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Fed, Tech-Ergebnisse verunsichern die Märkte

Die globalen Märkte zeigten sich zur Wochenmitte uneinheitlich, nachdem die US-Notenbank die Zinsen gesenkt, jedoch vor weiterer Lockerung gewarnt hatte. US-Aktien schlossen überwiegend unverändert oder tiefer, nachdem die Äusserungen von Fed-Chef Powell die Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung dämpften - auch wenn Technologiewerte durch eine Rekord-Rally von Nvidia gestützt wurden und gemischte Ergebnisse von Meta, Microsoft und Alphabet die stark steigenden Investitionen des Sektors in künstliche Intelligenz hervorhoben. Unterdessen brachte das erste Trump-Xi-Gipfeltreffen seit sechs Jahren eine Einigung zur Versorgung mit Seltenen Erden sowie Zollsenkungen, dennoch fielen die asiatischen Märkte und Anlegerinnen und Anleger blieben angesichts ungelöster Spannungen zurückhaltend. In der Geldpolitik hielt die Bank of Japan trotz anhaltender Inflation an ihren Zinsen fest, die Bank of Canada senkte ihren Leitzins im Zuge von Handelsdruck und schwächerem Wachstum.

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  • Autor Shane Strowmatt, Senior Investment Writer
  • Lesezeit 5 Minuten

US-Notenbank Zinspause
© Shutterstock

Die US-Notenbank senkte am Mittwoch ihren Leitzins um 0.25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 3.75% bis 4%. Notenbankchef Jerome Powell stellte jedoch an der Pressekonferenz klar, dass eine weitere Zinssenkung im Dezember "nicht ausgemacht" sei, da unter den geldpolitisch Verantwortlichen unterschiedliche Ansichten herrschen und eine drohende Blockade im Regierungshaushalt die verfügbaren Wirtschaftsdaten verknappt hat. Powell verwies auf etwas robusteres Wirtschaftswachstum, eine anhaltend leicht erhöhte Inflation sowie auf Anzeichen für eine Abschwächung am Arbeitsmarkt, wobei er auch Sorgen wegen umfangreicher Stellenstreichungen und dem Einfluss von Zöllen auf die Preise anerkennt. Wichtige US-Aktienindizes rutschten nach Powells Kommentaren am späten Mittwoch ins Minus. Nach neuen Rekordständen zu Handelsbeginn schloss der Dow Jones Industrial Average 0.2% schwächer bei 47'632.00 Punkten, der S&P 500 bewegte sich mit 6890.59 Punkten nahezu unverändert und der Nasdaq 100 legte um 0.4% auf 26'119.85 Punkte zu - gestützt durch Technologiewerte im günstigen Zinsumfeld. Bei den Unternehmen erreichte Nvidia am Mittwoch als erstes Unternehmen überhaupt eine Marktkapitalisierung von über USD 5 Bio., nachdem die Aktie im Sitzungsverlauf um 3% gestiegen war. Dieser Meilenstein folgte auf eine optimistische Stimmung der Investorinnen und Investoren nach Aussagen von Präsident Trump zur möglichen Genehmigung für den Export von Nvidia-KI-Chips nach China, sowie mehrerer Ankündigungen auf der unternehmenseigenen Chip-Technologie-Konferenz am Dienstag, was die Aktien bereits an diesem Tag um 5% nach oben trieb.

Big-Tech-Ergebnisse durch KI-Investitionen belastet

Meta, Alphabet und Microsoft legten am Mittwoch Quartalszahlen vor, die die ambitionierten Ausgaben zur Nutzung von Chancen im Bereich Künstliche Intelligenz hervorhoben und unterschiedliche Reaktionen an den Märkten auslösten. Meta Platforms erzielte einen Umsatz, der über den Erwartungen lag, dennoch fielen die Aktien nachbörslich um 6.5%, da eine steuerbedingte Belastung und erhöhte Investitionsprognosen für 2025 und 2026 Anlegerinnen und Anleger verunsicherten - das Unternehmen erwartet, dass auf KI-basiertes Wachstum massive Infrastruktur- und Personalkosten im nächsten Jahr folgen werden. Bei Alphabet (Google) legten Umsatz und Gewinn ebenfalls deutlicher als erwartet zu, angetrieben durch die starke Nachfrage nach den KI-Diensten von Google Cloud und mehrere milliardenschwere Geschäftsabschlüsse im Unternehmenskundengeschäft, was die Aktie nachbörslich um fast 6% steigen liess. Auch Microsoft übertraf die Prognosen für Umsatz und Gewinn dank einem 26% höheren Umsatz im Geschäft mit Cloud-Diensten, jedoch verlor der Aktienkurs 3.4%, da die Ausgaben für Investitionen im Jahresvergleich um 74% anstiegen - insbesondere wegen erhöhter Ausgaben für KI-Chips und Infrastruktur und dem verschärften Wettbewerb der Tech-Giganten um Cloud- und KI-Kompetenz.

USA und China einigen sich auf Seltene-Erden-Abkommen

US-Präsident Donald Trump verkündete am Donnerstag nach einem Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping in Südkorea ein einjähriges Abkommen zur Versorgung mit Seltenen Erden und strategischen Mineralien. Zudem halbierte Trump die Zölle auf fentanylbezogene chinesische Produkte auf 10%, wodurch der Gesamtsatz der Zölle auf chinesische Exporte auf 47% sinkt. Im Gegenzug sagte Peking verstärkte Massnahmen gegen Exporte von Fentanyl-Vorstufen zu und die Wiederaufnahme von US-Agrarimporten wie Sojabohnen. Die Märkte reagierten mit einem Rückgang der Sojabohnen-Futures in Chicago, während der CSI Rare Earths Industry Index in China sprang. Trotz weiterhin ungelöster Differenzen übertrafen die Gespräche die Markterwartungen und gaben als erstes Treffen zwischen Trump und Xi seit sechs Jahren einen versöhnlichen Ton für weitere Verhandlungen vor.

Asiatische Aktien überwiegend schwächer, BOJ hält Zinsen unverändert

Chinesische und Hongkonger Aktien gaben am Donnerstag nach - unmittelbar nach dem Gipfeltreffen der beiden weltweit grössten Volkswirtschaften. Der Hang Seng Index in Hongkong verlor 0.7% und der CSI 300 auf dem chinesischen Festland sank um 0.9%, während die Investorinnen und Investoren das Ergebnis des Gipfels verarbeiteten und auf neue Entwicklungen warteten. Der südkoreanische Kospi stieg um 0.1%, während der australische S&P/ASX 200 um 0.5% nachgab. Der japanische Nikkei 225 verlor 0.1%, nachdem die Bank of Japan am Donnerstag beschloss, den Leitzins bei 0.5% zu belassen - in der ersten geldpolitischen Sitzung unter der neuen Premierministerin Sanae Takaichi. Der Entscheid fiel mit sieben zu zwei Stimmen, trotz einer seit 41 Monaten den Zielwert von 2% übersteigenden Inflationsrate. Zwei Vorstandsmitglieder hatten erfolglos eine Zinserhöhung auf 0.75% gefordert. Die Marktreaktion war verhalten, die Renditen japanischer Anleihen veränderten sich kaum und der Yen gab gegenüber dem US-Dollar leicht nach.

Bank of Canada senkt Leitzins auf 2.25%

Die kanadische Zentralbank senkte ihren Leitzins am Mittwoch um 0.25 Prozentpunkte auf 2.25% - die zweite Senkung in Folge - da anhaltende US-Zölle und konjunkturelle Unsicherheiten das Wachstum belasten. Dies geschah trotz eines Anstiegs der Inflation im September um 0.5 Prozentpunkte auf 2.4% und eines im Vormonat robusteren Arbeitsmarktes. Die Bank of Canada signalisierte, dass das aktuelle Zinsniveau ausreicht, um die Inflation nahe am 2%-Ziel zu halten. Weitere geldpolitische Entscheidungen werden von der wirtschaftlichen Entwicklung sowie vom Ergebnis des Bundeshaushalts und der Handelsverhandlungen abhängen. Im neuesten Bericht der Zentralbank werden schwache, aber allmählich zunehmende Wachstumsraten des BIP prognostiziert, wobei die kanadische Wirtschaftsleistung Ende 2026 voraussichtlich um etwa 1.5% niedriger ausfallen dürfte als zuvor angenommen - insbesondere wegen anhaltender struktureller Handelsprobleme. Die Kerninflation bleibt bei rund 2.5%, da der Preisauftrieb durch Zölle von einem Angebotsüberschuss und einer verhaltenen Inlandsnachfrage abgefedert wird.

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Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG