LGT Private Banking House View

Dezember 2025 - das Wichtigste in Kürze

Die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft hat die Erwartungen hinsichtlich einer baldigen Zinssenkung durch die Fed gedämpft, während die Eurozone ihr Inflationsziel erreicht und die Schweiz weiterhin mit schwachem Wachstum und niedriger Inflation zu kämpfen hat. Die globalen Aktienmärkte konsolidierten nach den jüngsten Gewinnen, aber die Q3-Gewinne blieben solide, und die Aussichten für die Schwellenländer blieben angesichts der anhaltenden Schwäche des US-Dollars günstig. Die Anleihemärkte blieben robust, wobei US-Hochzinsanleihen auf "Neutral" hochgestuft wurden und Edelmetalle dank höherer Kursziele und der Akkumulation durch die Zentralbanken wieder als "Attraktiv" eingestuft wurden.

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  • Autor Gérald Moser, Head Investment Solutions Europe, LGT Private Banking
  • Lesezeit 7 Minuten

House View Dezember
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Am Ende eines ereignisreichen Jahres verbessert sich die Sicht für Anlegerinnen und Anleger endlich. Die Wiederaufnahme der US-Wirtschaftsdaten nach dem längsten Regierungsstillstand in der Geschichte bietet eine solidere Grundlage für unsere Annahmen: Die amerikanische Wirtschaft hat sich beeindruckend widerstandsfähig gezeigt, und das globale Wachstum - auch wenn es sich gegen Ende 2025 etwas abkühlt - bleibt für das kommende Jahr auf einem konstruktiven Pfad.

Trotz anhaltender Risiken in den Schlagzeilen - von sich verändernden Handelspolitiken bis hin zu geopolitischen Entwicklungen - bleibt das makroökonomische Umfeld insgesamt unterstützend. In den USA sichern die Stärke des Konsums und ein gesunder Arbeitsmarkt die wirtschaftliche Aktivität ab. Auf der anderen Seite des Atlantiks profitiert die Eurozone von gedämpfter Inflation und einer stabilen Politik, während die Schweiz den Zollschock mit ihrer typischen Stabilität verarbeitet. In Asien sorgen Japans fortlaufende Reformen und politische Veränderungen für neue Impulse in der Diskussion um Anlagemöglichkeiten.

Die Finanzmärkte sind nach der Rally, die im Frühjahr begann, inzwischen in eine nüchternere, weniger euphorische Phase eingetreten. Die jüngsten Kursschwankungen - insbesondere im Technologie- und KI-Bereich - spiegeln eher eine gesunde Gewinnmitnahme und den natürlichen Prozess der Korrektur überzogener Erwartungen wider, als eine fundamentale Verschlechterung. Erfreulicherweise bleiben die zugrunde liegenden Unternehmensergebnisse und die Gewinnentwicklung robust, sodass wir die aktuelle Konsolidierung eher als technisch denn als strukturell betrachten.

Wir erwarten für die kommenden Monate eine geduldige Geldpolitik seitens der US-Notenbank, wobei die Zinssätze wahrscheinlich unverändert bleiben werden bis deutlichere Fortschritte bei der Inflation zu verzeichnen sind. Unsere Positionierung bleibt unverändert: Eine moderat risikofreudige Haltung ist aufgrund solider Fundamentaldaten und des Fehlens eindeutiger Übertreibungen in der Marktstimmung gerechtfertigt. Wir sehen weiterhin eine Rolle für Resilienz und Selektivität - wobei wir Chancen und verbleibende Unsicherheiten mit Blick auf 2026 gegeneinander abwägen.

Makroökonomisches Umfeld

Das Ende der durch den "Shutdown" verursachten "Datenlücke" in den USA offenbart eine überraschend robuste Wirtschaft und verringert den Druck auf die US-Notenbank (Fed), die Geldpolitik unmittelbar weiter zu lockern. In der Eurozone liegt die Inflation wieder im Zielbereich und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bewegt sich nahe dem Neutralniveau. Die Schweiz kämpft hingegen mit einer sehr niedrigen Inflation und schwachem Wachstum, dürfte sich jedoch auch ohne weitere Zinssenkungen durch die  Schweizerische Nationalbank (SNB) allmählich erholen.

Anlagestrategie

Wir behalten eine moderate Risikobereitschaft bei, wobei Aktien weiterhin "Übergewichtet" sind und wir weiterhin Schwellenmärkte bevorzugen, da sich weder das makroökonomische Umfeld noch die Fundamentaldaten der Unternehmen unserer Einschätzung nach verschlechtert haben. Festverzinsliche Wertpapiere und alternative Anlagen bleiben "Neutral" und Cash "Untergewichtet" im Vergleich zur strategischen Gewichtung. Die Goldallokation halten wir nach einer kürzlichen Reduzierung auf dem strategischen Gewicht, und Schwellenländeranleihen in Hartwährung bleiben "Übergewichtet", unterstützt durch sich verbessernde Aussenbilanzen und ein konstruktives technisches Umfeld. 

Aktienstrategie

Nach einer kräftigen Erholung von den Tiefstständen nach dem "Liberation Day" verzeichnete der globale Aktienmarkt im November eine Korrektur, da die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die Fed im Dezember abnahm und die Nachhaltigkeit sowie Finanzierbarkeit der angekündigten Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) hinterfragt wurden. Wir erachten die Korrektur nach der starken Rally als gesund, und unsere konstruktive Einschätzung für Aktien bleibt aufgrund eines soliden Gewinnwachstums weiterhin unterstützt, wobei die Ergebnisse für das dritte Quartal erneut besser als erwartet ausfielen. Unsere Präferenz für Aktien aus Schwellenländern bleibt bestehen, begünstigt durch eine anhaltende Schwäche des US Dollar und die Erwartung weiterer Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank, wobei die Diversifikation über Länder wie China, Indien und Korea hinaus geschätzt wird. Der Gesundheitssektor hat sich dank seiner defensiven Eigenschaften und zusätzlicher Vereinbarungen zwischen Pharmaunternehmen und der US-Regierung, die weitere Risiken im Zusammenhang mit Medikamentenpreisen und Branchentarifen reduzieren, gut entwickelt. Da die Bewertungen weiterhin attraktiv erscheinen, behalten wir unsere positive Einschätzung bei.

Anleihenstrategie

Trotz höherer Volatilität bleibt der Anleihenmarkt robust, während der Primärmarkt sich weiterhin äusserst aktiv zeigt. Bis Mitte 2026 rechnen wir nun mit einer Leitzinsobergrenze der Fed von 3.50%. Wir sehen in der bevorstehenden Beendigung der QT-Massnahmen ein Bestreben, die Kontrolle über die Zinskurve auszuweiten, weshalb wir unsere Präferenz für die US-Dollar-Duration auf "Neutral" anheben. Gleichzeitig erhöhen wir unsere Einschätzung von US-High-Yield ebenfalls auf "Neutral", gestützt durch stabilere Konjunkturdaten, attraktivere Bewertungen und eine weiterhin solide Investorennachfrage.

Währungsstrategie

Wir schätzen EUR/USD nach wie vor mit "Attraktiv" ein und heben unsere Ziele an: auf sechs Monate auf 1.20 und auf zwölf Monate auf 1.22. Gleichzeitig senken wir unsere Ziele für USD/CHF auf 0.76 (6 Monate) und 0.75 (12 Monate). Diese Anpassungen spiegeln die aktuelle Struktur der Geldpolitik und die Abwärtsneigung beim US-Dollar wider. Nach den jüngsten Verlusten des britischen Pfunds aufgrund schwächerer Wirtschaftsdaten schliessen wir unsere zuvor als "Unattraktiv" bewertete Haltung bei GBP/USD.

Edelmetalle

Wir passen unsere Haltung gegenüber Edelmetallen wieder auf "Attraktiv" und erhöhen unsere Preisziele. Für Gold lauten unsere Sechs- und Zwölfmonatsziele USD 4500 bzw. USD 4800, was den erwarteten Rückgang der Realzinsen, die anhaltende Akkumulation der Zentralbanken und die Wahrscheinlichkeit weiterer Investitionszuflüsse widerspiegelt. Für Silber peilen wir Sechs- und Zwölfmonatsziele bei USD 57 bzw. USD 58 an, basierend auf der Führungsrolle von Gold, einer allmählichen Verbesserung der Industrienachfrage durch politische Unterstützung und einer anhaltenden Anspannung am Markt.