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November 2025 - das Wichtigste in Kürze

Die globalen Finanzmärkte beeindrucken weiterhin durch ihre Widerstandsfähigkeit und trotzen zahlreichen Prognosen eines deutlichen Abschwungs - selbst in den traditionell schwierigen Herbstmonaten. Der US-Privatkonsum, der globale Wirtschaftsmotor, mildert die Auswirkungen von Zöllen und weltweiten Unsicherheiten zwar ab, zeigt aber vereinzelt Schwachstellen. Dadurch wird ein stabiles, wenn auch bescheidenes, globales Wachstum unterstützt und die US-Notenbank kann ihren Kurs einer vorsichtigen geldpolitischen Lockerung fortsetzen.

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  • Autor Gérald Moser, Head Investment Solutions Europe, LGT Private Banking
  • Lesezeit 7 Minuten

Küstenstrasse im Herbst
© Shutterstock

Exportorientierte Volkswirtschaften haben eine unerwartete Stabilität gefunden, begünstigt durch die anhaltende Nachfrage aus den USA und zunehmende Erfolge bei der Diversifizierung der Handelsbeziehungen. Europa und die Schweiz haben sich gut angepasst, auch wenn die Binnenaktivität hinterherhinkt und politische Unsicherheit bestehen bleibt. China zeigt trotz Gegenwind Flexibilität, indem es die Exporte in neue Märkte ausweitet. Zwar ist das Umfeld nicht risikofrei - die Volatilität an den Kreditmärkten nimmt zu, die Spreads für Hochzinsanleihen weiten sich etwas aus und die Dynamik bei Gold übertrifft die Fundamentaldaten - dennoch zeichnet sich insgesamt eine geordnete globale Transition in eine Welt der Handelszölle ab. Die Inflation bleibt eingegrenzt, wodurch die Zentralbanken das Wachstum unterstützen und gleichzeitig Übertreibungen entgegenwirken können.

Unsere Anlagestrategie spiegelt diese vorsichtige Zuversicht wider. Nach der Volatilität des Spätsommers und einer Lockerung der finanziellen Bedingungen nehmen wir Gewinne bei unserer taktischen Gold-"Übergewichtung" mit und erhöhen unsere Risikobereitschaft leicht, indem wir Aktien auf "Übergewichten" hochstufen. Im Bereich Anleihen verfolgen wir weiterhin einen breit ausgewogenen Ansatz, konzentrieren uns auf hochwertige Anleihen und bleiben bei geringerer Qualität defensiv, da das Risiko dort nicht ausreichend vergütet wird. Regional stufen wir Japan auf "Neutral" hoch und bleiben für die Schwellenmärkte konstruktiv.

Wir setzen unseren Fokus weiterhin darauf, in diesem sich laufend verändernden Umfeld umsichtig zu navigieren, damit Ihre Portfolios von unserem disziplinierten Ansatz, globaler Diversifikation und rechtzeitigen taktischen Anpassungen profitieren.

Makroökonomisches Umfeld

Der robuste US-Konsum hält die Weltwirtschaft bislang stabil und stützt die Exporte anderer Nationen. Dank dieser Nachfrage und zunehmender Exportdiversifizierung blieb das globale Wirtschaftswachstum trotz Zöllen, geopolitischer Risiken und hoher Zinsen robust. Strategisch gesehen sollte die Abhängigkeit vom US-Konsum abnehmen, da andere Länder vermehrt auf ihre Binnenmärkte und resiliente Exportstrategien setzen.

Anlagestrategie

Nachdem die in der Regel schwierigeren Spätsommermonate hinter uns liegen, sehen wir uns in der Lage, das günstige Umfeld angemessen zu berücksichtigen und unsere Risikobereitschaft leicht zu erhöhen. Wir nehmen Gewinne aus unserer taktischen "Übergewichtung" in Gold mit und reduzieren die Position auf "Neutral" im strategischen Gewicht. Damit neutralisieren wir alternative Anlagen insgesamt. Wir reinvestieren diese Erlöse in Aktien, wo unsere Position nun "Übergewichtet" ist und über der strategischen Gewichtung liegt. Festverzinsliche Wertpapiere bleiben unverändert auf "Neutral".

Aktienstrategie

Globale Aktien haben sich zuletzt gut entwickelt und die für den September typische Schwäche gemeistert. Starke Unternehmensgewinne, insbesondere aus dem Bereich der KI-Infrastruktur, unterstützen die anhaltende Dynamik. Wir sind nun "Übergewichtet" in Aktien, bevorzugen Schwellenländer und stufen Japan aufgrund des schwächeren Yen auf "Neutral". Der Gesundheitssektor wird aufgrund sinkender Risiken bei den Arzneimittelpreisen in den USA auf "Attraktiv" hochgestuft, während der Finanzsektor angesichts von Bedenken bezüglich der Kreditvergabe in den USA auf "Neutral" herabgestuft wird.

Anleihenstrategie

Nach einer ruhigen Sommerphase hat die Dynamik an den Zinsmärkten wieder zugenommen. Kurzfristige Belastungsfaktoren wie handelspolitische Spannungen und der US-Government- Shutdown treffen auf einen strukturellen Trend steigender Laufzeitprämien. Eine wachsende Staatsverschuldung, der Bilanzabbau der Zentralbanken und eine schwächere Nachfrage institutioneller Investoren führen zu einer steileren Zinskurve, die zunehmend den neuen Normalzustand markiert. Trotz wachsender Stresssignale bleiben die Spreads an den Kreditmärkten eng. Schwächen im "Leveraged-Loan"-Bereich deuten auf steigende Risiken hin, die es genau zu beobachten gilt. Solange ein deutlicher Wirtschaftsabschwung ausbleibt, dürften die Ausfallraten aber moderat sein. Wir bleiben vorsichtig und halten an unserem "Unattraktiv" und unserer defensiven Einschätzung von Investment Grade und hochverzinslicher Anleihen fest. Die Renditeentwicklungen von Bunds und Treasuries verlaufen zunehmend gegensätzlich. Der Markt zeigt derzeit nur wenig Bereitschaft, für die defensive Qualität deutscher Staatsanleihen eine Renditeeinbusse hinzunehmen. Wir nutzen den jüngsten Rückgang, um unsere Präferenz für Euro-Duration auf "Neutral" zurückzunehmen.

Währungsstrategie

Der US-Dollar dürfte aufgrund des Zinssenkungspfads der US-Notenbank bei gleichzeitig schwächerem Arbeitsmarkt und hartnäckiger Inflation weiterhin unter Druck stehen. Der Euro und der Schweizer Franken sollten von einer stabilen Geldpolitik und robusten wirtschaftlichen Faktoren profitieren, wobei unser Ziel für EUR/USD bei 1.185 (sechs Monate) und 1.20 (zwölf Monate) sowie für USD/CHF bei 0.78 (sechs Monate) und 0.76 (zwölf Monate) liegt; insgesamt empfehlen wir für beide Währungspaare eine neutrale Positionierung.

Gold/Silber

Die Preise für Gold und Silber haben angesichts geopolitischer Unsicherheit, der starken Goldnachfrage seitens der Zentralbanken und einer robusten industriellen Nutzung von Silber eine beeindruckende Rally erlebt, liegen nun jedoch nahe den prognostizierten Niveaus, was zu einem neutralen Ausblick führt. Beide Edelmetalle bleiben wertvolle Portfoliodiversifikatoren. Aber angesichts der jüngsten Kursgewinne, welche die Fundamentaldaten und Prognosen übertroffen haben, ist Vorsicht geboten, da das kurzfristige Volatilitätsrisiko steigt. Unsere Prognose für Gold: USD 4100 (sechs Monate) und USD 4200 (zwölf Monate) und für Silber: USD 50 und USD 52.