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Market View & Insights
Viele Unternehmerfamilien tun sich mit der Regelung der Nachfolge schwer. Genau deshalb lohnt es sich, diese frühzeitig anzugehen.
Wie dringlich nicht nur eine frühzeitige, sondern auch eine umfassende Nachfolgeplanung ist, verdeutlicht der Fall eines Unternehmers:
Die Vermögensnachfolge des Unternehmers war lückenhaft, obwohl er sich frühzeitig mit seiner Vermögensnachfolge auseinandersetzte. So passte er im Verlauf der Jahre das Testament mehrfach an. In der letzten Fassung war neu geregelt, dass seine Unternehmensanteile im Ablebensfall nicht nur an seinen leiblichen Sohn, sondern auch zur Hälfte an seine Ehefrau übergehen sollen, die er vor kurzem geheiratet hatte.
Als der langjährige Firmenlenker unerwartet verstarb, stellte sich heraus, dass der Gesellschaftsvertrag des Unternehmens auf die neue testamentarische Erbeinsetzung der Ehefrau nicht abgestimmt war. Der Gesellschaftsvertrag sah nur leibliche Abkömmlinge als nachfolgende Gesellschafter vor.
Die Ehefrau wurde folglich nicht Gesellschafterin und erwarb stattdessen einen Abfindungsanspruch gegenüber der Gesellschaft. Die Liquidität musste kurzfristig beschafft werden und war für das Unternehmen existenzbedrohend.
Dieses Beispiel ist kein Einzelfall: Ein geordneter Vermögenstransfer ist anspruchsvoll und voller Fallstricke. In regelmässigen Abständen berichten die Medien über Konflikte bei der Nachfolgeregelung, die langjährige juristische Auseinandersetzungen zur Folge haben. Diese verursachen nicht nur hohe Kosten, sondern können auch die Existenz eines Unternehmens gefährden.
Dabei geht es nicht um die Vermeidung von Konflikten per se. Werden Konflikte sachlich und fair ausgetragen, kann dies die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärken, zum Beispiel wenn es um die grundsätzliche Ausrichtung des Unternehmens geht.
Demgegenüber können sich Konflikte, in denen sich persönliche Motive mit unternehmerischen Aspekten vermischen, negativ auswirken. Nicht selten sind dafür familiäre Streitigkeiten aus der Vergangenheit der Ausgangspunkt, die keinen Bezug zum Unternehmen haben. Die negativen Folgen betreffen dann aber Unternehmen und Familie gleichermassen.
Vielfach verfügen erfolgreiche Unternehmerfamilien einerseits über ein verbindliches, familieninternes Regelwerk, eine sogenannte Family Governance. Diese hilft, Konflikte zu vermeiden oder zumindest deren konstruktive Bewältigung zu unterstützen. Andererseits diskutieren diese Familien schon frühzeitig über die Unternehmensnachfolge und gestalten das Vorgehen beim Vermögenstransfer vorausschauend und mit praktikablen Regelungen.
In manchen Unternehmerfamilien scheint es fast schon ein Tabu zu sein, über die Nachfolge zu sprechen. Dadurch können unausgesprochene Annahmen entstehen, zum Beispiel, dass die Kinder ohnehin nicht an der Übernahme des Unternehmens interessiert seien oder die Tochter unbedingt den Betrieb übernehmen wolle. Vorstellungen, die sich später als unzutreffend erweisen können.
Ein Familienunternehmer im Bereich der Maschinenindustrie ging jahrelang davon aus, dass seine Kinder kein Interesse am Unternehmen hätten. Die Tochter bereitete sich jedoch für die Unternehmensübernahme vor. Als sie von den Verkaufsplänen des Vaters erfuhr, fiel sie aus allen Wolken. Mangelnde Kommunikation rund um die Unternehmenszukunft kann nicht nur zu Ärger in der Familie führen. Sie kann auch die Zukunft des Unternehmens beeinträchtigen.
Daher ist es essenziell, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam mit der Familie mögliche Optionen sowie die individuellen Wünsche diskutieren. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Werte der Unternehmerfamilie gelegt werden:
Mit einem verbindlichen, familieninternen Regelwerk (Governance) lassen sich Konflikte vermeiden. Bei Unternehmerfamilien sollten die Regelungen die vier Bereiche Unternehmen, Eigentum, Vermögen und Familie abdecken:
Corporate Governance:
Sie befasst sich mit Führungsstrukturen, Kontrollgremien und den professionellen Managementprozessen im Familienunternehmen, um dessen Führung effizienter, transparenter und im Interesse der Eigentümerfamilie zu gestalten. Dabei kann auch festgelegt werden, welche operative Rolle die Familie im Unternehmen spielt.
Ownership Governance:
Sie bezieht sich auf die Regelung der Eigentümerstruktur und -rechte der Familie im Unternehmen. Sie definiert, wie Eigentumsanteile verteilt, übertragen und ausgeübt werden, und wie die Eigentümergemeinschaft zusammenarbeitet. Ownership Governance ist entscheidend, um Klarheit über die Inhaberrollen zu schaffen und die Nachfolge in der Eigentümerschaft zu regeln.
Wealth Governance:
Sie regelt die Verwaltung des Gesamtvermögens der Familie über Generationen hinweg. Das beinhaltet über das Familienunternehmen hinaus auch andere Vermögenswerte wie Immobilien, Beteiligungen oder Finanzanlagen. Ziel ist es, das Familienvermögen nachhaltig zu erhalten und zu vermehren.
Family Governance:
Damit wird die familieninterne Organisation, Kommunikation und Wertevermittlung gestaltet. Strukturen wie Familienräte, Familienversammlungen oder eine Familienverfassung stärken den Zusammenhalt, minimieren Konflikte und fördern gemeinsame Werte und Ziele.
Bei der Vorbereitung einer Nachfolge sind steuerlich natürlich die Begebenheiten der konkreten Staaten zu beachten.
Nehmen wir in der Folge das Beispiel Deutschlands. Hier sollte man bei der Nachfolge auf drei Hauptpunkte achten:
Betriebsvermögen vs. Verwaltungsvermögen:
Man soll sich bewusst sein, dass das Betriebsvermögen zwar in seiner Gesamtheit besteuert wird, bei der Ermittlung des steuerpflichtigen Gesamterwerbs jedoch zwischen steuerlich privilegiertem, originärem Betriebsvermögen und nicht begünstigtem Verwaltungsvermögen unterschieden wird. So gelten beispielsweise Immobilien, liquide Mittel oder börsennotierte Wertpapiere eines Unternehmens als Verwaltungsvermögen und eben gerade nicht oder nur sehr eingeschränkt als erbschaft- bzw. schenkungssteuerlich begünstigtes, originäres Betriebsvermögen.
Vermögenszuflüsse:
Ausserdem sollten zur Vorbereitung der Nachfolge auch die Vermögenszuflüsse betrachtet werden. Dabei geht es insbesondere um sogenanntes junges Verwaltungsvermögen, das innerhalb von zwei Jahren ins Betriebsvermögen gelangt ist. Dieses ist im Nachfolgefall grundsätzlich nicht steuerbefreit und ist somit entsprechend zu versteuern. Wird bei der Nachfolgeplanung dieses Vermögen vorab identifiziert, können gegebenenfalls Massnahmen gesetzt werden, die die Steuerbelastung reduzieren helfen. Denkbar ist zum Beispiel, derartiges Vermögen unternehmerisch zu reinvestieren.
Wohnorte der nächsten Generation:
Ebenso wichtig ist es, den Wohnort oder die steuerliche Ansässigkeit der kommenden Generationen in die Überlegungen einzubeziehen. Wenn diese im Ausland leben, kann dies schenkungssteuerliche wie auch ertragsteuerliche Implikationen zur Konsequenz haben. Denn die Übertragung bestimmter Vermögenswerte an Nachfolgende im Ausland wird im steuerlichen Sinne als "Wegzug" behandelt. Die inhärenten stillen Reserven (Buchgewinne) der Vermögenswerte werden damit unmittelbar besteuert. Familien mit Auslandsbezug sollten vor diesem Hintergrund frühzeitig prüfen, wie sie ihre Vermögenswerte sowie ihr Unternehmen, zum Beispiel im Rahmen von gesellschaftsrechtlichen Anpassungen, von der Frage des Wohnorts oder der Steueransässigkeit der Nachfolgegeneration unabhängig machen.
Risiken gehören zur unternehmerischen Tätigkeit. So übernimmt die Nachfolgegeneration auch Risiken oder "Altlasten", die vor der Zeit der Nachfolgeregelung entstanden sind und der nächsten Generation Kosten verursachen können, mit denen sie nicht rechnen konnte.
Testamente dürfen nicht im Widerspruch zu den Gesellschafterverträgen des Unternehmens und zum Erbvertrag stehen. Solche Widersprüche haben oft kostspielige rechtliche Auseinandersetzungen oder ungewollte Beschränkung der Handlungsfähigkeit des Unternehmens zur Konsequenz, wie das eingangs beschriebene Beispiel zeigt.
Widersprüchliche Verträge sowie "unternehmerische Altlasten" können im Rahmen einer Nachfolge einen plötzlichen Liquiditätsbedarf nach sich ziehen, ebenso das Ausscheiden eines Gesellschafters oder Erben aus dem Familienunternehmen. So können hohe Abfindungsansprüche entstehen, die eine Nachfolgeplanung vorausschauend adressieren sollte. Neben etwaigen Abfindungs- und Haftungsansprüchen sind auch potenzielle Erbschafts- oder Ertragssteuerzahlungen nicht immer vollumfänglich vorhersehbar.
Um dadurch entstehenden Liquiditätsengpässen bei Familienunternehmen vorzubeugen, gilt es, insbesondere bei komplexeren Nachfolgeregelungen, einen zusätzlichen Liquiditätspuffer für unvorhergesehene Ereignisse zu schaffen, um bei einem plötzlichen Bedarf handlungsfähig zu bleiben.
Mit einer soliden Family Governance legen Sie den Grundstein, um Vermögen, Werte und Unternehmen Ihrer Familie zusammenzuhalten und erfolgreich an die nächsten Generationen zu übergeben. Basis unserer Beratung ist die grosse Erfahrung unserer Eigentümerfamilie, des Fürstenhauses von Liechtenstein. Wir kennen die vielfältigen Herausforderungen, denen wohlhabende Familien gegenüberstehen - und wir können Sie gezielt dabei unterstützen, diese zu meistern.
Mehr darüber, wie gemeinsame Werte und Ziele Familien über Generationen zusammenhalten können, erfahren Sie hier:
Eine professionelle Nachfolge hilft die Zukunft des Familienunternehmens zu sichern und kann durchaus auch dessen Wettbewerbsfähigkeit stärken, wenn frühzeitig die Weichen für eine geordnete Nachfolge gestellt werden. Dazu braucht es kompetente Fachexpertinnen und -experten. Denn letztlich muss jede Unternehmensnachfolge individuell angegangen werden.
Jedes Familienunternehmen hat seine eigenen Bedürfnisse. Wurde eine Nachfolgeplanung einmal aufgesetzt, gilt es, diese kontinuierlich zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Denn Familien entwickeln sich weiter und auch das steuerrechtliche Umfeld ist in einem stetigen Wandel begriffen.