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China-Abkühlung und Unsicherheit über die BOJ belasten Asien

Ein unerwarteter Rückgang des privat erhobenen Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe in China hat zu Wochenbeginn die anhaltende Schwäche der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt verdeutlicht, obwohl Festlands- und Hongkonger Aktienmärkte leichte Gewinne verzeichneten. Die meisten anderen Aktienmärkte in Asien lagen am Montag im Minus, wobei der japanische Nikkei 225 unter Druck stand, da die Erwartungen an eine Zinserhöhung durch die Bank of Japan (BOJ) später in diesem Monat zunahmen. Die US-Aktien beendeten die verkürzte Sitzung am "Black Friday" mit Gewinnen, gestützt durch die Hoffnung auf weitere geldpolitische Lockerungen durch die US-Notenbank und die anhaltende Begeisterung für künstliche Intelligenz. Die Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer richten ihren Blick nun auf einen vollen Kalender mit globalen PMIs für das verarbeitende Gewerbe sowie eine Reihe wichtiger US-Arbeitsmarktdaten in den kommenden Tagen, um weitere Signale für den Ausblick für Wachstum und Zinsen zu erhalten.

  • Datum
  • Autor Shane Strowmatt, Senior Investment Writer
  • Lesezeit 5 Minuten

China Shanghai
© Shutterstock

Der privat erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe in China ist im November unerwartet auf 49.9 gefallen und damit unter die Schwelle von 50 sowie unter die Markterwartungen gerutscht, nachdem er im September bei 51.2 und im Oktober bei 50.6 gelegen hatte, wie am Montag veröffentlichte Daten zeigen. Die Umfrage, die sich auf exportorientierte Herstellerinnen und Hersteller konzentriert, deutete darauf hin, dass die Gesamtproduktion stagnierte und die Unternehmen Personal- und Materialeinkäufe reduzierten, auch wenn die neuen Exportaufträge im Vergleich zu den vergangenen acht Monaten am stärksten zulegten. Offizielle Regierungsdaten zeigten, dass der PMI für das verarbeitende Gewerbe den achten Monat in Folge bei 49.2 in der Kontraktion blieb, während der Index für den Nicht-Industriesektor, der Bau und Dienstleistungen abdeckt, angesichts anhaltender Schwäche im Immobilien- und Wohnungsdienstleistungssektor ebenfalls in den Kontraktionsbereich auf 49.5 fiel. Breitere Indikatoren wie rückläufige Investitionen in Sachanlagen und in den Immobiliensektor, schwächere Detailhandelsverkäufe sowie der erste Rückgang der Exporte seit fast zwei Jahren deuten darauf hin, dass sich das Wachstum im vierten Quartal auf unter 4.5% von 4.8% im dritten Quartal verlangsamt, wobei Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer warnen, dass die Binnennachfrage gedämpft bleibt und die Deflationsrisiken voraussichtlich anhalten werden.

Asien-Börsen uneinheitlich, Japan nach BoJ-Signalen schwach

Der Hang Seng Index in Hongkong eröffnete die neue Woche 0.7% im Plus und der chinesische CSI 300 legte trotz der schwachen PMI-Daten 0.9% zu. In anderen Teilen Asiens gaben die Aktienmärkte hingegen grösstenteils nach, da die Anlegerinnen und Anleger eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der US-Notenbank im Dezember gegen neue Anzeichen der Schwäche im chinesischen verarbeitenden Gewerbe abwägen. Der koreanische Kospi lag 0.2% tiefer und Australiens S&P/ASX 200 gab 0.6% nach. Japanische Aktien entwickelten sich schwach, wobei der Nikkei 225 um 1.8% fiel, nachdem sich der Yen aufwertete und die Renditen von Staatsanleihen nach höheren Inflationsdaten für Tokio sowie Äusserungen von Kazuo Ueda, dem BOJ-Gouverneur, gestiegen waren, wonach die Geldpolitikerinnen und Geldpolitiker die Vor- und Nachteile einer Zinserhöhung an der Sitzung vom 18.–19. Dezember diskutieren würden.

US-Aktien legen im Black-Friday-Handel zu

Die US-Aktienmärkte tendierten am Freitag in einer verkürzten Sitzung freundlich. Der Dow Jones Industrial Average stieg um 0.6% auf 47'716.42 Punkte und schloss die Woche damit 3.2% im Plus, blieb im November jedoch weitgehend unverändert. Der S&P 500 legte 0.5% zu und der technologieorientierte Nasdaq 100 rückte um 0.8% vor, da die Anlegerinnen und Anleger von der Aussicht auf weitere geldpolitische Lockerungen durch die US-Notenbank im Dezember und der anhaltenden Zuversicht rund um künstliche Intelligenz unterstützt wurden. Im Fokus standen Detailhandelsaktien, da die US-Verbraucherinnen und -Verbraucher nach Black-Friday-Rabatten suchten: Der Detailhandelsriese Walmart stieg um 1.3%, während der Onlinehändler Amazon nahezu 2% zulegte, obwohl der Markt erwartet, dass die Gesamtausgaben ähnlich wie im Vorjahr ausfallen, bei geringeren Verkaufsvolumen.

US-Arbeitsmarktdaten und PMIs im Fokus

In dieser Woche konzentrieren sich die Märkte auf eine Reihe wichtiger US-Daten, darunter die am Dienstag anstehende Stellenstatistik JOLTS (Job Openings and Labor Turnover Survey), der ADP-Beschäftigungsbericht am Mittwoch und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung am Donnerstag. Der Einkaufsmanagerindex des US-Institute for Supply Management (ISM) für das verarbeitende Gewerbe am Montag gilt als wichtiger Indikator für die Industrieaktivität, während weitere Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe am Montag sowie für Dienstleistungen und Gesamtwirtschaft am Mittwoch aus einigen der grössten Volkswirtschaften der Welt einen breiteren Eindruck der globalen Dynamik vermitteln. Die Inflation bleibt im Mittelpunkt mit den Verbraucherpreisindizes für die Eurozone am Dienstag, dem Schweizer Verbraucherpreisindex am Mittwoch und den persönlichen Konsumausgaben (PCE) der USA am Freitag, flankiert von der Umfrage der Universität Michigan zur Konsumentenstimmung und den Inflationserwartungen. Äusserungen von Jerome Powell, dem Vorsitzenden der US-Notenbank, am Dienstag und von Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, am Mittwoch werden zudem genau auf Hinweise zum künftigen Kurs der Geldpolitik analysiert.

Schweizer Führungsindikator signalisiert stabiles Wachstum

Das KOF-Konjunkturbarometer für die Schweiz ist im November um 0.2 Punkte auf 101.7 gestiegen, nach revidierten 101.5 im Oktober, wie am Freitag veröffentlichte Daten zeigen. Der Gesamtindex ist damit den dritten Monat in Folge gestiegen und liegt weiterhin über seinem mittelfristigen Durchschnitt, was auf stabile wirtschaftliche Perspektiven hindeutet. Die Verbesserung ist vor allem auf stärkere Signale von der Auslands- und der Konsumnachfrage zurückzuführen, während sich die Indikatoren für Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie den Bausektor verschlechterten. Der Swiss Market Index schloss die Sitzung am Freitag nahezu unverändert.

Schweizer BIP schrumpft wegen Schwäche im Pharmasektor

Das um Sportereignisse bereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Schweiz ist im dritten Quartal um 0.5% zurückgegangen, nachdem es im Vorquartal um 0.2% gewachsen war, womit die zuvor veröffentlichte Schnellschätzung bestätigt wurde. Der Rückgang ist hauptsächlich auf einen 7.9%igen Einbruch der Wertschöpfung in der Chemie- und Pharmaindustrie zurückzuführen, wo sich die frühere Exportstärke, die teilweise mit Vorzieheffekten im Hinblick auf US-Handelsmassnahmen zusammenhing, umkehrte. Zudem schrumpfte auch der Energiesektor aufgrund einer schwachen Produktion der Atomkraftwerke kräftig, wie aus den am Freitag veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Der private Konsum stieg um 0.4%. Die inländische Endnachfrage legte jedoch lediglich um 0.1% zu, da die Staatsausgaben sowie die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen leicht rückläufig waren und die gesamten Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen durch einen Rückgang der Warenausfuhren um 4.2% belastet wurden.

Beschäftigung in Deutschland im Oktober stabil

Die Beschäftigung in Deutschland zeigte sich im Oktober nahezu unverändert. Saisonbereinigt sank die Zahl der Erwerbstätigen um 2000 Personen und lag damit bei rund 46 Millionen, wie am Freitag veröffentlichte Daten zeigen. Ohne Saisonbereinigung stieg die Beschäftigung gegenüber September um 0.3%, ein etwas kleinerer Zuwachs als in den üblichen Oktobermustern der vergangenen Jahre, während die Zahl der Erwerbstätigen 0.1% unter dem Vorjahreswert lag und damit der seit Mai beobachtete allmähliche jährliche Rückgang anhielt. Die Arbeitslosigkeit auf Basis der Erwerbstätigenstatistik stieg gegenüber dem Vorjahr um 8.1% auf 1.56 Millionen, wodurch die nicht saisonbereinigte Arbeitslosenquote von 3.2% im Oktober des Vorjahres auf 3.5% zunahm. Nach saisonaler und irregulärer Bereinigung erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen gegenüber September um 5000, und die bereinigte Arbeitslosenquote blieb bei 3.8% unverändert. Die europäischen Aktienindizes schlossen am Freitag mit leichten Gewinnen. Der Euro Stoxx 50 legte 0.3% zu, während der deutsche DAX und der französische CAC 40 jeweils um 0.3% zulegten.

Unternehmens- und Wirtschaftskalender

Corporate News im Fokus: Heute stehen keine wichtigen Unternehmenstermine auf der Agenda.

Konjunkturdaten im Fokus: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe aus mehreren wichtigen Volkswirtschaften weltweit, darunter die Schweiz (09:30), Italien (09:45), Frankreich (09:50), Deutschland (09:55), die Eurozone (10:00), das Vereinigte Königreich (10:30) und die USA (15:45); ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (16:00).

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Herausgeber: LGT Bank (Schweiz) AG, Glärnischstrasse 36, CH-8027 Zürich
Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG