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Starke Aktienmärkte trotz der zehnten EZB-Zinserhöhung in Folge

Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte am Donnerstag ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 4.5% und damit auf den höchsten Stand seit Einführung des Euro im Jahr 1999. Der Schritt war weitgehend erwartet worden. In der Folge schossen die Aktienkurse in die Höhe, da Anlegerinnen und Anleger darauf spekulieren, dass die grossen Zentralbanken der Welt in der Lage sein könnten, eine weiche Landung zu erreichen. Ein Szenario, das eine moderate Inflation ohne allzu grosse wirtschaftliche Schäden mit sich bringt und noch vor wenigen Monaten für unmöglich gehalten wurde.

Datum
Autor
Shane Strowmatt, LGT
Lesezeit
5 Minuten

EZB-Gebäude
© Shutterstock

Die Entscheidung der EZB, die Zinssätze zu erhöhen, war innerhalb des geldpolitischen Gremiums der umstrittenste Entscheid, seit die Notenbank im vergangenen Jahr mit der Straffung der Geldpolitik begonnen hat. Trotz Spekulationen, dass der Höhepunkt des Zinszyklus erreicht sein könnte und die EZB bereits Anfang nächsten Jahres mit Zinssenkungen beginnen könnte, bekräftigte Notenbankpräsidentin Christine Lagarde, dass die Zentralbank noch nicht über Zinssenkungen nachgedacht habe. Die Zinserhöhung erfolgt, obwohl die Europäische Kommission ihre Prognosen für den Euroraum gesenkt hat - im laufenden Jahr wird mit einem Wachstum von noch 0.8% gerechnet - was vor allem auf die Schwäche der grössten Volkswirtschaft des Euroraums, Deutschland, zurückzuführen ist. Der Euro verlor nach dem  EZB-Entscheid rund 0.5% gegenüber dem US-Dollar, während der Euro Stoxx 50 Index den Donnerstag mit einem Plus von 1.3% abschloss.

In den USA machten sich die höheren Energiekosten in den veröffentlichten makroökonomischen Daten bemerkbar. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im August im Vergleich zum Juli um 0.6%, wobei der grösste Teil dieses Anstiegs auf die höheren Benzinpreise zurückzuführen war. Auch der Erzeugerpreisindex verzeichnete mit einem Anstieg von 0.7% im August gegenüber dem Vormonat den stärksten Anstieg seit einem Jahr. Während die US-Notenbank (Fed) Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung gemacht hat, hat der jüngste Anstieg der Energiepreise diese Bemühungen teilweise wieder zunichte gemacht. Am Donnerstag wurde US-Rohöl zum ersten Mal seit fast einem Jahr über der 90-Dollar-Marke gehandelt.

In New York schlossen die Aktienindizes am Donnerstag höher, da Inflationssorgen beiseite geschoben wurden und sich stattdessen die Möglichkeit in Betracht gezogen wurde, dass die Zentralbanken eine weiche Landung schaffen könnten. Der Dow Jones Industrial stieg um fast 1% und der S&P 500 beendete die Sitzung mit einem Plus von 0.8%. Der Nasdaq 100 legte ebenfalls um 0.8% zu.

Bei den Einzelwerten schlossen die Aktien von Arm, die am Donnerstag mit einem Kurs von 56.10 US-Dollar pro Aktie an der Nasdaq in den Handel gestartet waren, 25% höher und beendeten ihre erste Handelssitzung mit 63.59 US-Dollar. Der britische Chipdesigner ist der bisher grösste Börsengang des Jahres und wird von den Anlegern als Indikator für den Gesundheitszustand des gesamten Technologiesektors genau beobachtet.

Im asiatisch-pazifischen Raum legten die Aktienmärkte zu, wobei die meisten grossen Indizes am Freitag um 1% oder mehr gewannen. Sowohl die Einzelhandelsumsätze als auch die Fabrikproduktion in China lagen über den Erwartungen, was die Stimmung zum Ende der Woche aufhellte. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im August im Jahresvergleich um 4.6% und die Industrieproduktion um 4.5%. Der Hang Seng Index in Hongkong legte um 1.3% zu, während der Shanghai Composite nicht mit den anderen wichtigen Indizes der Region mithalten konnte und um 0.2% nachgab. In Tokio wurde der Nikkei 225 mit einem Plus von 1.2% gehandelt und in Südkorea stieg der Kospi um 1.1%. In Australien legte der S&P/ASX 200 um fast 1.5% zu.

In der Schweiz sank der Erzeuger- und Importpreisindex im August um 0.2% gegenüber dem Vormonat. Die stärksten Preissenkungen gab es bei pharmazeutischen und chemischen Erzeugnissen, während die Energiekosten stiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Preise aller inländischen und Importprodukte um 0.8%. Die Anfang des Monats veröffentlichten Daten zeigten, dass die Verbraucherpreise im August im Jahresvergleich um 1.6% gestiegen sind, womit sie den dritten Monat in Folge unter dem Zielwert der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 2% lagen. Die SNB wird ihren nächsten geldpolitischen Beschluss am Donnerstag nächster Woche (21. September) bekannt geben. Der SMI beendete die Sitzung am Donnerstag mit einem Plus von 1.1%.

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Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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