Die amerikanische Zentralbank straffte ihren Leitzins wie mehrheitlich erwartet um 50 Basispunkte auf eine neue Bandbreite von 0.75 bis 1.0%. Der Fed-Vorsitzende Powell verwies auf die höchste Inflationsrate in den USA seit Jahrzehnten und signalisierte eine weitere zügige Straffung ihrer Geldpolitik. Heute wird auch von der Bank of England eine nächste Zinserhöhung erwartet. Das sich nun abzeichnende EU-Embargo auf russische Öllieferungen sorgt unterdessen für höher Ölpreise.
Die US-Notenbank (Fed) strafft die Zügel zum zweiten Mal und erhöhte den Leitzins wie von einer Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet um 50 Basispunkte. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell betonte, dass die Inflation viel zu hoch sei und die Notenbank rasch handeln müsse, um den Preisauftrieb zu bremsen. Es wird also mit einer weiteren kräftigen Erhöhung des Zinsniveaus gerechnet werden müssen. Noch stärkere Zinsschritte von beispielsweise 75 Basispunkten seien laut Powell aber derzeit nicht zu erwarten. Zudem wird die Notenbank ab Juni ihre Bilanzsumme abbauen, womit die Liquiditätszufuhr stark gedrosselt wird. Powell warnte aber auch, dass es eine grosse Herausforderung sein werde, dass die Wirtschaft sich nicht zu stark abkühlt oder gar in eine Rezession fällt. Der Arbeitsmarkt sei derzeit aber in einer soliden Verfassung. Der nächste Zinsentscheid der US-Notenbank ist auf den 15. Juni angesetzt.
An der Wall Street wurde der neuerliche Zinsschritt des Fed positiv aufgenommen. Der Dow Jones Industrial legte kräftig zu und schloss +2.81% höher bei 34'061.06 Punkten. Der S&P 500 drehte nach dem Zinsentscheid ebenfalls ins Plus und erzielte eine Tagesgewinn von knapp +3% – Schlussstand: 4'300.17 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq gewannen die Indizes rund +3.5%. Zu Wochenbeginn waren die Technologieindizes noch auf den tiefsten Stand seit Frühjahr 2021 gefallen.
Am Anleihenmarkt sank die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen auf 2.92%. Anfangs Woche kratzte die Rendite noch an der Dreiprozentmarke.
Gemäss dem monatlichen Bericht des privaten US-Arbeitsmarktdienstleisters ADP hat sich das Stellenwachstum in der Privatwirtschaft im April gegenüber dem Vormonat ziemlich deutlich verlangsamt. Demzufolge wurden 247'000 neugeschaffene Jobs gemeldet, verglichen mit einer Konsenserwartung von 383'000 und einem revidierten Vormonatswert von 479'000 Stellen (erste Schätzung 455'000). Der ADP-Bericht liefert gewissermassen einen Hinweis auf den morgen Freitag anstehenden offiziellen Arbeitsmarktbericht aus Washington.
Die britische Zentralbank wird heute der Fed folgen und ihren Leitzins ein weiteres Mal erhöhen. Der geldpolitische Entscheid wird um 13:00 Uhr MEZ kommuniziert. Die Mehrheit der Ökonomen rechnen mit einer Erhöhung um 0.25 Prozentpunkte auf +1.0%, womit der Leitzins den höchsten Stand seit 2009 erreichen wird. Mit dem weiteren Zinsschritt wird die Bank of England dem anhaltenden und breiten Preisanstieg entgegentreten. Die gestiegenen Energiekosten haben auch zum stärksten Anstieg der Einzelhandelspreise in Grossbritannien seit mehr als zehn Jahren geführt. Im April erhöhten sich die Preise auf Jahressicht um +2.7%. Lebensmittel verteuerten sich gar um +3.5%.
Die neusten Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfragen im Euroraum zeigten eine leicht verbesserte Stimmungslage der befragten Unternehmen in der Privatwirtschaft. Getragen wird die Stimmung von den Dienstleistern, die von den gelockerten Corona-Restriktionen profitierten. Die Industrie leidet hingegen unter Lieferproblemen im weltweiten Warenhandel und Materialmangel. Insgesamt kletterte der zusammengefasste Einkaufsmanagerindex (PMI Composite) für die gesamte Privatwirtschaft in der Eurozone aber im April auf 55.8 von 54.9 Punkten im März und erreichte damit gar den besten Wert seit rund sechs Monaten. Nach Einschätzung von S&P-Chefökonom Chris Wiliamson zeigt sich die Euro-Wirtschaft angesichts des Ukraine-Kriegs überraschend widerstandsfähig.
In der Exportbilanz Deutschlands werden die Folgen des Ukraine-Krieges deutlich. So gingen die Ausfuhren im März gegenüber dem Vormonat um -3.3% kräftig zurück. Die Exporte nach Russland brachen regelrecht um gut -60% zum Vormonat ein. Auf Jahressicht bleibt die gesamthafte Bilanz zumindest positiv und Deutschland exportierte demnach im März +8.1% mehr seiner Güter in die Welt als ein Jahr zuvor. Die Importe legten gar um rund +20% zum Vorjahr zu.
MEZ | Land | Indikator | Letzte Periode |
00:00 | JP | Feiertag | |
08:00 | DE | Auftragseingang Industrie (März, M/M) | -2.2% |
08:30 | CH | Verbraucherpreise (April, J/J) | +2.4% |
08:45 | FR | Industrieproduktion (März, M/M) | -0.9% |
10:30 | GB | Einkaufsmanagerindex Privatwirtschaft (April) | 57.6 |
13:00 | GB | Bank of England Zinsentscheid | +0.75% |
13:00 | GB | Bank of England Inflationsbericht | |
14:30 | USA | Erstanträge Arbeitslosenversicherung (wöchentlich) | 180'000 |
15:15 | GB | Bank of England Gouverneur Bailey spricht |
Land | Unternehmen | Periode |
CH | Adecco | Q1 |
CH | Swiss Re | Q1 |
DE | Lufthansa | Q1 |
DE | BMW | Q1 |
DE | Henkel | Q1 |
DE | Lanxess | Q1 |
FR | Société Générale | Q2 |
FR | Credit Agricole | Q1 |
FR | AXA | Q1 Umsatz |
FR | Air France | Q1 |
IT | UniCredit | Q1 |
NL | Stellantis | Q1 Umsatz |
BEL | Anheuser-Busch InBev | Q1 |
LUX | ArcelorMittal | Q1 |
GB | Shell | Q1 |
GB | BAE Systems | Q1 Umsatz |
USA | Kellogg | Q1 |
USA | Conoco Phillips | Q1 |
USA | Dropbox | Q1 |
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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG
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