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Die glorreichen Sieben, Sechs, Fünf, Vier,…

Die starke Performance der Aktien von Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla hat die Tech-Giganten in neue Höhen katapultiert, auf die fast 60% der Performance des S&P 500 Index entfallen. Die Konzentration und das schnelle Wachstum dieser sieben Unternehmen geben einigen Anlegerinnen und Anlegern jedoch Anlass zur Sorge. Trotz ihrer Dominanz zeigen sich erste Risse.

Datum
Autor
Chris Burger, CFA, Senior Equity Analyst, LGT Private Banking
Lesezeit
10 Minuten

Die Logos der sieben grössten Unternehmen der digitalen Wirtschaft: Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla.
© istock/MicroStockHub

Im Westernklassiker "Die glorreichen Sieben" kämpfen sieben coole Revolverhelden um Yul Brynner, Steve McQueen und Charles Bronson für die gute Sache und helfen einem mexikanischen Dorf, sich gegen eine terrorisierende Banditenbande zu verteidigen. An der Börse werden die Aktien von Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla so genannt. Den Superlativ haben sie sich verdient, da der Hype um Künstliche Intelligenz den Aktien der grossen US-Technologiekonzerne zu einem rasanten Anstieg verholfen hat: Der US-Index S&P 500 legte im vergangenen Jahr um 26% zu. Die Aktien der glorreichen Sieben (auf Englisch "Magnificient Seven") haben sich im selben Zeitraum im Durchschnitt mehr als verdoppelt und waren damit allein für fast 60% der Index- Performance verantwortlich. Die übrigen 493 Aktien im Index trugen die restlichen 40% zur Performance bei, was auf eine stark konzentrierte Rally und eine relativ tiefe Marktbreite hindeutet. In der Folge stieg die Marktkapitalisierung der sieben Unternehmen auf über USD 13.4 Billionen. Das ist mehr als das Dreifache des BIP der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt (Japan (2022): USD 4.2 Billionen). 

Trotz Bedenken deutet der historische Vergleich nicht auf eine Blase hin

Einige Investorinnen und Investoren sind inzwischen besorgt über das schnelle Wachstum und den hohen Konzentrationsgrad. Der Anteil der glorreichen Sieben am S&P 500-Index ist auf 29% gestiegen. Das ist einer der höchsten Werte in der Geschichte des Index. Doch Konzentration allein ist kaum ein Indikator für eine Blase - die Leitindizes von Grossbritannien, Hongkong, Frankreich, Kanada, der Schweiz und Italien weisen zum Teil noch viel höhere Werte auf. Die sieben Aktien generieren nämlich auch 22% der Gewinne und verfügen gleichzeitig dank ihrer starken Marktpositionen und Technologieführerschaft über weit überdurchschnittliche Wachstumsraten. So stiegen die Gewinne der glorreichen Sieben im letzten Quartal um 56%, während die restlichen 493 Unternehmen im Schnitt einen Gewinnrückgang von 2% ausweisen mussten. Der Unterschied dürfte auch in den kommenden Jahren beträchtlich bleiben. So wird für die glorreichen Sieben bis 2026 ein Umsatzwachstum von 12% pro Jahr prognostiziert, das ist viermal so hoch wie für die übrigen Aktien im Index. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 28.5x für die nächsten zwölf Monate sind die glorreichen Sieben zwar keine Schnäppchen mehr, angesichts des Wachstumspotenzials erscheint die Bewertung aber nicht übertrieben. Auch im historischen Vergleich ist keine ausgeprägte Blase zu erkennen, wenn man bedenkt, dass das KGV des Nasdaq 100 - des gesamten Index, nicht der sieben teuersten Aktien - während der "Dot-com Bubble" bei über 70x lag. Die glorreichen Sieben sind deutlich reifere Unternehmen mit hoher Profitabilität und höheren Eintrittsbarrieren als viele Internetunternehmen damals.

Von den "glorreichen Sieben" zu den "fabelhaften Fünf"?

Dennoch sind die einzelnen Aktien der glorreichen Sieben nicht gegen mögliche Rückschläge immun. Auch die Zusammensetzung der Gruppe ist nicht für alle Zeiten in Stein gemeisselt, da sich die Dynamik der Märkte ständig verändert. Regulatorische Änderungen, technologische Durchbrüche, geopolitische Ereignisse und wirtschaftliche Entwicklungen können dazu führen, dass einige der aktuellen Mitglieder an Bedeutung verlieren, während andere Aktien aufsteigen könnten. In der Vergangenheit wurden Aktien immer wieder in Gruppen mit einem einprägsamen Namen oder Kürzel zusammengefasst. In den 1960er und frühen 1970er Jahren waren beispielsweise die "Nifty 50" sehr beliebt und in den 1990er Jahren zogen die "Vier Reiter" (Cisco, Dell, Intel, Microsoft) die Aufmerksamkeit der Anlegerinnen und Anleger auf sich. Vor einigen Jahren wiederum waren die FAANG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google) der letzte Schrei. Gemeinsam war diesen Aktien eine hohe Marktkapitalisierung und eine starke Performance. Sobald letzteres nicht mehr der Fall war, löste sich die Gruppe wieder auf oder wurde angepasst. 

Angesichts der schwachen Performance von Tesla und Apple (und in jüngster Zeit auch Alphabet) gibt es Stimmen, die eine Anpassung der aktuellen Wall-Street-Lieblings-Clique fordern. Die Aktie von Tesla hat in diesem Jahr 18% verloren. Der Druck durch die wachsende Konkurrenz in der Elektroautobranche nimmt zu, insbesondere auch in China, wo einheimische Hersteller wie BYD, SAIC oder Nio Tesla den Rang streitig machen. Zudem musste der Elektroautobauer im Januar erneut einen Gewinnrückgang hinnehmen und der Ausblick enttäuschte die Anlegerinnen und Anleger ebenfalls. Auch bei Apple wachsen die Sorgen über sinkende Umsätze in China, so dass die Aktie in diesem Jahr um 7% gefallen ist. Die Divergenz zwischen den stärkeren und den schwächeren Titeln der Gruppe nimmt also zu. Wenn sich die Aktien von Tesla und Apple nicht bald erholen, könnten aus den glorreichen Sieben schon bald die "fabelhaften Fünf" werden. Eine andere Möglichkeit wäre, Tesla und Apple durch die europäischen Technologiekonzerne ASML und SAP zu ersetzen: Auch sie haben sich in den vergangenen Monaten im Schatten der ursprünglichen glorreichen Sieben hervorragend entwickelt. Der namensgebende Western-Klassiker erhielt schliesslich auch viele Jahre später eine Neuverfilmung mit Denzel Washington, Chris Pratt und Ethan Hawke.

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