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Australien: Zentralbank hält Leitzins, warnt vor Inflationsrisiken

Die Entscheidung der Reserve Bank of Australia (RBA) vom Dienstag, den Leitzins unverändert zu lassen und gleichzeitig einen deutlich restriktiven Ton im Hinblick auf die Inflation anzuschlagen, belastete die Aktienmärkte im asiatisch-pazifischen Raum. Der australische Leitindex S&P/ASX 200 gab nach. Die vorsichtige Stimmung vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch drückte zudem auf die Wall Street, wo die wichtigsten US-Indizes am Montag im Minus schlossen, und sorgte auch in Asien für einen verhaltenen Handel. In China standen die Börsen unter Druck, nachdem die jüngsten Zusagen Pekings zu zusätzlichen fiskalischen Impulsen von der Sorge um eine zunehmende Konkurrenz für heimische Chipproduzenten überschattet wurden. Ausgelöst wurde diese durch die Entscheidung der USA, Nvidia den Verkauf leistungsfähigerer KI-Chips nach China zu erlauben. In Europa übertrafen Schweizer Aktien ihre Pendants, nachdem sich die Konsumentenstimmung verbessert hatte und der Swiss Market Index den Handel am Montag fester beendete. Der Goldpreis gab leicht nach und notierte bei rund USD 4180 je Feinunze, während Bitcoin auf rund USD 89'900 fiel.

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  • Autor Shane Strowmatt, Senior Investment Writer
  • Lesezeit 5 Minuten

Reserve Bank of Australia
© Shutterstock

Die RBA beliess ihren Leitzins am Dienstag bei 3.6% und liess die Finanzierungskosten damit bereits zum vierten Mal in Folge unverändert, nachdem sie den Zins im Verlauf dieses Jahres insgesamt um 75 Basispunkte gesenkt hatte. Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger nannten die wieder zunehmenden Aufwärtstendenzen bei der Inflation als wesentlichen Grund für den einstimmigen Entscheid. Den Ausschlag habe dabei insbesondere die höher als erwartet ausgefallene Teuerung im Oktober gegeben, während die Kerninflation weiterhin über dem Zielband von 2% bis 3% liegt und sich der Arbeitsmarkt nach Einschätzung der Notenbank nur leicht abkühlen dürfte. Die Zentralbank bekräftigte, sie werde alles Notwendige tun, um Preisstabilität und Vollbeschäftigung zu erreichen. Gleichzeitig verwies sie auf eine robuste Binnennachfrage, nachdem sich Konsum und Investitionen vor dem Hintergrund tieferer Zinsen und eines Handelsabkommens mit den USA erholt haben. Der insgesamt restriktive Tonfall unmittelbar vor dem Zinsentscheid der Fed einen Tag später setzte die Aktienmärkte zusätzlich unter Druck. Australiens S&P/ASX 200 verlor am Dienstag 0.5%, der koreanische Kospi gab 0.3% nach, während sich Japans Nikkei 225 dem regionalen Trend entzog und 0.1% im Plus lag.

Chinesische Chipwerte nach Nvidia-Entscheid unter Druck

Chinesische Indizes gaben nach, während die Märkte die Beschlüsse des Politbüro vom Montag zu einer Ausweitung der fiskalischen Unterstützung und einem voraussichtlichen Wachstumsziel von 5% für das kommende Jahr einpreisten. Der Festlandindex CSI 300 lag 0.6% im Minus, während der Hang Seng Index in Hongkong um 1.3% nachgab. Belastet wurden die Märkte insbesondere von Verlusten bei Halbleiterwerten, nachdem US-Präsident Donald Trump dem US-Chipkonzern Nvidia genehmigte, leistungsfähigere KI-Chips nach China zu liefern. Der Schritt wurde als Rückschlag für chinesische Wettbewerber gewertet. Anlegerinnen und Anleger befürchten, dass der Zugang zu den fortschrittlicheren Nvidia-Chips die Nachfrage nach in China produzierten KI-Prozessoren drücken und Pekings Bestrebungen nach Halbleiter-Selbstversorgungsfähigkeit erschweren könnte, obwohl die chinesischen Behörden betonen, dass der Einsatz ausländischer Chips in kritischen Sektoren weiterhin streng begrenzt bleiben soll.

US-Aktien geben vor Fed-Entscheid leicht nach

Die US-Aktienindizes schlossen am Montag tiefer, da sich die Anlegerinnen und Anleger vor dem anstehenden Zinsentscheid der Fed zurückhaltend positionierten. Der Dow Jones Industrial Average verlor 0.5% auf 47'739.32 Punkte, der S&P 500 gab 0.4% auf 6'846.51 Punkte nach und der Nasdaq 100 büsste 0.3% auf 25'627.95 Punkte ein. Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer gewichten das doppelte Mandat der Fed zwischen Preisstabilität und Vollbeschäftigung neu, wobei einige Ökonominnen und Ökonomen angesichts der bislang trotz der Zollpolitik von Präsident Trump niedriger als erwartet ausgefallenen Inflation eine Zinssenkung für wahrscheinlicher halten. In der Wirtschaftspolitik stellte Trump am Montag ein Unterstützungspaket von USD 12 Mrd. für US-Landwirtinnen und Landwirte vor, um die Folgen seiner umfangreichen Zollmassnahmen abzufedern, die zu höheren Produktionskosten und einer gebremsten Exportnachfrage insbesondere bei Sojabohnen geführt haben.

Schweizer Konsumentenstimmung hellt sich leicht auf

Die Konsumentenstimmung in der Schweiz hat sich im November etwas aufgehellt. Der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) berechnete Index stieg von -36.9 Punkten im Oktober auf -33.8 Punkte, wie am Montag veröffentlichte Daten zeigen. Damit machte der Indikator einen Teil des Rückschlags vom Oktober wett und liegt nun 3.4 Punkte über dem Stand des Vorjahresmonats. Seco meldete im Jahresvergleich Verbesserungen bei den Teilindikatoren zur bisherigen und erwarteten Finanzlage der Haushalte sowie zur Angemessenheit grösserer Anschaffungen, während die Erwartungen an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung weiterhin unter dem Vorjahresniveau liegen. Die Stimmung der Haushalte hatte im April mit -42.4 Punkten ihren Tiefststand in diesem Jahr erreicht, nachdem Trump erste Zollmassnahmen angekündigt hatte, sich bis Juli wieder verbessert und sich im August mit Inkrafttreten höherer US-Zölle auf Schweizer Exporte erneut eingetrübt. Der Swiss Market Index schnitt am Montag besser ab als andere europäische Leitindizes und legte um 0.4% zu. Der Euro Stoxx 50 schloss nahezu unverändert, der deutsche DAX gewann 0.1%, während der französische CAC 40 um 0.1% nachgab.

Deutsche Industrieproduktion steigt im Oktober

Die deutsche Industrieproduktion ist im Oktober preisbereinigt um 1.8% gegenüber dem Vormonat gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Zuvor war für September ein revidierter Zuwachs von 1.1% ausgewiesen worden. Im Jahresvergleich lag die Produktion damit 0.8% über dem Vorjahresniveau. Im Drei-Monats-Vergleich blieb die Gesamtproduktion zwischen August und Oktober allerdings 1.5% unter dem Stand der vorangegangenen drei Monate. Die Bauproduktion nahm um 3.3% zu, die Herstellung von Maschinen und Anlagen erhöhte sich um 2.8% und die Produktion von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen stieg um 3.9%, während der wichtige Automobilsektor ein Minus von 1.3% verzeichnete. In den energieintensiven Industriezweigen legte die Produktion im Monatsvergleich um 0.6% zu und lag damit auch auf Drei-Monats-Sicht 0.6% höher, blieb gegenüber dem Vorjahr jedoch 0.1% im Rückstand.

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Herausgeber: LGT Bank (Schweiz) AG, Glärnischstrasse 36, CH-8027 Zürich
Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG