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Juli 2025 - das Wichtigste in Kürze

Nach den letzten Monaten, die durch den Handelskonflikt geprägt waren und zu erhöhter Volatilität im globalen Handel und Wirtschaftswachstum führten, hat die jüngste Eskalation des Konflikts zwischen Israel und Iran mit der direkten Beteiligung der Vereinigten Staaten die Finanzmärkte und das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger erschüttert. Während sich die Auswirkungen der geopolitischen Spannungen und Störungen im Welthandel entfalten, erwarten wir in den kommenden Monaten eine schwächere US-Wirtschaftsaktivität, eine sinkende Importnachfrage und inflationsbedingte Belastungen. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir eine insgesamt "Neutrale" Aktienpositionierung, um Risiken in einem Umfeld mit geringem Wachstum auszubalancieren.

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  • Autor Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
  • Lesezeit 7 Minuten

Brücke
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Aus unserer Sicht bleiben US-Aktien überbewertet, was unser "Untergewicht" rechtfertigt, während wir Schwellenmärkte, gestützt durch stärkere Fundamentaldaten und geringere Handelsrisiken, auf "Übergewichten" hochstufen. Auf Sektorenebene bevorzugen wir Finanzwerte und Immobilien, während wir Industriewerte auf "Neutral" zurückstufen.

Im Bereich der festverzinslichen Anlagen verliert der Status von US-Staatsanleihen als sicherer Wert aufgrund steigender Schulden und politischer Unsicherheiten an Bedeutung, was zu einem Aufwärtsdruck bei den Renditen führt. Der US-Dollar steht mittelfristig vor Gegenwind, während Gold angesichts geopolitischer Spannungen und Inflationsrisiken ein wichtiger Diversifikator bleibt.

Da die Unsicherheit anhält, sind wir überzeugt, dass ein disziplinierter und diversifizierter Ansatz entscheidend ist, um sich in der sich wandelnden Landschaft zurechtzufinden. Mit unserer neuesten Einschätzung bleiben wir darauf fokussiert, unseren Kundinnen und Kunden dabei zu helfen, Chancen zu nutzen und gleichzeitig Risiken zu managen.

Makroökonomisches Umfeld

Bereits seit Jahresbeginn kommt es aufgrund der Entwicklung in der US-Zollpolitik zu erheblichen Verwerfungen im globalen Handel, die das Wachstumsbild im ersten Halbjahr 2025 massiv verzerren. Die US-Wirtschaft wirkte zuletzt robust, getragen von vorgezogenen Investitionen und Konsumausgaben - doch dieser Effekt verpufft nun. Im weiteren Jahresverlauf drohen ein Rückgang der US-Importnachfrage, nachlassende Aktivität und zollbedingte Inflationsrisiken - die Spätfolgen des Handelskonflikts.

Anlagestrategie

Während das makroökonomische Umfeld in der ersten Hälfte des Jahres 2025 überwiegend durch den Handelskonflikt geprägt war, was zu erheblichen Schwankungen bei den US-Importen führte, erwarten wir, dass das "Rauschen" in der zweiten Jahreshälfte - auf hohem Niveau - etwas nachlassen wird und einem Umfeld mit geringem Wachstum und divergierenden Inflationsraten weichen wird. Für diese nächste Phase halten wir eine "Neutrale" Aktienpositionierung im Portfoliokontext, entsprechend dem strategischen Gewicht, für bevorzugt, da die Risiken trotz eines weiterhin erhöhten Unsicherheitsniveaus symmetrischer erscheinen als zuvor.

Aktienstrategie

Die globalen Aktienmärkte haben im vergangenen Monat eine starke Rallye verzeichnet, die vor allem von grossen KI-bezogenen Aktien angeführt wurde. Eine Entspannung der Handelskonflikte und eine Stabilisierung der Gewinnschätzungen wirkten ebenfalls unterstützend. Dennoch bleiben geopolitische Risiken, einschliesslich Unsicherheiten rund um US-Handelsabkommen und Spannungen im Nahen Osten, eine Belastung für die Aktienmärkte. US-Aktien stehen vor besonderen Herausforderungen, da die hohe Bewertung die gestiegenen Risiken nicht ausreichend kompensiert und das Aufwärtspotenzial begrenzt, es sei denn, es gibt starke Verbesserungen bei den Fundamentaldaten, wie niedrigere Zinsen oder ein besser als erwartetes Gewinnwachstum. Daher behalten wir unser «Untergewichten» für US-Aktien bei. Im Gegensatz dazu stufen wir Schwellenländer auf "Übergewichten" hoch, unterstützt durch eine verbesserte Gewinndynamik, eine attraktive Sektorgewichtung (mit Fokus auf Finanz- und IT-Sektoren) und geringere Risiken im Zusammenhang mit Handelsabkommen im Vergleich zu anderen Regionen. Zudem stufen wir den zyklischen und teuren Industriesektor auf "Unattraktiv" herab, um nach einer starken Outperformance Gewinne mitzunehmen.

Anleihenstrategie

US-Staatsanleihen gelten weiterhin als wichtiger Referenzpunkt im globalen Finanzsystem, doch ihr Status als "sicherer Hafen" ist zunehmend infrage gestellt. Die steigende Staatsverschuldung, höhere Zinskosten und politische Unsicherheiten belasten das Vertrauen der Investorinnen und Investoren. Moody’s hat die Bonitätsbewertung der USA bereits herabgestuft, und internationale Anlegerinnen und Anleger zeigen sich zunehmend zurückhaltend. Deshalb rechnen wir mit einem gewissen Aufwärtsdruck auf die Renditen länger laufender Anleihen, der durch eine strukturelle Verschiebung hin zu inländischen Investoren und Investorinnen abgefedert werden dürfte. US-Treasuries behalten ihre zentrale Rolle im internationalen Finanzsystem, der Nimbus als ultimativer "sicherer Hafen" hat jedoch deutlich an Glanz verloren.

Währungs- und Goldstrategie

Der US-Dollar wird kurzfristig durch hohe Zinsen gestützt, was die Währung in der Nähe des aktuellen Niveaus stabilisieren könnte. Allerdings schafft eine schrittweise Verschlechterung der institutionellen Qualität, insbesondere eine schwächere Führung der US-Regierung, mittelfristig Gegenwind. Mit der Zeit dürften diese institutionellen Herausforderungen den Greenback näher an seinen theoretischen fairen Wert von EUR/USD 1.20 heranführen. Dementsprechend prognostizieren wir EUR/USD bei 1.17 in zwölf Monaten, wobei wir kurzfristige Renditeunterstützung gegen mittelfristige strukturelle Schwächen abwägen. Gold bleibt ein Diversifikator angesichts geopolitischer Spannungen und inflationsbedingter Risiken durch US-Zölle, was unsere Einschätzung untermauert, dass der Goldpreis in sechs Monaten auf USD 3500 und in zwölf Monaten auf USD 3600 steigen wird. Daher haben wir Gold auf "attraktiv" hochgestuft.