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Gold erreicht Rekordhoch, Aktienmärkte uneinheitlich - Zinssenkungserwartungen kehren zurück

Gold stieg am Dienstag auf ein Rekordhoch, nachdem die Äusserungen des Vorsitzenden der Federal Reserve, Jerome Powell, die Erwartungen auf weitere Zinssenkungen in diesem Jahr stärkten. Damit rückten die Sorgen über verschärfte US-chinesische Handelskonflikte und die anhaltende Deflation in China in den Hintergrund. Die US-Aktienmärkte schlossen uneinheitlich zum Auftakt der Berichtssaison: Während der Dow Jones zulegte, hinkten Technologiewerte hinterher. Die meisten asiatischen Börsen notierten am Mittwoch deutlich höher - angeführt von starken Gewinnen in Japan, Südkorea und Australien. Die europäischen Börsen taten sich dagegen schwer, da die Inflation in Deutschland anzog. Die Anlegerinnen und Anleger richten ihren Fokus weiterhin auf die bevorstehenden US-Unternehmenszahlen und wichtige Inflationsdaten aus der Eurozone.

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  • Autor Shane Strowmatt, Senior Investment Writer
  • Lesezeit 5 Minuten

Zinsen

Powell erklärte am Dienstag, dass die Risiken für den US-Arbeitsmarkt zugenommen hätten, was darauf hindeutet, dass bei der nächsten Sitzung der Zentralbank noch in diesem Monat eine weitere Zinssenkung in Betracht gezogen werden könnte. Powell hob hervor, dass die Geldpolitikerinnen und -politiker weiterhin von Sitzung zu Sitzung entscheiden, wobei das Ziel bleibt, die Inflation zu senken, ohne den Arbeitsmarkt zu gefährden. Er wies zudem darauf hin, dass offizielle Beschäftigungsdaten aufgrund des Government Shutdowns verzögert vorliegen. Die Fed orientiert sich deshalb derzeit an Daten aus dem Privatsektor, um die Lage am Arbeitsmarkt einzuschätzen - dies angesichts der Unsicherheit über das richtige Gleichgewicht zwischen Inflation und Beschäftigung. Powell deutete ebenfalls an, dass die Federal Reserve die Reduzierung ihrer Bilanzsumme bald stoppen könnte, da die durch den Handelskonflikt hervorgerufenen Preissteigerungen bislang nur geringe Auswirkungen auf die breite Inflation gezeigt hätten.

China weiter in der Deflation

Die vorsichtigen Aussagen von Powell stützten die asiatischen Aktienmärkte und milderten einen Teil der negativen Stimmung aufgrund der anhaltenden US-chinesischen Handelsstreitigkeiten ab. Der Nikkei 225 legte um 1.8% zu, der südkoreanische Kospi gewann 2.5% und Australiens S&P/ASX 200 stieg um 1%. Der Hang Seng Index in Hongkong notierte 1.4% höher und Chinas CSI 300 lag trotz anhaltender Deflation in der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft 0.6% im Plus, da die Märkte auf weitere Stützungsmassnahmen der Regierung setzten. Der chinesische Verbraucherpreisindex sank im September um 0.3% im Jahresvergleich und fiel damit stärker als erwartet. Offizielle Zahlen vom Mittwoch unterstreichen den anhaltenden Deflationsdruck: Der Erzeugerpreisindex ging nach stärkeren Rückgängen in August und Juli um 2.3% zurück. Die Kerninflation kletterte auf 1% und erreichte damit den höchsten Stand seit Februar. Dennoch bleiben die Binnennachfrage und der Handelskonflikt schwach, insbesondere angesichts der drohenden 100% US-Zölle auf chinesische Exporte. Während Regierungsbemühungen zur Eindämmung von Überkapazitäten zu einem Anstieg der Industriegewinne führten, belasten Preiskämpfe und der schwache Immobilienmarkt weiterhin die Aussichten.

US-Aktienmärkte uneinheitlich - Zinssenkungshoffnungen stützen

Die US-Aktienmärkte lieferten am Dienstag gemischte Ergebnisse: Der Dow Jones Industrial Average stieg um 0.4% auf 46'270.46 Punkte. Hier überwogen Erwartungen auf weitere Zinssenkungen der Federal Reserve die erneuten Sorgen über den US-chinesischen Handelsstreit. Der S&P 500 verlor 0.2%, der Nasdaq 100 gab 0.7% nach. Einige Banktitel, darunter Citigroup (+3.9%) und Wells Fargo (+7.2%), profitierten von starken Quartalszahlen zum Start der Berichtssaison, während andere Banken wie JPMorgan (-1.9%) und Goldman Sachs (-2%) Verluste verbuchten. Aktien von Unternehmen aus dem Bereich kritische Metalle stiegen im Zuge des US-chinesischen Wettbewerbs um Seltene Erden deutlich an.

Gold auf Rekordhoch im Spannungsfeld zwischen den USA und China

Gold schoss am Dienstag auf ein Allzeithoch von knapp USD 4190 pro Feinunze, gestützt durch die erhöhten Spannungen zwischen den USA und China sowie die Erwartung von zwei weiteren Zinssenkungen der Federal Reserve in diesem Jahr. Auch Silber erreichte mit über USD 53 pro Feinunze ein neues Rekordhoch, bevor es wieder etwas nachgab. Beide Edelmetalle wurden von einer starken Nachfrage als sicherer Hafen getragen, da die Renditen von US-Staatsanleihen fielen und die geopolitische Unsicherheit hoch blieb. Sinkende Renditen, verstärkte Zentralbankkäufe und wachsende Bestände in börsengehandelten Fonds stützten die Preise für Edelmetalle zusätzlich. Die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen sank auf etwa 3.5%, die zehnjährige lag bei rund 4%.

Inflation in Deutschland steigt auf Jahreshöchststand

Die jährliche Inflationsrate in Deutschland stieg im September auf den Jahreshöchststand von 2.4%, nach 2.2% im August. Dies ist vor allem auf deutlich höhere Preise für Dienstleistungen und mehrere Lebensmittelkategorien zurückzuführen, während die Energiekosten weiterhin zurückgingen - wenn auch langsamer. Trotz der nachlassenden Preisdynamik seit Kriegsbeginn in der Ukraine kletterte die Kerninflation auf 2.8%, was viele Verbraucherinnen und Verbraucher nach wie vor im Alltag spüren. Am Dienstag zeigten Umfragedaten zudem einen Anstieg der Konjunkturerwartungen von Finanzmarktteilnehmerinnen und -teilnehmern für die deutsche Volkswirtschaft im Oktober: Der ZEW-Index für die Konjunkturerwartungen verbesserte sich auf 39.3 Punkte, insbesondere aufgrund besseren Aussichten für exportorientierte Branchen. Die Bewertung der aktuellen Lage bleibt jedoch verhalten und die Stimmung im Euroraum schwächer - auch wegen politischer Unsicherheiten in Frankreich. Die europäischen Aktienindices verloren am Dienstag an Wert: Der Euro Stoxx 50 fiel um 0.2%, Deutschlands DAX sank um 0.6% und Frankreichs CAC 40 gab 0.2% nach.

Schweizer Produzenten- und Importpreise sinken im September

Der Produzenten- und Importpreisindex der Schweiz ist im September 2025 gegenüber August um 0.2% auf 105.3 Punkte gefallen, wie am Dienstag veröffentlichte Zahlen zeigen. Verantwortlich dafür waren insbesondere sinkende Preise für Erdöl, Erdgas und verwandte Produkte, während Rohkaffee sich deutlich verteuerte. Im Vorjahresvergleich sank der Index um 1.8%. Der Swiss Market Index gab am Dienstag um 0.4% nach.

Arbeitsmarkt in Grossbritannien stabilisiert sich - Arbeitsplatzverluste verlangsamen sich

Offizielle Daten vom Dienstag zeigen, dass sich der britische Arbeitsmarkt im Sommer stabilisierte. Die Zahl der Beschäftigten auf der Lohnliste stieg zwischen Juli und August um 10'000, doch vorläufige Angaben weisen im September auf einen Rückgang um 10'000 hin. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich in den drei Monaten bis August auf 4.8%, was vor allem auf höhere Jugendarbeitslosigkeit zurückzuführen ist, während die Zahl der offenen Stellen weiterhin, wenn auch langsamer, sinkt. Das Lohnwachstum ohne Boni verlangsamte sich auf 4.4%, den niedrigsten Wert seit Dezember 2021, während die Gesamtvergütung (einschliesslich Boni) um 4.7% stieg - vor allem dank stärkerer öffentlicher Tariferhöhungen. Die Daten unterstützen die Erwartung, dass die Bank of England kurzfristig keine Zinssenkung vornehmen dürfte, da die Geldpolitikerinnen und Geldpolitiker auf weitere Anzeichen für nachlassenden Lohnauftrieb warten.

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Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG