LGT Private Banking House View

August 2025 - das Wichtigste in Kürze

Die wirtschaftlichen und geopolitischen Spannungen der vergangenen Monate haben uns erneut vor Augen geführt, wie fragil und gleichzeitig dynamisch die globalen Märkte agieren. Handelszölle, Inflationsdruck und die Reaktionen der Zentralbanken sind nur einige der Faktoren, die die Märkte in Atem halten. Doch während die Unsicherheiten zunehmen, zeigt sich auch, dass die Wirtschaft widerstandsfähiger ist, als viele erwartet hätten.

  • Datum
  • Autor Gérald Moser, Head Investment Solutions Europe, LGT Private Banking
  • Lesezeit 7 Minuten

Moderne Architektur und Gebäude im Finanzzentrum
© Shutterstock

Die USA stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit: Die Einführung höherer Zölle hat nicht nur die Inflation angeheizt, sondern auch das Verbraucherverhalten verändert. Der private Konsum - das Rückgrat der amerikanischen Wirtschaft - verlangsamt sich und erste Risse im Arbeitsmarkt werden sichtbar. Trotz dieser Herausforderungen bleibt die US-Wirtschaft robust genug, um einen drastischen Abschwung zu vermeiden. Wir erwarten, dass die Federal Reserve im vierten Quartal 2025 ihre Zinspolitik lockern wird, sobald die Unsicherheiten rund um die Inflation nachlassen.

In Europa zeigt sich ein anderes Bild. Während die Binnennachfrage stabil bleibt, leidet der Exportsektor unter den Handelskonflikten. Besonders betroffen sind Länder wie Irland und Deutschland, deren Wirtschaft stark von den US-Exporten abhängt. Dennoch bietet die nachlassende Inflation der Europäischen Zentralbank Spielraum für weitere Zinssenkungen, was die inländische Aktivität stützen dürfte.

Die Aktienmärkte haben sich in den letzten Wochen erholt, und die Volatilität verharrte auf niedrigen Niveaus. Doch die regionalen Unterschiede werden immer deutlicher: Während US-Aktien von einem schwächeren Dollar und stabilen Unternehmensgewinnen profitieren, belasten höhere Zölle und ein stärkerer Yen die Aussichten für japanische Aktien. 

Die kommenden Monate versprechen keine Ruhe. Sowohl die wirtschaftlichen als auch die geopolitischen Spannungen bleiben bestehen und könnten jederzeit neue Impulse geben - positiv wie negativ. Doch gerade in solchen Zeiten ist es entscheidend, die Ruhe zu bewahren und klare, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Makroökonomisches Umfeld

Zölle beginnen, die US-Wirtschaft zu beeinflussen, was zu einem unterdurchschnittlichen Wachstum und einer steigenden, aber immer noch begrenzten Inflation führt. Trotz dieser Entwicklungen kann ein drastischerer Abschwung vermieden werden und der Lockerungszyklus der Geldpolitik sollte im vierten Quartal 2025 wieder aufgenommen werden, wenn deutlich wird, dass der Zollimpuls die Inflationserwartungen nicht anheben wird. In Europa steht eine robuste, aber moderate Binnennachfrage im Kontrast zu rückläufigen Exporten in die USA. Das nachlassende Wachstum ermöglicht weitere Zinssenkungen durch die EZB, während die SNB unverändert bleibt.

Anlagestrategie

Wir bestätigen unsere derzeit ausgewogene Risikobereitschaft und die taktische Positionierung auf hoher Ebene und halten globale Aktien und festverzinsliche Wertpapiere auf dem strategischen Gewicht. Wir behalten unsere "Übergewichtung" in Gold bei, das wir über dem strategischen Gewicht zulasten von Cash positionieren. Bei den Aktien neutralisieren wir US-Aktien von zuvor "Untergewichtet" und reduzieren die Portfolioposition japanischer Aktien auf "Untergewicht".

Aktienstrategie

Die globalen Aktienmärkte haben sich in den letzten Wochen stabilisiert. Die Volatilität verharrte auf einem niedrigen Niveau. Dieses Umfeld ermöglicht eine klarere regionale Differenzierung. Wir setzen US-Aktien neu auf "Neutral", da sich die Gewinne stabilisieren, Gewinnrevisionen netto positiv sind und ein schwächerer US-Dollar insbesondere international ausgerichteten Unternehmen zugutekommt. Robuste makroökonomische Daten und erwartete Zinssenkungen der Fed untermauern diese Entscheidung weiter. Dennoch könnten hohe Bewertungen das Aufwärtspotenzial begrenzen. Im Gegensatz dazu führen wir ein "Untergewicht" bei japanischen Aktien ein, da die Gewinnschätzungen sinken, die politischen Risiken hochbleiben und die Aufwertung des japanischen Yen Gegenwind erzeugt. Geringe Unterstützung der BoJ sowie die Aussicht auf eine straffere Geldpolitik belasten zusätzlich. Im Sektorvergleich bleiben Financials und Immobilien "Attraktiv", während Konsumsektoren aufgrund schwächerer Nachfrage und Zollrisiken "Unattraktiv" bleiben. Unsere Allokation balanciert zwischen Zyklizität und defensiven Ansätzen.

Anleihenstrategie

Trotz wachsender fiskalischer Unsicherheit und politischer Herausforderungen bleibt die Nachfrage ausländischer Investorinnen und Investoren nach US-Staatsanleihen stabil, was deren Bedeutung als globalen "sicheren Hafen" bestätigt. Die Finanzierung der US-Schulden erfolgt weiterhin stark über kurzfristige Treasury Bills, eine bewährte Strategie, die jedoch die geldpolitische Unabhängigkeit der Fed einschränkt und die US-Zinskurve zyklisch versteilen lässt. Vor diesem Hintergrund bleiben die Fundamentaldaten im Investment-Grade-Segment solide, doch die engen Spreads bieten nur begrenzten Schutz. Daher bevorzugen wir im USD-Bereich kurzlaufende, hochwertige Anleihen, während in der Eurozone mittlere Laufzeiten aufgrund einer steileren Kurve attraktiver sind.

Währungsstrategie

Der Euro-Dollar-Kurs dürfte sich in einer Bandbreite bewegen, die in sechs Monaten bei 1.14 und in einem Jahr bei 1.17 liegen wird. Kurzfristig wird er durch relativ hohe US-Zinsen und eine steigende Güterinflation angetrieben, mittelfristig jedoch durch politische Unsicherheit, wachsende Defizite und regulatorische Änderungen, die die Unterstützung des Dollars schwächen, belastet. Sollte der politische Druck die Unabhängigkeit der Fed untergraben, könnten die Realrenditen sinken und EUR/USD über die Prognosen (sogar in Richtung 1.20+) treiben, während die anhaltende Güterinflation und die Zurückhaltung der Fed das Wechselkurspaar innerhalb der erwarteten Spanne halten könnten.