-Welt - meist in anderen Rollen - ist für viele ehemalige Gründerinnen und Gründer sinnvoll. Sie bringen Netzwerk, Know-how und strategische Zugänge mit", sagt Berner. Idealerweise kennt man die Gründerteams persönlich und stellt sich wichtige Fragen:

  • Hat das Team die Fähigkeiten, das Unternehmen erfolgreich zu skalieren?
  • Gibt es eine klare Vision für einen potenziellen Exit?
  • Sind die Erwartungen realistisch?

Für Startup-Serien-Investor Hansi Hansmann ist bei seinen Investment-Entscheidungen eines ausschlaggebend, wie er der Kleinen Zeitung verriet: "Nur die Gründer. Das Geschäftsmodell ist zu dem Zeitpunkt, wo ich investiere, sowieso nur rudimentär vorhanden. Das Produkt normalerweise auch. Viel, viel wichtiger ist es, die richtigen Gründer, das richtige Gründungsteam auszusuchen."

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