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Oktober 2025 - das Wichtigste in Kürze

Zum Beginn des letzten Quartals 2025 sehen sich die Anlegerinnen und Anleger einer von subtiler Resilienz und Divergenz geprägten Wirtschaft gegenüber. Die Schlagzeilen rund um Handelskonflikte und sich verändernde globale Dynamiken halten an, doch das Risiko einer abrupten wirtschaftlichen Korrektur erscheint begrenzt, während sich die Wachstumsanpassungen in den USA und der Eurozone schrittweise vollziehen.

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  • Autor Gérald Moser, Head Investment Solutions Europe, LGT Private Banking
  • Lesezeit 7 Minuten

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Die Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks schlagen unterschiedliche Wege ein, wobei die Fed in den kommenden Monaten eine deutlichere Lockerung der Geldpolitik anstrebt. Diese Divergenz, zusammen mit fiskalischen Herausforderungen, erfordert einen sorgfältig abgestimmten Umgang mit Risiken. Die saisonale Volatilität im Herbst bestärkt uns in der Überzeugung, die strategische Vermögensallokation sowohl in Aktien als auch in Anleihen beizubehalten, während wir Währungsrisiken - insbesondere für Euro- und Schweizer-Franken-basierte Anlegerinnen und Anleger - taktisch absichern, um Portfolios vor unnötigen Erschütterungen zu schützen.

Im Aktienbereich zahlt sich selektives Vorgehen aus, da technologische Innovation und Investitionen Gewinne antreiben, auch wenn es in einzelnen Segmenten zu Wachstumsverlangsamungen kommt. Unsere Positionierung bleibt flexibel, mit dem Ziel, Regionen und Sektoren zu identifizieren, die von (geld)politischen Rückenwinden und transformativen Trends profitieren, während wir zugleich auf zyklische Risiken achten. Bei Anleihen ist angesichts hoher fiskalischer Anforderungen und potenziell schwankender Renditen Vorsicht geboten, selbst wenn ein verführerisches "Goldilocks"-Szenario lockt. In diesem Umfeld sind Laufzeitmanagement und angemessene Risikoprämien entscheidend.

Gleichzeitig ist aktives Währungsmanagement unerlässlich, da anhaltender Gegenwind für den US-Dollar und eine Stärke des Euro robuste FX-Risikostrategien und taktisches Hedging erfordern. Schliesslich haben Edelmetalle im Jahr 2025 ihre bedeutenden Diversifikationsvorteile unter Beweis gestellt und ihre Rolle als strategische Absicherung in volatilen Märkten gestärkt.

Nicht ein einzelnes prägendes Ereignis, sondern eine Kombination aus Politik, technologischen Fortschritten und anhaltenden Unsicherheiten bestimmt diesen Zyklus. Unsere Kernprinzipien - Diversifikation, Disziplin und agiles Risikomanagement - bleiben dabei bestehen und ermöglichen es unseren Kundinnen und Kunden, Veränderungen mit Zuversicht und Überzeugung zu begegnen.

Makroökonomisches Umfeld

Die US-Wirtschaft zeigt trotz Handelskrieg und schwachem Arbeitsmarkt eine moderat-robuste Konsumdynamik, während die Eurozone vor allem unter einem schwachen Aussenhandel leidet. Ein abruptes Konjunkturabrutschen ist aber unwahrscheinlich, und die Wachstumseinbussen verteilen sich über mehrere Quartale. Die Federal Reserve (Fed) senkt bis Ende 2025 die Zinsen wohl noch auf 4%, während die Europäische Zentralbank (EZB) bereits nahe am Neutralniveau liegt, sodass die geldpolitischen Rahmenbedingungen deutlich und weit bis ins 2026 voneinander abweichen.

Anlagestrategie

Da September und Oktober erfahrungsgemäss hohe Volatilität aufweisen, haben wir beschlossen, unsere ausgeglichene Risikoneigung beizubehalten und sowohl die Aktien- als auch die Anleihenallokation auf der strategischen Gewichtung zu halten. Darüber hinaus haben wir uns entschieden, das US-Dollar-Exposure in Euro- und Schweizer-Franken-Portfolios weiter zu reduzieren, indem wir den Währungseffekt unseres US-Aktienengagements teilweise absichern. Schliesslich halten wir an unserer taktischen "Übergewichtung" in Gold fest, was insgesamt zu einer "Übergewichtung" alternativer Anlagen oberhalb der strategischen Gewichtung und einer "Untergewichtung" in Cash führt.

Aktienstrategie

Die globalen Aktienmärkte haben ihren Aufwärtstrend fortgesetzt, obwohl der September traditionell der schwächste Monat des Jahres ist. Nach einer soliden Berichtssaison ist die Gewinndynamik nach wie vor hoch, wenn auch zuletzt etwas abgeschwächt. Trotz der Abkühlung der Wirtschaftstätigkeit bleiben die Aussichten für 2025 und 2026 robust, was vor allem auf zunehmende Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) zurückzuführen ist. Darüber hinaus hat die Wiederaufnahme der Zinssenkungen durch die Fed die Aktienmärkte weiter gestützt. Unsere Präferenzen bleiben unverändert: Wir sind positiv gestimmt für Schwellenländer, da sie in der Vergangenheit in Zeiten niedrigerer US-Zinsen und eines schwächeren US-Dollars eine "Outperformance" erzielt haben. Im Gegensatz dazu bleiben wir in Japan vorsichtig, wo wir mit einem Abklingen der starken Gewinndynamik rechnen. Finanzen und Immobilien sind nach wie vor unsere bevorzugten Sektoren, wobei erstere von einer geringeren Regulierung und letztere von niedrigeren Zinssätzen profitieren. Der Konsumsektor sieht sich weiterhin mit Gegenwind durch Zölle konfrontiert.

Anleihenstrategie

Der fiskalische Druck dürfte längerfristig zu höheren Risikoaufschlägen führen und damit die Renditen am langen Ende der Kurve zusätzlich unter Druck setzen. Obwohl die Märkte derzeit ein positives "Goldilocks-Szenario" einpreisen, welches schnelle Zinssenkungen der Fed ohne nennenswerte Belastungen am Arbeitsmarkt oder anhaltende Inflationssorgen unterstellt, erscheint dies kaum nachhaltig. Vor diesem Hintergrund bleiben wir vorsichtig positioniert: In den USA bevorzugen wir kurze Laufzeiten, da wir erwarten, dass sich aufgrund höherer langfristiger Zinssätze die Laufzeitprämie erhöht. In der Eurozone sehen wir hingegen weiterhin Potenzial für rückläufige langfristige Renditen.

Währungsstrategie

Unser Ausblick für den US-Dollar Ende 2025 deutet auf anhaltende Schwäche hin, insbesondere gegenüber dem Euro, da der Inflationsdruck in den USA, verursacht durch Handelszölle und die Zinssenkungen der Fed, den Druck aufrechterhalten. Der Euro dürfte sich weiter stärken; unsere Prognosen für EUR/USD liegen bei 1.185 in sechs Monaten und erreichen 1.20 in zwölf Monaten, während der Schweizer Franken dank seiner Funktion als sicherer Hafen trotz inländischer wirtschaftlicher Herausforderungen stabil bleiben sollte. Angesichts der Volatilität am Devisenmarkt und der Marktturbulenzen wird Anlegerinnen und Anlegern mit Portfolios in Euro und Franken dringend zu einem robusten FX-Risikomanagement und taktischer Absicherung von US-Dollar-Positionen geraten, um sich vor Währungsbewegungen zu schützen.

Edelmetalle

Gold hat 2025 seine Bedeutung als Portfoliodiversifikator untermauert, neue Höchststände erreicht und wird voraussichtlich innerhalb von zwölf Monaten auf USD 3900 steigen, getrieben von makroökonomischen und geopolitischen Risiken, erneuter Nachfrage nach sicheren Häfen und Käufen durch Zentralbanken. Die historische Schwäche des US-Dollar und die Erwartungen weiterer Fed-Zinssenkungen haben die Attraktivität von Gold zusätzlich gesteigert, während die derzeit moderate Positionierung weiteres Aufwärtspotenzial signalisiert. Silber profitiert von ähnlichen Rückenwinden; die Preise dürften USD 45 erreichen, da Silber sowohl als Edel- wie auch als Industriemetall zunehmend Anerkennung findet - allerdings sollten Anlegerinnen und Anleger aufgrund der höheren Volatilität die konjunkturelle Entwicklung genau im Auge behalten.