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Anlagestrategien

Energiewende: Mit Batteriespeichern auf Erfolgskurs

Der zunehmende Einsatz erneuerbarer Energiequellen stellt Stromnetze vor neue Herausforderungen. Warum Batteriespeicher das fehlende Puzzleteil für ein modernes und flexibles Energiesystem sind - und was das für Anlegerinnen und Anleger bedeutet.

  • von Cedric Baur, Equity Specialist Europe, LGT Private Banking
  • Datum
  • Lesezeit 5 Minuten

Für ein stabiles Stromnetz muss Energie bei Überangebot gespeichert und bei Knappheit freigegeben werden. Dazu sind Batterien unerlässlich. Cedric Baur von LGT Private Banking gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Energiespeicher. © Shutterstock/petramalinak

Zusammenfassung

  • Der weltweite Ausbau erneuerbarer Energien schreitet voran, bringt jedoch neue Belastungen für bestehende Stromnetze.
  • Batteriespeicher gelten als zentrale Technologie, um Angebot und Nachfrage im Stromnetz besser in Einklang zu bringen.
  • Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP) dominieren aktuell den Markt für stationäre Speicher - das dürfte laut Prognosen bis 2035 so bleiben.
  • Neue Technologien wie Natrium-Ionen-Batterien und das Recycling von Altbatterien verbessern langfristig die Nachhaltigkeit der Branche.
  • Angesichts steigender Speicherkapazitäten weltweit rückt der Sektor zunehmend in den Fokus energiepolitischer Strategien.

Die Reduktion des Anteils fossiler Brennstoffe an der Energieerzeugung ist zentral, um die Klimakrise zu bewältigen. Dies kann nur gelingen, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien deutlich beschleunigt wird. Bei der Klimakonferenz COP28 in Dubai verständigten sich die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs darauf, die weltweite Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen, um das 1.5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens erreichen zu können.

Der wachsende Einsatz erneuerbarer Energien bringt jedoch neue Herausforderungen für die Stromnetze mit sich - insbesondere, da Energie zunehmend dezentral erzeugt wird. Offshore-Windanlagen und grosse Solarflächen unterscheiden sich grundlegend von traditionellen, zentralisierten Kraftwerken. Zudem werden viele Verbraucherinnen und Verbraucher selbst zu Produzentinnen und Produzenten, indem sie Strom vor Ort erzeugen und Überschüsse in das öffentliche Netz einspeisen. Dadurch entwickelt sich Stromnetz von einer Einbahnstrasse zu einem bidirektionalen System.

Batterien als fehlendes Puzzleteil der Energiewende

Nach Angaben des Energie-Thinktank Ember stammten im Jahr 2024 bereits rund 40 % der globalen Stromerzeugung aus kohlenstoffarmen Quellen - mit weiter steigender Tendenz. In der ersten Hälfte des Jahres 2025 übertraf die Stromerzeugung aus Solar- und Windenergie erstmals jene aus Kohle - ein wichtiger Meilenstein.

Windkraftanlagen mit angeschlossener Speichertechnik können helfen, Versorgungssicherheit und Netzstabilität zu erhöhen. © Tunvarat Pruksachat/Getty Images

Da laufend neue Solar- und Windprojekte ans Netz gehen, ist es entscheidend, das Stromnetz auszubauen, zu modernisieren und effizient zu betreiben, damit es Lastspitzen bewältigen und Engpässe vermeiden kann. Das bedeutet, dass das Netz sowohl Zeiten mit zu geringer Erzeugung als auch Phasen mit Überproduktion aus erneuerbaren Energien ausgleichen muss.

Dafür braucht es Lösungen, die Defizite und Überschüsse erneuerbarer Energie über die Zeit hinweg ausbalancieren - hier kommen Energiespeicher ins Spiel. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um Batterien, die überschüssige erneuerbare Energie speichern - typischerweise um die Mittagszeit - und sie bei Knappheit sofort wieder abgeben können, etwa am frühen Morgen oder in den Abendstunden.

Batterietechnologie ist ein ständiger Balanceakt zwischen Energiedichte, Sicherheit und Kosten.

Heute werden Batteriespeicher vor allem eingesetzt, um kurzfristige Lastspitzen abzufedern; ihre Betriebsdauer liegt meist zwischen einer und acht Stunden. Bisher sind diese Speicher weitgehend in die Strommärkte integriert: Sie werden geladen, wenn Strom günstig ist - etwa bei hoher Solarstromproduktion - und entladen, wenn die Preise in Zeiten hoher Nachfrage steigen.

Batterien sind dabei nicht die einzige Option: Pumpspeicherkraftwerke und (grüner) Wasserstoff werden ebenfalls eine Rolle bei der Energiespeicherung spielen. Für Investorinnen und Investoren bieten Batteriespeicher jedoch derzeit das grösste Potenzial.

Batterien könnten den Netzausbau günstiger machen 

Mit geeigneten regulatorischen Rahmenbedingungen und zusätzlichen finanziellen Anreizen könnten Batteriespeicher auch auf Lastengpässe oder Netzschwankungen reagieren und als Reservekapazität dienen. Zur weiteren Entlastung des Netzes könnten Batteriespeicher an kritischen Netzknoten oder direkt neben Solarparks, Windparks oder Rechenzentren installiert werden. Dies würde das Netz stabilisieren und den Netzausbau insgesamt kostengünstiger machen.

Die Batterietechnologie entwickelt sich rasant weiter. Der Wettbewerb unter den Herstellern ist intensiv, da kontinuierlich an Verbesserungen der Zellchemie und des Designs gearbeitet wird. Die Batteriezelle ist dabei die kleinste Speichereinheit. Unterschiedliche Bauformen zielen darauf ab, drei zentrale Parameter in Einklang zu bringen: Energiedichte, Sicherheit und Preis.

LGT Experte Cedric Bauer

Cedric Baur

Cedric Baur ist bei der LGT als Aktienanalyst mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit unter anderem für die Themen Klimawandel, erneuerbare Energien, Energieinfrastruktur, Wasser oder Kreislaufwirtschaft verantwortlich. Sein Fokus liegt dabei auf Unternehmen aus den Sektoren Energie, Versorger, Industrie und Grundstoffe.

Die am weitesten verbreitete wiederaufladbare Batterie ist der Lithium-Ionen-Akku, bekannt aus Smartphones. Die Entwicklung wurde vor allem durch den Markt für Elektrofahrzeuge vorangetrieben, in dem zwei Typen dominieren: Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt (NMC) und Lithium-Eisenphosphat (LFP). NMC galt lange als bevorzugte Lösung aufgrund der hohen Energiedichte. Ethische Bedenken im Zusammenhang mit dem Kobalt-Abbau haben jedoch dazu geführt, dass vermehrt NMC-Varianten mit reduziertem Kobaltanteil eingesetzt werden.

LFP-Batterien dominieren hingegen den Markt für stationäre Batteriespeicher. Sie sind günstiger als NMC-Batterien, verfügen über eine längere Lebensdauer und eine höhere thermische Stabilität. Abhängig vom Lithiumpreis (Lithiumcarbonat) verbessern die Herstellerinnen und Hersteller das Kostenprofil von LFP-Batterien weiter - unter anderem durch Lerneffekte bei steigenden Produktionsmengen und Fortschritte in der Zellchemie. Gemäss Bloomberg NEF dürften LFP-Batterien den Markt für Batteriespeicher mindestens bis 2035 dominieren.

Natrium-Ionen-Batterien liegen noch zurück, könnten aber aufholen

Natrium-Ionen-Batterien entwickeln sich dabei als mögliche Alternative zu Lithiumzellen. Für ihre Herstellung werden weniger kritische Rohstoffe benötigt, und der Wasser- sowie Flächenbedarf bei der Gewinnung ist geringer als bei Lithium. Die Energiedichte dieser Technologie liegt jedoch derzeit noch unter jener anderer Zellchemien.

Sinkende Preise machen Batteriespeichersysteme sowohl für private Haushalte als auch für Energieversorger zunehmend attraktiv. Weltweit soll die Speicherkapazität bei Versorgern 2025 um 23 % und 2026 um 33 % wachsen. Getrieben wird dieses Wachstum vor allem von China und den USA, aber auch von Märkten wie Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Australien, Kanada und Saudi-Arabien. Vor diesem Hintergrund ist der Sektor aus Anlagesicht besonders interessant.

Das Stromnetz im Gleichgewicht halten

Der Begriff "Dunkelflaute" beschreibt Phasen, in denen aufgrund von äusseren Umständen wie z.B. dem Wetter oder der Tageszeit kaum Energie aus Solar- und Windkraft erzeugt werden kann. Für das Stromnetz stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Fossile Kraftwerke liefern kontinuierlich Strom, während erneuerbare Energiequellen naturgemäss schwankende Erträge aufweisen.

Batteriespeicher helfen Netzbetreibern, diese Schwankungen auszugleichen. Sie lösen das Problem jedoch nicht vollständig. Gemäss dem Fraunhofer-Institut, einer deutschen Forschungsgesellschaft, trat eine Dunkelflaute im vergangenen Jahr dreimal auf, bei der Wind- und Solarenergie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen weniger als 10 % der Stromerzeugung ausmachten. In solchen Phasen können Batteriespeicher nur einen Teil der Nachfrage abdecken; häufig müssen Gaskraftwerke einspringen.

Sollten Dunkelflauten künftig häufiger auftreten, könnte sich die Problematik verschärfen. Langfristig könnte die Umrüstung von Reserve- oder Spitzenlast-Gaskraftwerken auf Wasserstoff Abhilfe schaffen. Damit liesse sich erneuerbare Energie, die zu Spitzenzeiten erzeugt wird, auch über längere Zeiträume speichern.

Der deutsche Strommarkt ist Teil des europäischen Binnenmarktes, in dem Strom grenzüberschreitend gehandelt wird. Ein Ausbau der Batteriespeicherkapazitäten und eine bessere Netzintegration würden insgesamt stabilisierend wirken, den Bedarf an Reservekraftwerken senken und langfristig zu sinkenden Strompreisen beitragen.

Batterien recyceln

Batterien haben eine begrenzte Lebensdauer - doch auch hier entwickelt sich die Technologie weiter. Mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen stellt sich vermehrt die Frage, wie Batterien am Ende ihrer Nutzungsdauer verwertet werden können. Die derzeitige Recyclingkapazität ist begrenzt und befindet sich überwiegend in China, wobei in den USA und Europa mehrere neue Anlagen geplant sind.

Ein Grossteil der Recyclingaktivitäten zielt derzeit darauf ab, zu verhindern, dass giftige Chemikalien oder Schwermetalle in die Umwelt gelangen. Gleichzeitig zeigt sich, dass ältere Batterien aus Elektrofahrzeugen, die noch einen Grossteil ihrer ursprünglichen Kapazität aufweisen, in stationären Speichern weiterverwendet werden können. Dadurch verlängert sich ihre Lebensdauer erheblich.

Zudem wird die Wiederverwendung von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Nickel zunehmend wirtschaftlich attraktiv - auch, um potenzielle Lieferengpässe in Zukunft zu reduzieren. Bei der Rückgabe von Elektrofahrzeugen oder dem Rückbau grosser Speichersysteme haben Hersteller direkten Zugriff auf die Materialien, was künftig geschlossene Kreisläufe ermöglicht.

Auch die Europäische Union hat das Thema aufgegriffen und verbindliche Ziele für das Batterierecycling festgelegt. Dazu zählen eine Rückgewinnung von 50 % des Lithiums aus Altbatterien bis 2027 und 80 % bis Ende 2031 sowie eine Rückgewinnung von 90 % von Kobalt, Kupfer, Blei und Nickel bis Ende 2027 und 95 % bis Ende 2031. Für Industriebatterien gelten ab 2031 zudem Mindestanteile an recycelten Inhaltsstoffen.

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