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Fed-Zinsentscheid vor dem Hintergrund eskalierender geopolitischer Spannungen

Das Federal Open Market Committee (FOMC) wird heute Abend seine geldpolitische Entscheidung bekannt geben, und der Fed-Vorsitzende Jerome Powell wird die neuesten Wirtschaftsprognosen der Zentralbank präsentieren. In der Zwischenzeit trübt die Eskalation des Konflikts zwischen Israel und Iran weiterhin die Stimmung an den globalen Märkten. Die Aktienbörsen in New York und der Asien-Pazifik-Region gaben grösstenteils nach, was sowohl der bevorstehenden Fed-Entscheidung als auch den geopolitischen Sorgen zugeschrieben wird. Auch die europäischen Märkte werden heute mit einem schwächeren Handelsstart erwartet.

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  • Autor Alessandro Fezzi, LGT Research Content & Publications
  • Lesezeit 5 Minuten

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Die US-Notenbank (Fed) dürfte bei ihrem heutigen Treffen (20:00 Uhr MEZ) ihren Leitzins unverändert belassen und damit ihren vorsichtigen Ansatz angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten und der aktuellen geopolitischen Spannungen beibehalten. Zudem wird die Fed weiterhin besorgt bleiben hinsichtlich der potenziellen inflationären Auswirkungen der von US-Präsident Trump verhängten Zölle. Die Märkte sind sich nahezu einig, dass die Fed zunächst die Reaktion der Wirtschaft auf die aktuellen Bedingungen, die Inflationsentwicklung sowie die geopolitische Lage abwarten wird, bevor weitere Anpassungen vorgenommen werden.

Getrübte Stimmung an der Wall Street angesichts der Eskalation im Nahen Osten 

Die US-Aktienmärkte verzeichneten am Dienstag Verluste, da die anhaltenden Spannungen zwischen Israel und Iran sowie die Unsicherheiten über die Reaktion von US-Präsident Donald Trump das Anlegervertrauen belasteten. Der Dow Jones Industrial sank um 0.7% auf 42'215.80 Punkte, während der S&P 500 und der Nasdaq 100 um 0.8% bzw. 1% nachgaben. Sichere Anlageklassen wie US-Staatsanleihen und der US-Dollar legten zu, da Anlegerinnen und Anleger riskantere Aktien mieden. Schwache US-Wirtschaftsdaten, darunter enttäuschende Einzelhandelsumsätze und Produktionszahlen für Mai, verstärkten die Sorgen. Solaraktien brachen um bis zu 40% ein, nachdem ein Vorschlag des US-Senats zur Abschaffung von Subventionen für erneuerbare Energien bekannt wurde, während Pharmawerte aufgrund möglicher Einschränkungen bei der Medikamentenwerbung nachgaben.

US-Einzelhandelsumsätze im Mai stark rückläufig

Die Retail Sales in den USA gingen im Mai im Vergleich zum Vormonat um 0.9% zurück, wie das Handelsministerium am Dienstag mitteilte. Dies stellt den grössten Rückgang seit Jahresbeginn dar und übertrifft die Erwartungen von Ökonominnen und Ökonomen, die einen Rückgang von 0.6% prognostiziert hatten. Auch die Umsätze im April wurden nachträglich nach unten korrigiert - von einem ursprünglich gemeldeten Anstieg von 0.1% auf einen Rückgang von 0.1%. Der Rückgang wurde durch geringere Einnahmen aus dem Verkauf von Baumaterialien und Autos verursacht, wobei insbesondere der Fahrzeugverkauf durch neu eingeführte Zölle beeinträchtigt wurde. Ohne die volatilen Fahrzeugverkäufe sanken die Einzelhandelsumsätze um 0.3%, entgegen den Prognosen eines Anstiegs von 0.2%.

Gemischte Entwicklung an den Aktienbörsen in Asien

Die Aktienmärkte im Asien-Pazifik-Raum zeigten am Mittwoch eine uneinheitliche Entwicklung, da die eskalierenden Spannungen zwischen Israel und Iran sowie eine mögliche US-Beteiligung das Anlegervertrauen belasteten. Der Hang Seng in Hongkong fiel um über 1% und führte damit die regionalen Verluste an, während der Nikkei 225 in Japan um 0.7% auf ein Viermonatshoch stieg, unterstützt durch einen schwächeren Yen. Die japanischen Handelsdaten zeigten einen Rückgang der Exporte im Mai um 1.7%, was den ersten Rückgang seit neun Monaten darstellt. Die Exporte in die USA brachen aufgrund der Zölle um 11.1% ein. Unterdessen stiegen die Ölpreise um über 4%, da Befürchtungen über Störungen der Energieinfrastruktur zunahmen.

Deutsche Konjunkturerwartungen verbessern sich im Juni

Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexpertinnen und -experten haben sich im Juni deutlich verbessert, wie Daten des ZEW-Instituts zeigen. Der ZEW-Stimmungsindex stieg im Vergleich zum Vormonat um 22.3 Punkte auf 47.5 Punkte und übertraf damit die Erwartungen von Analystinnen und Analysten, die bei 35.0 Punkten lagen. Dies ist der zweite Monat in Folge mit einer Verbesserung, nachdem der Index im April aufgrund von Sorgen über die Handelspolitik der USA auf -14.0 Punkte gefallen war. Auch die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage verbesserte sich und stieg um 10.0 Punkte auf -72.0 Punkte, was leicht besser als die Prognosen von -75.0 Punkten ausfiel, obwohl das Niveau weiterhin gedämpft bleibt.

Lagarde fordert Reformen im EU-Entscheidungsprozess

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat den Entscheidungsprozess der Europäischen Union kritisiert und erklärt, dass individuelle Vetos häufig kollektiven Fortschritt behindern. In einem Artikel der Financial Times forderte Lagarde mehr qualifizierte Mehrheitsentscheidungen in kritischen Bereichen, um der EU ein entschlosseneres Handeln zu ermöglichen. Sie betonte ausserdem die Notwendigkeit von Reformen, um die globale Rolle des Euro zu stärken, darunter die Vollendung des Binnenmarkts, die Reduzierung regulatorischer Hürden und die Weiterentwicklung einer Kapitalmarktunion. Zudem ermutigte Lagarde die EU, ihre Position als weltweit grösster Handelspartner zu nutzen, um neue Handelsabkommen abzuschliessen.

Zentralbanken erhöhen Fokus auf Goldreserven

Eine Umfrage des World Gold Council (WGC) zeigt, dass 43% der Zentralbanken planen, in diesem Jahr ihre Goldreserven auszubauen - der höchste Anteil seit Beginn der Umfrage vor acht Jahren. Keine der befragten Zentralbanken beabsichtigt, ihre Bestände zu reduzieren. Im März beliefen sich die globalen Goldreserven der Zentralbanken auf rund 36'300 Tonnen. Während die Goldreserven voraussichtlich wachsen werden, erwarten fast drei Viertel der Befragten, dass die Bestände an US-Dollar in den nationalen Reserven in den nächsten fünf Jahren zurückgehen. Faktoren wie niedrigere Zinssätze, geopolitische Unsicherheiten und die Handelspolitik der USA haben die Goldpreise auf Rekordhöhen getrieben, die im April bei USD 3500 pro Unze ihren Höchststand erreichten.

Unternehmens- und Wirtschaftskalender

Unternehmensnachrichten im Fokus: Es stehen heute keine wichtigen Unternehmensnachrichten an.

Konjunkturdaten im Fokus: Verbraucherpreisindex Grossbritannien (08:00), Kern-Verbraucherpreisindex Grossbritannien (08:00), Einzelhandelspreisindex Grossbritannien (08:00), Erzeugerpreisindex Grossbritannien (08:00), Zinsentscheidung der Riksbank (09:30), Eurozone Verbraucherpreise (11:00), Baugenehmigungen USA (14:30), wöchentliche Erstanträge Arbeitslosenhilfe USA (14:30), US-Notenbank Zinsentscheidung und Wirtschaftsprognosen (20:00) und Pressekonferenz (20:30). 

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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG