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Divergenzen an der Wall Street - SNB hält an Nullzinspolitik fest

Die Aktienindizes an der Wall Street haben sich am Donnerstag unterschiedlich entwickelt: Der Dow Jones Industrial Average erklomm dank des jüngsten Zinsschnitts der US-Notenbank ein Rekordhoch, während die Nasdaq mit Verlusten schloss. Nach dem erwarteten geldpolitischen Entscheid der Fed beliess die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins wie erwartet unverändert. Unterdessen senkte das Ifo-Institut seine Konjunkturprognose für Deutschland angesichts der US-Zölle und hausgemachter struktureller Schwächen.

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  • Autor Alessandro Fezzi, Content & Publications
  • Lesezeit 5 Minuten

Strategist SNB Gebäude
© Shutterstock

An der New Yorker Börse schlugen die US-Aktienindizes am Donnerstag unterschiedliche Richtungen ein: Der Dow Jones Industrial Average stieg um 1.3% auf ein Rekordschlussniveau von 48'704.01 Punkten und profitierte damit erneut von der jüngsten geldpolitischen Lockerung der Fed. Der technologieintensiv besetzte Nasdaq 100 gab hingegen um 0.4% auf 25'686.69 Punkte nach, während der S&P 500 leicht um 0.2% auf 6901.00 Punkte vorrückte. Die Aktien des Softwarekonzerns Oracle fielen um nahezu 11%, nachdem das wachstumsstarke Geschäft mit Produkten im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) die Erwartungen von Analystinnen und Analysten enttäuscht hatte und das Unternehmen zudem höhere Investitionen in KI-Rechenzentren ankündigte. Dies belastete auch die Kurse grosser Chiphersteller wie Nvidia, Applied Materials, ARM und Intel, deren Aktien zwischen rund 1.5% und 4% einbüssten, sowie die Titel der Google-Mutter Alphabet, die 2.4% nachgaben. Die Aktien des Medien- und Unterhaltungskonzerns Walt Disney legten um 2.4% zu, nachdem das Unternehmen einen Einstieg beim ChatGPT-Entwickler OpenAI mit einer Kapitalbeteiligung von USD 1 Billion bekanntgegeben hatte.

Asien-Pazifik-Börsen im Fahrwasser der Wall Street im Plus

Die Aktienbörsen im Asien-Pazifik-Raum verzeichneten am Freitag Zugewinne. Japans Leitindex Nikkei 225 stieg um 1.4%, während der breiter gefasste Topix um 2% zulegte. In Südkorea gewann der Kospi rund 1.1% und Australiens S&P/ASX 200 stieg um 1.2%. Der Hang-Seng-Index in Hongkong legte um rund 1.7% zu, der chinesische CSI 300 erhöhte sich um 0.6%. Dies geschah, obwohl die indische Rupie auf ein Rekordtief von 90.55 zum US-Dollar fiel und der Nifty 50 um 0.4% zulegte. Führende Politikerinnen und Politiker in China schlossen am Donnerstag ihre jährliche Wirtschaftsklausur ab und signalisierten anhaltende Unterstützung für das Wachstum im kommenden Jahr, darunter Massnahmen zur Belebung des Konsums, zur Stabilisierung des Immobiliensektors und zur Stärkung der heimischen technologischen Leistungsfähigkeit.

SNB hält an expansiver Ausrichtung fest

Die Schweizerische Nationalbank beliess ihren Leitzins an der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag bei 0% und verfolgte damit weiterhin eine expansive Ausrichtung, um das Wachstum zu stützen und gleichzeitig die Teuerung innerhalb ihres Preisstabilitätskorridors von 0% bis 2% zu halten. Die Inflation in der Schweiz fiel im November im Jahresvergleich auf 0% und lag damit leicht unter den bisherigen Erwartungen. Die SNB rechnet jedoch weiterhin mit einem allmählichen Anstieg des Preisdrucks in den kommenden Quartalen und prognostiziert nun eine durchschnittliche Teuerung von 0.2% für 2025, 0.3% für 2026 und 0.6% für 2027 und damit leicht weniger als bisher. Die Finanzmärkte erwarten daher mehrheitlich, dass es 2026 noch nicht zu einer Abkehr von der Nullzinsgrenze kommt und der erste Zinsschritt nach oben erst Anfang 2027 erfolgt. Zudem verwies die SNB darauf, dass die jüngste Zielvereinbarung der USA sowie ein etwas freundlicheres globales Umfeld die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft leicht verbessert haben. Sie geht nun von einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts von knapp 1.5% im Jahr 2025 und rund 1% im Jahr 2026 aus, begleitet von einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit. 

Ifo senkt Wachstumsprognose für Deutschland wegen US-Zöllen

Das in München ansässige Ifo-Institut hat seinen Konjunkturausblick gesenkt und rechnet nun für dieses Jahr mit einem realen BIP-Wachstum von 0.1% sowie nur 0.8% und 1.1% in den Jahren 2026 und 2027. Damit liegen die Prognosen jeweils 0.5 Prozentpunkte unter den bisherigen Schätzungen, hauptsächlich aufgrund der US-Zollpolitik und interner struktureller Schwächen. Nach Einschätzung der Ökonominnen und Ökonomen des Instituts werden die unter US-Präsident Donald Trump eingeführten Zölle das Wachstum in Deutschland 2025 um 0.3 Prozentpunkte und 2026 um 0.6 Punkte schmälern. Erhöhte Abgaben auf Autos, Stahl und Aluminium belasteten Schlüsselexportsektoren, selbst nach dem deeskalierenden Handelsabkommen zwischen den USA und der EU. Zwar erwartet das Ifo-Institut einen vergleichsweise robusten Arbeitsmarkt und geht von einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6.3% im Jahr 2025 aus, bevor diese stabil bleibt und bis 2027 wieder leicht auf 5.9% sinkt. Gleichzeitig warnt das Institut jedoch, dass Deutschland nicht vom weltweit erwarteten Wachstum von rund 2.5% pro Jahr profitieren könne und weiter an Wettbewerbsfähigkeit einbüsse. Die Expertinnen und Experten argumentieren, dass umfangreiche staatliche Ausgabenprogramme, darunter ein Infrastrukturfonds von EUR 500 Billion, nur temporäre Impulse liefern dürften, solange es nicht zu tiefergreifenden Strukturreformen komme, die Bürokratie abbauen, hohe Energie- und Sozialkosten senken und die Produktivität steigern. Zusätzlich verweisen sie auf eine verhaltene Konsumnachfrage, da viele Haushalte auf gestiegene Preise mit Ausgabenkürzungen reagierten.

US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe steigen deutlich

Die Erstanträge auf US-Arbeitslosenunterstützung sind in der jüngsten Wochenstatistik um 44'000 auf 236'000 gestiegen. Dies ist der stärkste Anstieg seit März 2020 und übertraf die Erwartung der Ökonominnen und Ökonomen eines deutlich geringeren Zuwachses klar. Der Wert der Vorwoche wurde leicht nach oben revidiert und lag mit 192'000 auf dem niedrigsten Niveau seit mehr als drei Jahren. Die wöchentlichen Erstanträge werden als frühzeitiger Indikator für die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt genau verfolgt und spielen eine wichtige Rolle bei den geldpolitischen Entscheidungen der Federal Reserve.

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Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG