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Schweizer Wachstumsprognose wegen US-Zöllen gesenkt

Die Schweizer Behörden haben am Donnerstag ihre Wirtschaftsprognose für 2026 nach unten korrigiert und dabei US-Zölle auf Schweizer Exporte als erheblichen Gegenwind für die exportorientierte Wirtschaft genannt. Die globalen Aktienmärkte blieben volatil; die US- und asiatischen Börsen verzeichneten Verluste angesichts wiederkehrender Sorgen über regionale Banken, anhaltende US-chinesische Handelskonflikte und die fortdauernden Risiken des Government Shutdowns. Gold sprang auf ein neues Rekordhoch über USD 4360 pro Unze, da die Nachfrage nach sicheren Anlagen aufgrund der erhöhten geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheit deutlich anstieg. Die Renditen von US-Staatsanleihen sanken weiter, wobei die 2-jährige bei etwa 3.4% und die 10-jährige stabil unter 4% blieb.

  • Datum
  • Autor Shane Strowmatt, Senior Investment Writer
  • Lesezeit 5 Minuten

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© Shutterstock

Die Schweizer Behörden senkten am Donnerstag ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2026 und führten den von US-Präsident Donald Trump verhängten 39%-Zoll auf Schweizer Exporte als spürbare Belastung für die exportorientierte Wirtschaft an. Neu erwarten die Behörden für das Schweizer BIP im kommenden Jahr nur noch ein Wachstum von 0.9% - nach einer bisherigen Prognose von 1.2% und einer bereits gedämpften Schätzung von 1.3% für das laufende Jahr. Die Strafzölle, die insbesondere Schweizer Uhren und Pharmaprodukte betreffen, verschlechtern die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Exporteurinnen und Exporteure gegenüber anderen US-Handelspartnern und verschärfen bestehende Herausforderungen durch den erstarkten Schweizer Franken, der in diesem Jahr bereits über 12% zugelegt hat. Ökonominnen und Ökonomen warnen, dass die Risiken für die Schweizer Wirtschaft angesichts nachlassender Weltnachfrage und anhaltender Unsicherheit nach unten gerichtet sind und das Land in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession rutschen könnte. Der Swiss Market Index legte am Donnerstag um 1.3% zu und übertraf damit die meisten anderen europäischen Börsen; der Euro Stoxx 50 stieg um 0.9%.

Nestlé streicht 16'000 Stellen im Rahmen der Neuausrichtung

Nestlé kündigte am Donnerstag an, innerhalb der nächsten zwei Jahre weltweit 16'000 Stellen abzubauen, was etwa 6% der Belegschaft entspricht, während der neue CEO Philipp Navratil die Effizienzsteigerung beschleunigt. Der Schritt erfolgt nach überraschend starken Umsätzen im dritten Quartal, die im Vergleich zum Vorjahr um 4.3% zulegten und das Unternehmen dazu veranlassten, das Kosteneinsparziel bis Ende 2027 auf CHF 3 Mrd. zu erhöhen. Navratil, der das Amt im letzten Monat im Zuge von Führungswechseln übernommen hat, bekräftigte sein Ziel, weiterhin unterdurchschnittlich performende Geschäftsbereiche zu überprüfen und die Ausgaben für Kernmarken zu erhöhen. Die Aktien des Schweizer Lebensmittelkonzerns stiegen daraufhin um 9.3% - der kräftigste Anstieg seit 2008 -, da die Börse vorsichtig optimistisch ist, dass die Strategie das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger zurückbringt.

Gold auf erneutem Rekordhoch

Gold erreichte am Freitag ein weiteres Allzeithoch und notierte bei rund USD 4360 pro Unze, da die angespannte Lage zwischen den USA und China sowie die Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen durch die US-Notenbank die Nachfrage nach dem Edelmetall stützen. Die Rally, die im August begann und Gold allein diese Woche um etwa 8% steigen liess, erfasst auch andere Edelmetalle. Unterstützt wird Gold von Käufen der Zentralbanken, starken Zuflüssen in börsengehandelte Fonds und Sorgen der Investorinnen und Investoren bezüglich der US-Haushaltsdefizite und fortdauernden Shutdown-Risiken. Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat die Attraktivität von Gold als sicheren Hafen zusätzlich gesteigert.

Asiatische Börsen schwächer wegen Zollängsten

Die Aktienmärkte in Asien gaben am Freitag nach und folgten damit den Verlusten in den USA, nachdem Meldungen über notleidende Kredite bei führenden Regionalbanken neue Sorgen um die Kreditqualität auslösten. Die chinesischen Aktien führten die regionalen Verluste an: Der CSI 300 fiel um 1.4%, da die anhaltenden Streitigkeiten über Zölle zwischen den USA und China die Stimmung der Anlegerinnen und Anleger trübten. Der Hang Seng Index in Hongkong lag 1.9% im Minus, Japans Nikkei 225 verlor 1.4%, und Australiens S&P/ASX 200 sank um 0.8%. Der südkoreanische Kospi bewegte sich kaum und stieg um 0.1%.

US-Börsen schwächer wegen Handelskonflikt und Bankensorgen

Die grossen US-Aktienindizes schlossen am Donnerstag deutlich im Minus: Der Dow Jones Industrial Average verlor 0.7% auf 45'952.24 Punkte, der S&P 500 sank um 0.6% auf 6629.07 Punkte und der Nasdaq 100 gab 0.4% auf 24'657.24 Punkte ab. Auslöser waren anhaltende Government Shutdowns und verschärfte Handelsstreitigkeiten mit China sowie beunruhigende Nachrichten von Regionalbanken wie Zions Bancorp und Western Alliance Bancorp, deren Aktienkurs jeweils zweistellig zurückging und neue Sorgen um die Qualität der Kredite weckte. Der KBW-Bankenindex fiel am Donnerstag um 3.6%. Die Entwicklung spiegelt die wachsende Besorgnis der Anlegerinnen und Anleger über die Widerstandsfähigkeit der Firmenkundenkredite bei den grossen Finanzinstituten wider.

Britisches Wirtschaftswachstum bleibt im August eingetrübt

Die britische Wirtschaft wuchs im August laut Daten des Office for National Statistics am Donnerstag lediglich um 0.1%, nachdem die Juli-Zahlen auf einen Rückgang von 0.1% nach unten korrigiert worden waren und im Juni ein Anstieg von 0.4% verzeichnet wurde. Das Wachstum im August wurde von einem Produktionsanstieg von 0.4% getragen, während der Dienstleistungssektor stagnierte und die Bauproduktion um 0.3% zurückging. Der Markt hatte nur mit mässigem Wachstum gerechnet, nachdem sich die Wirtschaftsdynamik gegenüber dem starken ersten Halbjahr deutlich abgekühlt hatte; das Bruttoinlandprodukt stieg im zweiten Quartal um 0.3% (nach 0.7% im ersten Quartal). Angesichts der bevorstehenden Zinsentscheidung der Bank of England und der bevorstehenden Herbst-Budgetvorlage der Regierung steigt der Druck auf die Politik, zu handeln, da die Inflation erhöht bleibt und die Prognosen auf weitere Risiken für das Wachstum hindeuten.

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Herausgeber: LGT Bank (Schweiz) AG, Glärnischstrasse 36, CH-8027 Zürich
Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG