Kampfmittelbeseitigerin und Risikoberaterin Katrin Atkins: eine Frau mit Mut

Die ehemalige Kampfmittelbeseitigerin und heutige Risikoberaterin wünscht Frauen mehr Selbstbewusstsein.

Frau Atkins, Sie leiteten vor Jahren eine erfolgreiche Werbeagentur in Bern. Und eines Tages wachten Sie auf und wollten plötzlich Kampfmittelbeseitigerin bei der Schweizer Armee werden?
(Lacht) Nicht ganz, aber fast. Damals war ich 28 und hatte bereits sieben Jahre als Gründerin und Geschäftsführerin hinter mir. Ich wollte die Welt sehen und verstehen, nicht für den Rest meines Lebens Werbung für Rasenmäher machen. Dann habe ich zufällig eine Dokumentation über die Entschärfung einer Bombe mitten in Berlin gesehen. So war die Idee geboren, und ich liess mich in Deutschland und bei der Schweizer Armee zur Kampfmittelbeseitigerin ausbilden.

Wer sich selbst nicht so ernst nimmt, findet leichter den Mut, Dinge zu wagen.

Katrin Atkins Risikoberaterin
Katrin Atkins

Sie waren anschliessend in gefährlicher Mission in vielen Ländern unterwegs. Heute beraten Sie Regierungen, Non-Profit-Organisationen oder das Genfer Zentrum für humanitäre Minenräumung. Wie soll man sich Ihre Tätigkeit vorstellen?
Zumeist geht es immer noch um die Beseitigung von Minen oder Streumunition, beispielsweise in Ländern wie Kambodscha, Angola oder Bosnien und Herzegowina. Solange es bewaffnete Konflikte gibt, geht die Arbeit nicht aus. Derzeit schreibe ich zum Beispiel nationale Standards für die Minenräumung für Serbien, helfe Montenegro dabei, eine Blindgängermeldezentrale aufzubauen, und unterstütze die Schweizer Armee bei der Einschätzung von Risiken auf ehemaligen Schiessplätzen. Ausserdem recherchiere ich, wo im Ukraine-Krieg Landminen eingesetzt werden.

Katrin Atkins

Wer einen Weg wie den Ihren wählt, muss unerschrocken sein. Würden Sie Frauen im Geschäftsleben mehr Mut wünschen?
Ja. Aber ich würde es anders formulieren. Ich wünsche uns Frauen mehr Selbstbewusstsein, aber auch viel mehr Gelassenheit und Humor. Wer sich selbst nicht so ernst nimmt, findet leichter den Mut, Dinge zu wagen. Auch ein mögliches "Versagen" verliert dann seinen Schrecken. Zu versagen heisst für mich, Chancen, die sich boten, nicht ergriffen zu haben.

Nebenbei müssen Sie auch Ihr Vermögen managen.
Ja – nach meinem Berufswechsel habe ich meine Werbeagentur verkauft und den Erlös fast gänzlich in Aktienfonds und Aktien investiert. Vorsichtig bin ich, was meine Altersvorsorge angeht. So habe ich alle Möglichkeiten des schweizerischen Vorsorgesystems mit den sogenannten drei Säulen ausgeschöpft. Seit meinem Umzug nach Grossbritannien ist dies aber nur noch sehr beschränkt möglich. Ausserdem habe ich einen Teil meines Vermögens sehr traditionell in Sparkonten und Obligationen angelegt. Insgesamt ergibt diese Mischung eine Art ausgeglichenes Portfolio.

Wie könnte Ihr Leitspruch beim Anlegen lauten?
"Einer klaren Strategie folgen und gut überlegt anlegen." Wie man dabei vorgeht, hängt natürlich von den Lebensumständen ab. Ich habe privat mehrheitlich risikoreich investiert, weil ich nur mich selbst über Wasser halten musste. Wenn eine Familie da ist, für die man finanziell verantwortlich ist, sieht es aber ganz anders aus.

Bei Ihnen kam die Familie eher unverhofft hinzu …
Ich wollte nie heiraten oder Kinder haben – dann habe ich meinen Mann Alex getroffen, und es war Liebe auf den ersten Blick. Er hat aus erster Ehe zwei erwachsene Kinder, das sind nun auch meine Kinder. Die habe ich ganz ohne Windelnwechseln und die schwierigen Pubertätsjahre geschenkt gekriegt!

Hand aufs Herz: Wovor haben Sie Angst?
Bis vor zwei Jahren hätte ich geantwortet: Eigentlich vor nichts, ausser dass ich im Einsatz entführt, gefoltert und vergewaltigt werden könnte. Heute ist meine einzige wirkliche Angst, meinen Ehemann zu verlieren. Liebe macht glücklich. Und verletzlich.

Katrin Atkins, geborene Stauffer. Nach einer Ausbildung in der Schweizer Armee zur Kampfmittelbeseitigerin – so die offizielle Bezeichnung – verkaufte die gelernte Grafikerin ihre gut gehende Berner Werbeagentur. In der Folge war sie im Auftrag der Schweizer Armee für die Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo und in Laos im Einsatz. Später absolvierte sie ein Fernstudium in Risk, Crisis and Disaster Management an der University of Leicester in Grossbritannien. Seit 2017 berät sie mit ihrer Firma RISKey Unternehmen und Organisationen in Sachen Risikoprävention. Das Unternehmen führt sie zumeist von Grossbritannien aus, wo sie mit ihrem Ehemann – einem Minenräumer – lebt.

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