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Zinslockerung der Fed beflügelt die Wall Street, während AI-Sorgen Asiens Börsen belasten

Die dritte Zinssenkung der US-Notenbank (Fed) in Folge hat am Mittwoch zunächst die Stimmung an der Wall Street aufgehellt: Die wichtigsten US-Aktienindizes schlossen im Plus, da Anlegerinnen und Anleger die lockerere Geldpolitik und eine angehobene Wachstumsprognose begrüssten – obwohl die Inflationsrate in den USA nach wie vor über mehrere Jahre über dem Zielwert erwartet wird. Die insgesamt etwas "dovishere" Ausrichtung der Fed, inklusive der Ankündigung umfangreicher Anleihenkäufe, schwächte den US-Dollar und stützte die Anleihenmärkte, während Gold und Bitcoin nach der ersten Post-Fed-Rally nachgaben. Am Donnerstag überwogen jedoch Sorgen um die Profitabilität von KI-Investitionen nach schwächer als erwarteten Quartalszahlen von Oracle. Technologie- und AI-Werte gerieten in Aisen unter Druck, was auf einen schwächeren Handelsstart in den USA und Europa hindeutet – trotz der grundsätzlich unterstützenden Signale der Fed.

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  • Autor Shane Strowmatt, Senior Investment Writer
  • Lesezeit 5 Minuten

Federal Reserve Gebäude
© Shutterstock

Die Fed hat am Mittwoch mit einer 9:3-Entscheidung zum dritten Mal in Folge ihren Leitzins gesenkt und die Spanne für die Federal Funds Rate um 25 Basispunkte auf 3.5% bis 3.75% reduziert. Das sogenannte Dotplot der Zentralbank signalisiert weiterhin nur eine weitere Lockerung im Jahr 2026 und noch eine 2027, bevor sich der Leitzins bei einem längerfristigen Niveau von 3% einpendelt. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell erklärte, die Fed sei nun "gut positioniert, um abzuwarten und zu beobachten, wie sich die Wirtschaft entwickelt". Zugleich hob die Fed ihre Prognose für das US-Wirtschaftswachstum für 2026 auf 2.3% an, erwartet aber, dass die Inflation bis 2028 über dem 2%-Ziel bleibt. Zusätzlich zur Zinssenkung kündigte die Fed an, ihre Wertpapierkäufe wiederaufzunehmen und ab Freitag zunächst USD 40 Milliarden an Treasury Bills zu erwerben, um Spannungen an den Geldmärkten zu lindern – zu einem Zeitpunkt, an dem Powells Amtszeit sich dem Ende nähert und US-Präsident Donald Trump die Nominierung seiner Nachfolge vorbereitet. Die Aktienmärkte reagierten zunächst positiv, während der US-Dollar seine Verluste ausweitete und Anleihen zulegten: Die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen lag bei rund 3.5%, jene zehnjähriger Papiere bei etwa 4.1%. Der Goldpreis gab am Donnerstag nach und notierte bei rund USD 4210 je Feinunze, nachdem die anfängliche Post-Fed-Rally abgeflaut war. Bitcoin tendierte schwächer und wurde bei etwa USD 90'400 gehandelt, im Rahmen einer breiteren Konsolidierung an den Kryptomärkten.

Asiatische Aktienindizes von Tech-Sorgen belastet

Am Donnerstag gerieten die globalen Aktienmärkte unter Druck, nachdem schwächer als erwartete Quartalszahlen des US-Cloudanbieters Oracle Zweifel an der Profitabilität von Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) geweckt hatten. Die Oracle-Aktie brach im nachbörslichen US-Handel um 11.7% ein. Die meisten asiatischen Börsen gaben nach, nachdem die enttäuschenden Zahlen und der Investitionsausblick von Oracle die Frage nach der Nachhaltigkeit der KI-Rally erneut aufwarfen. Kursverluste bei Technologie- und KI-Titeln überlagerten damit die grundsätzlich lockerere Geldpolitik der Fed. Der japanische Nikkei 225 lag 0.9% im Minus, zusätzlich belastet durch Abgaben bei Technologiewerten wie SoftBank. In Korea fiel der Kospi um 0.6%. Der australische S&P/ASX 200 legte hingegen um 0.2% zu, gestützt von der Erwartung weiterer Zinssenkungen der australischen Notenbank nach schwachen Arbeitsmarktdaten. Der Hang Seng Index in Hongkong bewegte sich nahezu unverändert, während der chinesische CSI 300 um 0.9% nachgab.

Zinsschnitt der Fed stützt US-Aktienmärkte

Die US-Aktienmärkte verzeichneten am Mittwoch deutliche Gewinne im Anschluss an die Fed-Entscheidung – bevor die negativen Impulse der Oracle-Zahlen nach Börsenschluss durchschlagen konnten. Der Dow Jones Industrial Average stieg um 1.1% auf 48'057.75 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit Mitte November. Der breiter gefasste S&P 500 legte um 0.7% zu und der technologielastige Nasdaq 100 gewann 0.4%. Die US-Aktienfutures notierten am Donnerstag im Minus und signalisierten, dass die schwache Stimmung aus Asien zum Handelsstart auch auf die US-Märkte übergreifen dürfte. In Europa verliefen die Bewegungen am Mittwoch verhalten: Der Euro Stoxx 50 gab im Vorfeld der Fed-Sitzung um 0.2% nach.

Kanadas Notenbank belässt Leitzins unverändert

Die Bank of Canada hat ihren Leitzins am Mittwoch unverändert bei 2.25% belassen; die Bank Rate liegt bei 2.5% und der Einlagesatz bei 2.20%. Die Notenbank will damit die heimische Wirtschaft durch eine Phase struktureller Anpassung steuern. Kanadas Bruttoinlandsprodukt wuchs im dritten Quartal stärker als erwartet um 2.6%, getrieben vor allem von volatilen Handelsströmen, während die binnenwirtschaftliche Nachfrage stagnierte. Die Notenbank rechnet damit, dass sich das Wachstum im vierten Quartal abschwächt, bevor es 2026 wieder anzieht. Die Teuerung ging im Oktober auf 2.2% zurück, da die Energiepreise sanken und sich der Anstieg der Nahrungsmittelpreise abschwächte. Damit bewegt sich die Gesamtinflation seit mehr als einem Jahr nahe dem 2%-Ziel, während die Kerninflation weiterhin zwischen 2.5% und 3% liegt. Gouverneur Tiff Macklem verwies darauf, dass hohe US-Zölle exportabhängige Branchen wie Stahl, Autos und Holz die Unternehmensinvestitionen bremsen und die Anpassung der Wirtschaft eher struktureller als zyklischer Natur sei. Gleichzeitig dürften jüngste staatliche Ausgabenprogramme, insbesondere im Verteidigungsbereich, die Nachfrage und das Angebot mittelfristig unterstützen.

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Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG