LGT Navigator

Zentralbanken, Trump-Xi-Treffen und Big-Tech-Gewinne bestimmen die Marktlage

Die Märkte stehen vor einer entscheidenden Woche, da Anlegerinnen und Anleger auf die Zinsentscheide der Federal Reserve (Fed), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of Japan (BOJ) sowie auf einen mit Spannung erwarteten US-China-Handelsgipfel und die Quartalszahlen wichtiger US-Technologieunternehmen blicken. Weltweit legten Aktien zum Wochenstart deutlich zu: Die asiatischen Indizes erreichten neue Rekordstände und auch die Wall Street schloss am Freitag auf neuen Höchstständen, getrieben von Optimismus über mögliche Zinssenkungen und Entspannung in den US-China-Beziehungen. Die Goldpreise fielen am Montag auf rund USD 4080 pro Unze und setzten die Verluste der Vorwoche fort, nachdem die gesunkenen geopolitischen Risiken die Nachfrage nach dem "sicheren Hafen" verringerte. Bitcoin stieg hingegen um 3.5% auf etwa USD 115'500.

  • Datum
  • Autor Shane Strowmatt, Senior Investment Writer
  • Lesezeit 5 Minuten

Navigator Investor Compass
© Shutterstock

Diese Woche richten sich die Blicke der Märkte auf die Geldpolitik, da Fed, EZB und BOJ am Mittwoch und Donnerstag ihre Zinsentscheide bekanntgeben. Die Anlegerinnen und Anleger werden zudem Hinweise darauf suchen, wie ein mögliches Handelsabkommen zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt aussehen könnte, wenn US-Präsident Donald Trump am Donnerstag den chinesischen Präsidenten Xi Jinping trifft – das erste persönliche Treffen der beiden seit Trumps Rückkehr ins Amt im Januar. In den USA führt der anhaltende Regierungsstillstand weiterhin zu Verzögerungen bei der Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten; unter normalen Umständen würden die Anlegerinnen und Anleger am Donnerstag auf die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt des dritten Quartals und am Freitag auf die Daten zum Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE) achten. Unternehmenszahlen helfen, die Datenlücke zu füllen: Am Mittwoch legen die "Magnificent 7"-Aktien Alphabet (Google-Mutter), Meta Platforms und Microsoft ihre Zahlen vor, am Donnerstag folgen Amazon und Apple. In Europa liegt der Fokus auf der Inflation: Am Freitag werden im Euroraum die Verbraucherpreisindizes (VPI) für Oktober veröffentlicht; Deutschland und Frankreich melden am Donnerstag das Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal zusammen mit den Eurozonen-Zahlen. Am Freitag analysieren Anlegerinnen und Anleger in Asien den Einkaufsmanagerindex (PMI) Chinas für Oktober sowie den VPI Tokios.

Asiatische Aktien steigen dank Fed-Hoffnungen und positiver Handelszeichen

Die asiatischen Märkte legten am Montag zu, angetrieben durch wachsende Erwartungen an eine Zinssenkung der Federal Reserve in dieser Woche und Fortschritte in den US-China-Handelsgesprächen. Die wichtigsten Indizes in Japan und Südkorea führten die Gewinne an: Japans Nikkei übersprang erstmals die Marke von 50'000 Punkten, der südkoreanische KOSPI kletterte ebenfalls auf neue Rekordstände, getragen von starken Zahlen grosser Technologieunternehmen wie Samsung Electronics und SK Hynix. Der Nikkei 225 lag 2.5% höher, der Kospi gewann 2.6% und Australiens S&P/ASX 200 stieg um 0.4%. Der Hang Seng Index in Hongkong legte um 1.1% zu, der chinesische CSI 300 gewann ebenfalls 1.1%, nachdem die Industriegewinne in China im September um 21.6% gegenüber dem Vorjahr stiegen – der grösste Zuwachs seit November 2023. Die generell risikofreudige Marktstimmung wurde durch die Nachricht befeuert, dass US- und chinesische Unterhändler sich auf einen vorläufigen Handelsrahmen geeinigt haben und damit neue Zollandrohungen sowie Exportbeschränkungen für Seltene Erden ausbremsten.

US-Indizes erreichen neue Höchststände

Die US-Aktienmärkte erzielten am Freitag neue Rekorde: Der Dow Jones Industrial Average schloss 1% höher bei 47'207.12 Punkten, der S&P 500 stieg um 0.8% auf 6791.69 Punkte; beide wiesen Wochengewinne von 2.2% aus. Die moderaten US-Inflationszahlen für September stützten die Stimmung und schürten die Erwartung einer Fed-Zinssenkung am Mittwoch. Die Verbraucherpreise legten im September um 0.3% zu, womit die jährliche Inflationsrate bei 3% lag – beides unter den Markterwartungen und nur knapp über August mit 2.9%, wie die Daten wegen des US-Regierungsstillstands mit Verspätung am Freitag veröffentlicht wurden. Der Kern-Verbraucherpreisindex, der Lebensmittel und Energie ausklammert, stieg ebenfalls um 0.2% im Monatsvergleich und um 3% im Jahresvergleich, entsprechend dem Tempo im August.

US-Unternehmenstätigkeit beschleunigt sich

Die US-Unternehmenstätigkeit gewann im Oktober an Dynamik: Der Output-Index des S&P Global Composite PMI stieg von 53.9 im September auf 54.8 und signalisiert eine solide Expansion im Dienstleistungs- und Industriesektor. Trotz des stärkeren Outputs verschlechterte sich die Stimmung für die Zukunft deutlich, was auf protektionistische Handelspolitik unter der Trump-Administration, schwächere Exportnachfrage und steigende Lagerbestände zurückgeführt wird. Gleichzeitig verzeichnete der Verbraucherindex der Universität Michigan einen vorläufigen Wert von 53.6 im Oktober, nach 55.1 im September und deutlich unter den Erwartungen von 55.0, wie die am Freitag veröffentlichten Daten zeigen. Der Rückgang weist auf nachlassendes Verbrauchervertrauen hin, was den US-Dollar belasten und erhöhte Vorsicht bei den Haushalten hinsichtlich der aktuellen und zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung widerspiegeln könnte. Das sinkende Vertrauen nährt die Sorge vor einer Abschwächung der Konsumausgaben, einem zentralen Treiber für das US-Wachstum.

Wirtschaft im Euroraum wächst im Oktober unerwartet

Die Wirtschaft der Eurozone verzeichnete im Oktober ein überraschendes Plus: Der Composite Purchasing Managers’ Index kletterte entgegen den Prognosen um einen Punkt auf 52.2. Getrieben wurde das Ergebnis von dem stärksten Auftragswachstum seit zweieinhalb Jahren, insbesondere im Dienstleistungssektor, während die Industrie wieder den Wachstumsschwellenwert erreichte. Die positive Entwicklung wurde jedoch durch die fortgesetzte Kontraktion in Frankreich gebremst, was die deutlich freundlichere Aussicht in Deutschland angesichts politischer Unsicherheit in Paris kompensierte. Trotz der Expansion sank das Geschäftsklima in der Region auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten, denn sowohl Industrie als auch Dienstleistungen blicken weniger optimistisch auf die Zukunft. Die europäischen Aktien zeigten sich am Freitag kaum verändert: Der Euro Stoxx 50 legte um 0.1% zu, der deutsche DAX stieg ebenfalls um 0.1% und der französische CAC 40 blieb nahezu unverändert. Der Schweizer SMI erhöhte sich um 0.1%.

Britische Einzelhandelsumsätze übertreffen Erwartungen im September

Grossbritanniens Einzelhandelsumsätze stiegen im September gegenüber August um 0.5% und übertrafen damit die Erwartungen, was den vierten monatlichen Anstieg in Folge markiert. Das Amt für nationale Statistik führt die starken Verkäufe unter anderem auf das günstige Wetter für den Textilkauf zurück und meldete für das dritte Quartal insgesamt ein Plus von 0.9% gegenüber dem Vorquartal. Auch der GfK-Konsumentenvertrauensindex verbesserte sich im Oktober und stieg von -19 im September auf -17, was auf mehr Optimismus bei britischen Haushalten hindeutet.

Unternehmens- und Wirtschaftskalender

Unternehmensnachrichten im Fokus: Quartalszahlen von Welltower. Hauptversammlung von Pernod Ricard.

Konjunkturdaten im Fokus: ifo-Geschäftsklimaindex Deutschland (11:00), Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter USA (14:30), Dallas Fed Herstellungsindex (16:30).

Treffen Sie fundierte Anlageentscheide mit LGT

Globale Markt- und Wirtschaftsentwicklungen auf einen Blick

Folgen Sie uns auch auf Facebook oder LinkedIn – oder besuchen Sie Insights und entdecken Sie spannende Hintergrundartikel. Bei Fragen steht Ihnen ein Berater der Bank gerne zur Verfügung.

Impressum
Herausgeber: LGT Bank (Schweiz) AG, Glärnischstrasse 36, CH-8027 Zürich
Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG