LGT Private Banking House View

März 2024 - das Wichtigste in Kürze

In dieser Ausgabe überprüfen wir einige unserer Prognosen aus dem "Ausblick 2024" und werfen einen Blick auf die jüngsten Entwicklungen an den Finanzmärkten. In unserem Makro-Beitrag erörtern wir die Herausforderungen, mit denen das verarbeitende Gewerbe in den letzten Jahren konfrontiert war, beleuchten die Faktoren, die hinter dieser Entwicklung stehen, und geben einen Ausblick für diesen wichtigen Wirtschaftssektor. Darüber hinaus beurteilen wir die Aussichten für US-Technologieaktien und chinesische Aktien und bekräftigen unsere positive Einschätzung von "Anleihen-Proxies".

Datum
Autor
Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
Lesezeit
7 Minuten
House View March Global Manufacturing
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In dieser Ausgabe unserer monatlichen House View blicken wir zurück auf einige der Prognosen, die wir Ende letzten Jahres in unserem "Ausblick 2024" veröffentlicht haben, und konzentrieren uns auf die jüngsten Entwicklungen auf den Finanzmärkten.

In unserer aktuellen Einschätzung des makroökonomischen Umfelds gehen wir auf die Herausforderungen ein, mit denen das verarbeitende Gewerbe in den letzten Jahren konfrontiert war. Das Wirtschaftsklima und die Einkaufsmanagerindizes für den Industriesektor haben sich vor allem in Europa deutlich eingetrübt. Wir beleuchten die Faktoren, die hinter dieser Entwicklung stehen, und geben einen Ausblick für diesen wichtigen Wirtschaftsbereich. Eine Verbesserung des Geschäftsklimas im verarbeitenden Gewerbe, wenn auch von einem niedrigen Niveau aus, wäre ein willkommenes Signal für die Aktienmärkte. Dies insbesondere für den S&P 500, der derzeit ungewöhnlich stark vom Technologiesegment getrieben wird. Am anderen Ende des Performance-Spektrums waren chinesische Aktien im Marktkonsens am stärksten untergewichtet, haben aber in letzter Zeit einige positive Signale ausgesendet und sind aus ihrem Abwärtstrend ausgebrochen. Wir erörtern die Aussichten für US-Technologiewerte und chinesische Aktien und überprüfen unsere positive Einschätzung von "Anleihen-Proxies", die wir auch in unserem "Ausblick 2024" erwähnt haben.

In unserer Anlagestrategie bewerten wir zwei unserer Überzeugungen aus dem Jahresausblick 2024. Die erste war, dass Wachstum zum Haupttreiber für risikobehaftete Anlagen wird und die Rendite übertrifft. Bei der zweiten Prognose sind wir davon ausgegangen, dass die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere kein weiteres Jahr mit niedrigen Renditen erleben würden. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass sich unsere beiden Überzeugungen im laufenden Jahr bewahrheiten werden. Apropos Rentenmärkte: Wir relativieren das jüngste Wiederaufflammen des Bankenstresses durch die scheinbare Ruhe an den internationalen Anleihemärkten. Im Moment scheint der Markt diese Ereignisse isoliert zu betrachten und sich weiterhin auf die robuste US-Wirtschaft zu konzentrieren. Wir fügen auch unsere Gedanken zur jüngsten Neubewertung der Geldpolitik der Zentralbanken hinzu, die nun viel näher an unseren eigenen Prognosen liegt.

In unserem Währungskommentar gehen wir schliesslich auf den Schweizer Franken und die Neuausrichtung der Währungsinterventionen der SNB ein. Die Nationalbank hat einen sehr pragmatischen Ansatz für ihr Währungsmanagement gewählt und sich in letzter Zeit auf die negativen Auswirkungen eines starken realen effektiven Wechselkurses auf die Schweizer Wirtschaft fokussiert.

Makroökonomisches Umfeld

Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe verzeichnete in den letzten zwei Jahren einen deutlichen Rückgang, wobei Europa einen schwerwiegenderen und länger anhaltenden Abschwung als die USA erlebte. Die Branche erleidet einerseits einen zyklischen Abschwung und steht andererseits vor langfristigen strukturellen Herausforderungen. Das schwache Industriewachstum ist auf die hohen Zinsen, Bedenken hinsichtlich des künftigen Wirtschaftswachstums und auf eine Vielzahl externer Faktoren, die kapitalintensive Geschäftsmodelle beschädigen, zurückzuführen. Vor dem Hintergrund anziehender Aktienmarktbewertungen und einer Bodenbildung in den einschlägigen Einkaufsmanagerindizes versucht der Industriesektor inzwischen zumindest eine zögerliche Stabilisierung.

Anlagestrategie

In unserem Anfang Dezember veröffentlichten Jahresausblick haben wir vier Überzeugungen für das Jahr 2024 hervorgehoben: 1) Das Wachstum wird die Renditen als Haupttreiber für risikobehaftete Anlagen überholen, 2) es ist unwahrscheinlich, dass die Rentenmärkte ein weiteres Jahr mit niedrigen Renditen erleben werden, 3) die Geopolitik wird weiterhin im Mittelpunkt stehen und 4) unkorrelierte Anlagen werden weiterhin wichtig sein, um ein Portfolio zu diversifizieren. Drei Monate nach der Veröffentlichung nutzen wir nun die Gelegenheit, um eine erste Einschätzung zu unseren ersten beiden Aussagen abzugeben, da sich diese direkt in den aktuellen Marktentwicklungen widerspiegeln.

Aktienstrategie

In den USA zeichnet sich eine Stabilisierung der industriellen Tätigkeit ab, während die Frühindikatoren im verarbeitenden Gewerbe im Euroraum, Grossbritannien und Japan im "rezessiven Bereich" verharren. Zwischenzeitlich preist der globale Industriesektor bereits eine solide industrielle Erholung ein und scheint der Realität etwas zu weit vorauszueilen. Andererseits trumpfen die als "Anleihenersatz" geltenden defensiven, qualitativ stabileren Sektoren mit überdurchschnittlicher Dividende - Pharma, Basiskonsum und Versorger - allesamt mit positiven Gewinnerwartungen für das laufende Jahr bei Bewertungen unterhalb des Weltaktienindex auf, was in Kombination mit erwarteten Zinssenkungen im späteren Jahresverlauf Aufwertungspotenzial bergen dürfte. Wenn wir den Blick noch nach Osten richten, haben chinesische Aktien zwischen 2020 und 2024 rund 45% ihres Wertes eingebüsst und die Bewertungen wie auch das Investorenvertrauen sind getrübt. Interessanterweise scheinen chinesische Aktien in Erwartung gezielterer politischer Massnahmen erste Lebenszeichen von sich zu geben. Für Anleger mit einer hohen Risikotoleranz könnten chinesische Aktien eine taktische Kaufgelegenheit bieten.

Anleihenstrategie

Während sich die Kreditrisikoprämien im Einklang mit den US-Wirtschaftsdaten entwickeln, ist die Situation bei den Leitzinsen deutlich volatiler. Die Markterwartungen hinsichtlich Zinssenkungen bis Ende 2024 haben sich als zu optimistisch oder, anders ausgedrückt, als zu aggressiv erwiesen, wie die Marktreaktion im vergangenen Monat gezeigt hat. Die pessimistische Marktstimmung scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben, und das Narrativ, dass die Leitzinsen länger als üblich auf hohem Niveau bleiben werden, ist zurückgekehrt. Wie wir bereits Anfang Dezember angemerkt haben, halten wir eine rasche und deutliche Lockerung der Geldpolitik nur in einem rezessiven Umfeld für wahrscheinlich. Wir gehen daher davon aus, dass die EZB mit ihrem ersten Schritt den entscheidenden Zinssenkungszyklus einleiten wird, während sich das Fed angesichts der guten Wirtschaftsdaten ein langsameres Vorgehen leisten kann.

Währungsstrategie

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) spielte im Jahr 2023 eine Schlüsselrolle bei der Stützung des Schweizer Frankens, doch im Laufe des Jahres kam es zu einer deutlichen Verschiebung ihrer Strategie. Zunächst kaufte die SNB aktiv Franken auf, um die Inflation zu bekämpfen, doch später verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Bewältigung der Herausforderungen, die ein starker realer Wechselkurs für die Schweizer Wirtschaft mit sich bringt. Die sich verändernde Haltung der Nationalbank verdeutlicht eine Anpassung der Währungsinterventionspolitik. In der Folge hat die SNB ihre Massnahmen angepasst, um die negativen Auswirkungen der Währungsstärke abzumildern.
 

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