Die amerikanische Zentralbank (Fed) leitete wie erwartet die vorsichtige geldpolitische Wende ein. Da der geldpolitische Wendepunkt absehbar und gut kommuniziert war, reagierten die Kapitalmärkte freundlich. An der Wall Street setzte sich die Rekordjagd fort und am Anleihenmarkt notiert die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen bei 1.6% wenig verändert. Im Zentrum steht heute nun auch der Zinsentscheid der Bank of England, die womöglich einen Schritt weitergehen könnte und einen ersten Zinsschritt wagt.
US-Notenbankpräsident Jerome Powell kündigte gestern Abend wie weitgehend erwartet die Drosselung ihres Wertpapierkaufprogramms an. Vor dem Hintergrund der fortgeschrittenen Erholung der Wirtschaft vom Corona-Einbruch und des steigenden Inflationsdrucks wird das Fed das Volumen von derzeit USD 120 Mrd. monatlich schrittweise um USD 15 Mrd. reduzieren und dann voraussichtlich bis Mitte nächsten Jahres die Käufe einstellen. Fed-Gouverneur Powell unterstrich aber explizit, dass das Ende des Kaufprogramms keinen Hinweis auf eine unmittelbare Zinsänderung gebe. Die Leitzinsen bleiben also noch für längere Zeit auf rekordtiefen 0.0 bis 0.25%. Fed-Chef Powell räumte zwar ein, dass die derzeit hohe Inflationsrate nicht der Definition von Preisstabilität entspreche – die US-Inflationsrate notiert mit +5.4% auf dem höchsten Niveau seit 2008 – betonte aber, dass dies in erster Linie auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen sei. Zudem sei das erklärte Ziel der Vollbeschäftigung trotz Fortschritten auf dem Arbeitsmarkt noch nicht erreicht. Im September war die Arbeitslosenquote in den USA zwar auf 4.8% gesunken. Vor der Pandemie lag die Rate allerdings bei 3.5%.
An den US-Aktienmärkten wurde die geldpolitische Wende der Zentralbank gut aufgenommen und die Indizes blieben auf Rekordkurs. Der Dow Jones Industrial erreichte einmal mehr Rekordniveaus und schloss +0.29% höher bei 36'157.58 Punkten. Der S&P 500 legte noch kräftiger zu und ging mit einem Tagesgewinn von +0.65% bei 4'660.57 Zählern aus dem Rennen. Noch besser lief es an der Technologiebörse Nasdaq, an der die Indizes um rund ein Prozent zulegten. Auch an Asiens Börsen wurde die Fed-Wende mehrheitlich positiv aufgenommen und auch Europas Aktienmärkte dürften angesichts weiterhin günstiger Finanzierungsbedingungen heute freundlich eröffnen.
Im Mittelpunkt steht heute nun der Zinsentscheid der Bank of England, die angesichts des steigenden Inflationsdrucks und vor dem Hintergrund der Energieversorgungsprobleme und Brexit-Nachwirkungen durchaus einen ersten Zinsschritt wagen könnte.
Noch vor der Ankündigung der US-Notenbank dämpfte EZB-Chefin Christine Lagarde die Aussicht auf eine baldige Zinswende der Europäischen Zentralbank. Lagarde sagte an einer Konferenz in Lissabon, dass sie nicht davon ausgehe, dass die Bedingungen für eine Zinsstraffung im nächsten Jahr erfüllt sein werden. Der mittelfristige Inflationsausblick bleibe trotz des aktuellen erhöhten Inflationsdrucks moderat. Die Kapitalmärkte preisen hingegen, vor dem Hintergrund der steigenden Inflation, eine erste Zinsanpassung bereits Mitte 2022 ein.
Der aktuellen Studie des Arbeitsmarktdienstleisters ADP zufolge hat sich in den USA in der Privatwirtschaft zuletzt das Beschäftigungswachstum beschleunigt. Demnach wurden im Oktober 571'000 neue Stellen geschaffen. Analysten hatten im Schnitt mit einem Zuwachs von 400'000 Jobs gerechnet. Am meisten neue Arbeitsplätze kamen im Dienstleistungssektor hinzu.
Der amerikanische Dienstleistungssektor hat im Oktober an Dynamik gewonnen. Den aktuellen Umfrageergebnissen des Londoner Marktforschungsinstituts IHS Markit nach verbesserte sich der Einkaufsmanagerindex (PMI) von 54.9 Punkten im September auf 58.7 Zähler – noch etwas stärker als von Analysten erwartet. Die Aufhellung bei den Dienstleistern verbessert auch die Ausgangslage in der gesamten Privatwirtschaft – der entsprechende PMI (Composite) kletterte von 55.0 auf 57.6 Punkte. Die neusten Umfragewerte deuten IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson zufolge auf eine Erholung der US-Wirtschaft im vierten Quartal, nachdem im Q3 das Wachstum durch die Delta-Variante abgebremst wurde.
Auch in der britischen Dienstleistungsbranche hat sich die Lage im Oktober deutlich verbessert. Gemäss IHS Markit legte der Einkaufsmanagerindex für den Sektor im Vergleich zum Vormonat um 3.7 auf 59.1 Punkte zu. Die Branche habe vor allem von der Lockerung der Corona- und Reisebeschränkungen profitiert. Zu schaffen machen den Dienstleistern laut IHS Markit aber ein akuter Personalmangel.
MEZ | Land | Indikator | Letzte Periode |
08:00 | DE | Auftragseingang Industrie (September, M/M) | -7.7% |
09:00 | CH | SECO Konsumklimaindex (Q4) | +10.0 |
09:15 | SP | IHS Markit Einkaufsmanagerindex Dienstleister (Oktober) | 56.9 |
09:45 | IT | IHS Markit Einkaufsmanagerindex Composite (Oktober) | 56.6 |
09:50 | FR | IHS Markit Einkaufsmanagerindex Dienstleister (Oktober) | 54.7 |
09:55 | DE | IHS Markit Einkaufsmanagerindex Dienstleister (Oktober) | 52.0 |
10:00 | EZ | IHS Markit Einkaufsmanagerindex Composite (Oktober) | 56.2 |
11:00 | EZ | Erzeugerpreise (September, J/J) | +13.4% |
13:00 | GB | Bank of England Zinsentscheid | +0 |
13:30 | USA | Handelsbilanz (September) | USD -73.3 Mrd. |
13:30 | USA | Erstanträge Arbeitslosenversicherung (wöchentlich) | 281'000 |
Land | Unternehmen | Periode |
CH | Credit Suisse | Q3 |
DE | Deutsche Post | Q3 |
DE | Hugo Boss | Q3 |
DE | Commerzbank | Q3 |
DE | HeidelbergCement | Q3 |
DE | Hannover Rück | Q3 |
FR | Société Générale | Q3 |
FR | Veolia Environnement | Q3 |
FR | AXA | 9M Umsatz |
IT | Enel | Q3 |
SP | Telefonica | Q3 |
NL | ING | Q3 |
GB | Sainsbury | Q3 |
GB | BT Group | Q3 |
USA | Moderna | Q3 |
USA | Kellogg | Q3 |
USA | News Corp | Q3 |
USA | Dropbox | Q3 |
USA | Airbnb | Q3 |
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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG
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