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China im Fokus

China ist auf den Wachstumspfad zurückgekehrt und dürfte das globale Wirtschaftswachstum auch in den kommenden Jahren dominieren. Das weckt das Interesse der Investoren. Wir sehen Potenzial in Schwellenländeraktien und vor allem in chinesischen Titeln.

Datum
Autor
Thomas Wille
Lesezeit
10 Minuten
China Shanghai
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Die westlichen Volkswirtschaften kämpfen nach wie vor mit zu hohen Inflationsraten und schwachen Wachstumszahlen. Gleichzeitig haben die führenden Notenbanken - allen voran die US-Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) - kaum Handlungsspielraum. In den USA sorgt zudem der Streit über die Schuldenobergrenze zusätzlich für Unsicherheit. Die Situation in den Schwellenländern ist dagegen nicht mit derjenigen in den grossen Industrieländern vergleichbar. Vor allem die asiatischen Volkswirtschaften und insbesondere China stehen mittel- bis langfristig im Fokus der Investoren. Das Land der Mitte ist seit der Wiederöffnung nach der Corona-Pandemie auf den Wachstumspfad zurückgekehrt und mit einer jährlichen Inflationsrate von 2% hat die chinesische Zentralbank (PBoC) im Vergleich zum Fed und der EZB einen deutlich grösseren Spielraum.

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Wachstumsmotor

Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das globale Wirtschaftswachstum in den nächsten fünf Jahren von China und Indien dominiert, die für über 35% des weltweiten BIP-Wachstums verantwortlich sein werden. Die grösste Volkswirtschaft der Welt, die USA, wird in diesem Zeitraum nur 11% beitragen können. Die chinesische Volkswirtschaft ist aufgrund ihrer Grösse ein wesentlicher Treiber der Weltwirtschaft. Der Einfluss ist sowohl auf der Nachfrageseite (Rohstoffe) als auch auf der Angebotsseite (verarbeitende Industrie) zentral und nicht mehr wegzudenken. Zudem spielt China bereits heute eine entscheidende Rolle im Konsumbereich. Für Luxusgüterunternehmen wie LVMH oder Smartphone-Hersteller wie Apple sind die chinesischen Konsumenten enorm wichtig. Aber auch für den europäischen Tourismus sind die Gäste aus China essenziell.

Es versteht sich von selbst, dass Anleger die geopolitischen Risiken weder unterschätzen noch vernachlässigen sollten. Aktuelle Themen wie "Peak Globalization" - also die Annahme, dass die Globalisierung ihren Zenit erreicht hat - werden immer wieder für Verunsicherung sorgen. Aus unserer Sicht wird das Rad der Zeit zwar nicht zurückgedreht, doch könnte es zu einer stärkeren Regionalisierung oder Blockbildung kommen. Trotz anhaltender Spannungen zwischen den Weltmächten sind die grossen Wirtschaftsregionen wie die USA, Europa und Asien aufeinander angewiesen, da die Wertschöpfungsketten global agierender Unternehmen stark integriert und damit voneinander abhängig sind.

Attraktive Chancen

Das makroökonomische Umfeld ist günstig für Schwellenländeraktien und vor allem für chinesische Aktien. Aus fundamentaler Sicht ist die Bewertung mit einem KGV von 11x und einem EV/EBITDA von unter 9x sowohl absolut als auch relativ sowie im historischen Vergleich mittel- bis langfristig attraktiv. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum in den G7-Ländern könnte zwar kurzfristig für Gegenwind sorgen. Doch da der US-Dollar seinen Höchststand hinter sich haben dürfte und mittelfristig aufgrund seiner Überbewertung zur Schwäche neigt, sehen wir Potenzial für Schwellenländeraktien und insbesondere für chinesische Titel.
 

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