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Unternehmertum

Die Unternehmenskultur als zentraler Erfolgsfaktor

"Culture eats strategy for breakfast - Die Kultur verspeist die Strategie zum Frühstück." Diese pointierte Aussage wird dem Pionier der Managementlehre, Peter Drucker, zugeschrieben. Hinter ihr steht eine ganze Philosophie.  

Datum
Autor
Alastair Turner, CEO, Aspectus Group
Lesezeit
4 Minuten
Ein Englischlehrer steht auf einem Pult in einem Klassenzimmer und spricht zu den Schülern, die zu ihm aufschauen.
Im "Club der toten Dichter" wird eine Kultur der Kreativität und des Nonkonformismus gefördert. © KEYSTONE/Touchstone Pictures/American Pictorial Collection

Diese Philosophie besagt, dass die Strategie die Richtung vorgibt, die Kultur - im Sinne eines tief verwurzelten Ethos einer Organisation oder eines Teams - aber der eigentliche Kompass auf dem Weg zum Erfolg ist. Mit anderen Worten: Bei der Unternehmenskultur handelt es sich um die unsichtbare Hand, welche die Entscheidungen, Verhaltensweisen und letztendlich die Identität eines Unternehmens lenkt. Eine Strategie ohne passende Kultur ist wie ein Schiff ohne Steuerruder. Oder stellen Sie sich eine Fussballmannschaft vor, die eine brillante Strategie hat, deren Spieler aber nicht mitziehen. 

Auf dem Papier überzeugt der Plan sofort, auf dem Platz jedoch versagt er. In einem meiner Lieblingsfilme, Dead Poets Society, spielt Robin Williams einen Englischlehrer mit sehr unorthodoxen Methoden. Sein Führungsstil, der in seiner Philosophie "carpe diem" zum Ausdruck kommt, führt zu einer Kultur der Kreativität und Unangepasstheit, die die Einstellung seiner Schüler zum Leben und Lernen grundlegend verändert. Er ermutigt sie, aus ihrem Leben etwas Aussergewöhnliches zu machen.

Natürlich sind Strategien wichtig, aber der Kern des Erfolgs liegt in der Kultur. Die Strategie gibt die Richtung vor, aber die Kultur bringt uns voran.

Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine Kultur

Die Unternehmenskultur umfasst die spezifischen Werte, Glaubenssätze und Prinzipien eines Unternehmens. Sie prägt die Umgangsformen unter den Mitarbeitenden - und ebenso ihre Entscheidungen - und bildet das Rückgrat der Unternehmensidentität.

Ladenschild mit einer klaren Botschaft: Ihre Kultur ist Ihre Marke
Schlicht, aber wichtig: Ihre Kultur ist Ihre Marke © Shutterstock/ESB Professional

Anders als die Strategie, die häufig nicht über Führungsetagen und Spreadsheets hinausgeht, ist die Unternehmenskultur Teil des Alltags: Sie wird aktiv gelebt und von allen verinnerlicht. Ihre Weiterentwicklung, ihre Förderung und ihr Wandel gehen idealerweise Hand in Hand mit der Entwicklung des Unternehmens.

Dass die Kultur Teil des Alltags ist, gilt auch für jene Unternehmen, deren toxische Kultur zum Untergang geführt hat, oder für starbesetzte Sportmannschaften, deren Performance enttäuscht, weil es an Teamwork und Selbstdisziplin fehlt. Dies gilt sowohl für ein Unternehmen, dessen toxische Kultur zum Niedergang geführt hat, als auch für eine Sportmannschaft, in der ein Mangel an Teamwork und Disziplin trotz Starspielern zu schlechten Leistungen führen kann. Und für etablierte Unternehmen ist es überlebenswichtig und erfolgsentscheidend, ihre Kultur zu ändern oder eine Kultur zu haben, die sich an Veränderungen und Chancen anpassen kann. Ein Beispiel dafür ist Satya Nadella, der Microsoft von einem Unternehmen, das zwar sehr erfolgreich war, sich aber in einem internen Konkurrenzkampf befand, in ein Unternehmen verwandelt hat, in dem Zusammenarbeit und Innovation im Mittelpunkt stehen. Sein Erfolg zeigt die Kraft des kulturellen Wandels.

Die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft, die All Blacks, führt vor einem Spiel den Haka auf.
"Keiner ist grösser als das Team." Die neuseeländische Rugbymannschaft "The All Blacks" setzt auf Bescheidenheit und Teamwork © unsplash/Stefan Lehner

Das Mantra des neuseeländischen Rugby-Teams All Blacks lautet "No one is bigger than the team" ("Niemand zählt mehr als das Team"). Es ist Ausdruck einer Kultur, in der Bescheidenheit und Teamwork an erster Stelle stehen. So wächst eine Handvoll talentierter Individuen zu einer unschlagbaren Einheit zusammen. Die San Antonio Spurs unter Gregg Popovich sind ein weiteres Positivbeispiel: Durch Selbstlosigkeit und harte Arbeit wurde dieses Basketballteam zu einer NBA-Legende.

Feiern und belohnen Sie Verhaltensweisen, die die Unternehmenskultur verkörpern.
 

Alastair Turner, CEO, Aspectus Group

Als Negativbeispiel hingegen seien all die untergegangenen Unternehmen genannt, die primär auf Strategie statt auf Kultur setzten. Erinnern Sie sich noch an Enron? Zweifelsohne ein Unternehmen mit einer robusten Strategie - doch gleichzeitig mit einer Kultur, die von Gier und ethischer Blindheit geprägt war und den spektakulären Zusammenbruch von Enron zur Folge hatte. Die aggressive und wettbewerbsorientierte Unternehmenskultur, in der Profit mehr galt als ethisches Verhalten, stürzte das Unternehmen letztendlich in den Abgrund. Die Parallelen mit der Erzählung The Wolf of Wall Street und ihrem "Helden" Jordan Belfort sind unübersehbar: Auch hier führt eine toxische Unternehmenskultur zunächst zu einem kometenhaften Aufstieg, dann jedoch bald zu einem dramatischen Fall. Die Lehre liegt auf der Hand: Die Unternehmenskultur stützt die Strategie nicht nur, sondern gibt häufig den Ausschlag für ihren Erfolg oder Misserfolg.

Von Anfang an richtig

Für den Erfolg von Start-up-Unternehmen ist es wesentlich, dass sie von Anfang an eine positive Unternehmenskultur schaffen. Die Mitglieder des Gründungsteams geben den Ton für die Zukunft vor und beeinflussen so die langfristigen Erfolgsaussichten. Brian Chesky, einer der Mitgründer von Airbnb, betont den Stellenwert der Kultur in jungen Unternehmen: Seiner Meinung nach bestimmen die ersten zehn Mitarbeitenden die Kultur eines Unternehmens genauso sehr, wie die ersten zehn Kundinnen und Kunden dessen Erfolg bestimmen. Die Transformation des FC Liverpool durch Jürgen Klopp beispielsweise lässt sich nicht ausschliesslich auf sein taktisches Genie zurückführen, sondern auch darauf, dass er eine Kultur der Positivität und der gemeinsamen Überzeugungen pflegt. Es ist entscheidend wichtig, die passenden Werte und Praktiken von Anfang an zu vermitteln.

Hier zählt die Unternehmenskultur am meisten

Wer eine Führungsposition innehat, unternehmerisch tätig ist oder ein Unternehmen besitzt, sollte unbedingt eine Kultur pflegen, die der eigenen Vision und den eigenen Werten entspricht. So legen Sie nicht nur die Basis für Ihren umgehenden Erfolg, sondern auch das Fundament für nachhaltige Wirkung und Profitabilität.

Denken Sie an den Wandel, der mit dem Wachstum eines Unternehmens verbunden ist. An bestimmten Punkten und Schnittstellen im Entwicklungsprozess gelingt es häufig derjenigen Führungsperson, welche die Kultur versteht und zum Vorteil des Unternehmens zu nutzen weiss, das Unternehmen zu neuen Höchstleistungen zu führen.

Hier zählt die Kultur am meisten:

  • Bei Fusions- und Übernahmeprozessen: Die kulturelle Integration stellt häufig eine grössere Hürde bei Fusionen und Übernahmen dar. Fusionen sind zumeist dann erfolgreich, wenn es gelingt, sehr unterschiedliche oder gar inexistente Unternehmenskulturen harmonisch zu verschmelzen.
  • Bei globalen Expansionen: Unternehmen, die weltweit expandieren, tun gut daran, lokale Kulturen zu verstehen und ihre Unternehmenskultur an die lokalen Gegebenheiten anzupassen.
  • Beim Krisenmanagement: In Krisenzeiten kann eine starke Unternehmenskultur als Anker wirken, Resilienz schaffen und Wege in die Zukunft bahnen.

Gute Kultur ist ein gutes Geschäft

Ein Gehweg mit der Aufschrift "PASSION LED US HERE", die Essenz einer leidenschaftlichen Reise.
Eine gute Unternehmenskultur ist wirtschaftlich sinnvoll © unsplash/Ian Schneider

Eine starke Unternehmenskultur bietet in der Praxis materielle Vorteile. Kurz gesagt: Sie rentiert sich. Es besteht eine direkte Korrelation zwischen der Unternehmenskultur, der Einsatzfreude der im Unternehmen tätigen Personen und der Kundenzufriedenheit. Dies ist weithin anerkannt. Untersuchungen von Deloitte zufolge sind erstaunliche 94 Prozent der Führungspersonen und 88 Prozent der Belegschaften der Ansicht, dass eine starke Unternehmenskultur für den Geschäftserfolg entscheidend ist. Eine schlechte Kultur hingegen ist auch für die Produktivität verheerend. Eine Studie der Queens School of Business, die in der Harvard Business Review veröffentlicht wurde, zeigt, dass Unternehmen mit einem geringen Engagement ihrer Mitarbeiter im Laufe der Zeit eine um 18 Prozent niedrigere Produktivität, eine um 16 Prozent niedrigere Rentabilität, ein um 37 Prozent geringeres Beschäftigungswachstum und einen um 65 Prozent niedrigeren Aktienkurs aufweisen.

Mehr noch, die Kultur eines Unternehmens hat signifikante Auswirkungen auf seine Profitabilität und Lebensdauer. Das von einem Professor der Universität Harvard verfasste Werk The Culture Cycle stellt die These auf, dass tragfähige Unternehmenskulturen bis zu 50 Prozent der Differenz zwischen dem Betriebsertrag erfolgreicher und weniger erfolgreicher Unternehmen ausmachen können. Engagierte Mitarbeitende, die die Unternehmenswerte verinnerlichen, bieten ihrer Kundschaft wahrscheinlich den besseren Service, was die Kundenbindung stärkt und letztendlich die Profitabilität des Unternehmens erhöht. Der frühere CEO von Starbucks, Howard Schultz, war sich dieses Zusammenhangs bewusst, wie folgender Satz belegt: "Wenn sich eine Person mit den Werten eines Unternehmens identifizieren kann, bleibt sie der Marke treu." Die Wertschätzung der Mitarbeitenden ist ein zentraler Bestandteil der Starbucks-Kultur. Dieses Konzept hat zu einem treuen Kundenstamm geführt und zu einer soliden finanziellen Leistung beigetragen.

Der Outdoor-Enthusiast, Umweltschützer und Patagonia-Gründer Yvon Chouinard an einem felsigen Strand in seinem Haus in Ventura.
Patagonia hat einen sehr treuen Kundenstamm, der von den Werten des Unternehmens angezogen wird. Yvon Chouinard, Outdoor-Enthusiast, Umweltschützer und Gründer von Patagonia, verkörpert diese Werte. © Lucia Griggi/Redux/laif

Es gibt viele weitere Beispiele. Das Engagement von Patagonia für den Umweltschutz hat eine Kultur geschaffen, die Mitarbeiter und Kunden anzieht, die diese Werte teilen, und so zum Erfolg des Unternehmens beiträgt. Die Virgin Group hat eine tief verwurzelte Unternehmenskultur, die auf die Befähigung der Mitarbeiter (sprich: deren Eigenverantwortung und Autonomie) und die Kundenzufriedenheit abzielt. Es spricht einiges dafür, dass im lockeren, inklusiven und innovativen Umfeld von Virgin Risikofreude und Kreativität an der Tagesordnung sind und dass die positive Unternehmenskultur für die erfolgreiche Expansion von Virgin in eine Reihe von Branchen besonders förderlich war.

Praktische Tipps für die Pflege der Unternehmenskultur

  1. Frühzeitige Integration: Führen Sie kulturelle Werte von Anfang an ein und integrieren Sie diese Werte in die Geschäftstätigkeit.
  2. Authentische Führung: Als Führungskraft sind Sie ein Vorbild: Ihr persönliches Verhalten liefert das Beispiel für die Umsetzung der kulturellen Normen.
  3. Engagement der Mitarbeitenden: Fördern Sie ein starkes Gefühl von Beteiligung und Gemeinschaft bei den Mitarbeitenden.
  4. Offene Kommunikation: Schaffen Sie ein Umfeld, in dem Dialog und Feedback zählen und gefördert werden.
  5. Anerkennung und Belohnung: Feiern und belohnen Sie Verhaltensweisen, die die Unternehmenskultur verkörpern.
  6. Eine lebendige Kultur entwickelt sich konstant weiter: Nehmen Sie Ihre Kultur regelmässig unter die Lupe und sorgen Sie dafür, dass sie Schritt hält mit dem Wachstum des Unternehmens und den Veränderungen des Umfelds.

Während Strategien zweifellos von entscheidender Bedeutung sind, um die Ziele und die Richtung jeder Organisation festzulegen, ist es die vorherrschende Kultur, die diese Strategien wirklich stimuliert und zum Leben erweckt. Eine starke, positive Kultur ist die treibende Kraft, die die Interaktionen zwischen den Teammitgliedern, ihren Umgang mit Widrigkeiten und ihre Gesamtleistung beeinflusst. Der Zusammenhang zwischen einer lebendigen Kultur, einem hohen Mass an Engagement und dem Erfolg eines Unternehmens ist offensichtlich und unmittelbar. Es ist also nicht nur die Strategie, die man anwendet, sondern auch die Kultur, die man pflegt, die über den langfristigen Erfolg eines Unternehmens entscheidet.

Wo eine gesunde Unternehmenskultur zählt

Gegenseitiger Respekt, persönliche Integrität und Loyalität sind die Eckpfeiler der Unternehmenskultur der LGT. Wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden wachsen, sich entwickeln und gemeinsam etwas bewegen. Erfahren Sie mehr über die Kultur und die Werte der LGT.

 

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