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Anlagestrategien

Nachhaltige Privatfinanzierungen für eine sauberere, grünere Welt

Den Klimawandel durch die Energiewende in den Griff zu bekommen kostet Billionen. Woher sollen diese Mittel kommen? Angesichts der angespannten Lage der öffentlichen Haushalte bieten sich für private Anlegerinnen und Anleger attraktive Chancen, etwas Gutes zu tun - für den Planeten und für sich selbst.

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Wasser- und Eisstrassen in der Natur aus der Vogelperspektive
Bis 2030 müssen 4.5 Billionen US-Dollar in saubere Energiequellen investiert werden, um die globale Erwärmung auf 1.5 Grad Celsius zu begrenzen. © Shutterstock/rybarmarekk

Der Übergang zu einem sauberen Energieversorgungssystem wirkt nicht nur wie eine Herkulesaufgabe - er ist es auch. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt,  dass die Menschheit ihre Fortschritte in Sachen Energieeffizienz in den kommenden sechs Jahren verdoppeln und die Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen verdreifachen muss, wenn wir die CO2-Emissionsziele für 2050 erreichen wollen. Erfreulicherweise entstehen dadurch in allen Anlageklassen neue Investitionsmöglichkeiten, sodass interessierte Anlegerinnen und Anleger einen Beitrag zur Energiewende leisten und zugleich finanzielle Renditen erwirtschaften können.

Was aber bedeutet der Begriff "Energiewende" eigentlich genau? In erster Näherung bezeichnet er den allmählichen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Es greift aber zu kurz, wenn wir meinen, dass es ausschliesslich um den Ausbau der erneuerbaren Energiequellen und die Steigerung der Energieeffizienz geht - in Wirklichkeit geht es um viel mehr.

Es reicht nicht, alles auf erneuerbare Energien umzustellen

Thomas Hassl, Senior Portfolio Manager bei LGT Private Banking

So ist beispielsweise Kupfer ein wichtiger Rohstoff für den Bau von Infrastrukturen für saubere Energie und von Elektrofahrzeugflotten, während Aluminium ein wichtiger Bestandteil von Solarenergiesystemen und aufgrund seines geringen Gewichts auch für den Bau von Elektrofahrzeugen unverzichtbar ist. Auch die Natur spielt eine Rolle, denn Wasser ist die Grundlage für saubere Energie, z. B. beim Anbau von Biokraftstoffen und bei der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung. Diese und ähnliche Ressourcen (insbesondere Mineralien für Batterien) sind nicht nur für die Energiewende entscheidend, sondern müssen auch nachhaltig gewonnen und bewirtschaftet werden.

Reihen von Solarzellen auf einem sonnigen Feld
Solarenergie ist ein wichtiger Bestandteil des von der EU verabschiedeten Green Deal Industrial Plan, einem politischen Massnahmenpaket mit dem Ziel, die Mitgliedsstaaten bis 2050 CO2-neutral zu machen. © Shutterstock/digidreamgrafix

Die Energiewende hängt auch von vielen anderen Massnahmen ab, von der Wärmedämmung von Gebäuden bis zur Entwicklung effizienterer Heiz- und Kühlsysteme. "Es reicht nicht, alles mit erneuerbaren Energien zu betreiben", sagt Thomas Hassl, Nachhaltigkeitsexperte und Senior Portfolio Manager bei LGT Private Banking. "Wir müssen auch die vorhandene Energie effizienter nutzen."

Staatliche Politik - private Investitionen

Ein Mann in Anzug und Krawatte lächelt in die Kamera
Thomas Hassl, Senior Portfolio Manager bei LGT Private Banking

Thomas Hassl weist zudem auf eine weitere entscheidende Voraussetzung für die Energiewende hin: den politischen Rahmen. Weltweit setzen Regierungen zunehmend auf gesetzliche Rahmenbedingungen und Regulierungen, die eine kohlenstoffarme Wirtschaft unterstützen. 

Folgende Regelungen gelten in diesem Kontext als besonders ehrgeizig:  Der Inflation Reduction Act der US-Regierung aus dem Jahr 2022 bietet Anreize für umfangreiche Investitionsprogramme in saubere Energien. Im Gegenzug hat die EU den Green Deal Industrial Plan erlassen, ein politisches Massnahmenpaket, mit dessen Hilfe die Mitgliedstaaten bis 2050 CO2-neutral werden sollen.

Die Regierungen haben klar erkannt, dass unsere Klimaziele ohne private Investitionen nicht zu erreichen sind. Daher ist es eine gute Nachricht, dass es eine Reihe von Innovationen im Bereich der Finanzprodukte gibt, die es den Anlegerinnen und Anlegern ermöglichen, Nachhaltigkeit in ihre Portfolios zu integrieren.

Neue Wege zu nachhaltigen Portfolios

Von alternativen Anlagen über Venture Capital bis hin zu Immobilientrusts - die meisten Anlageklassen lassen sich heute in grüne oder nachhaltige Portfolios integrieren, sodass Anlegerinnen und Anleger sich an der Energiewende beteiligen können.

Beine einer Person auf dem Laufsteg vor Publikum
Nachhaltig investieren: Anlegerinnen und Anleger wollen wissen, dass ihr Geld in Projekte wie Windparks, grüne Gebäude, nachhaltige Mode oder Bildungsinitiativen fliesst, die ihren Werten und ihrer Nachhaltigkeitsagenda entsprechen. © Keystone/EPA/Erik S. Lesser

Im Bereich der festverzinslichen Anlagen ist der Markt für sogenannte Labelled Unternehmens- und Staatsanleihen, die zur Finanzierung von Nachhaltigkeitsmassnahmen dienen, rapide gewachsen, wie Malte Stiel, Anleihenstratege mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit bei LGT Private Banking, anmerkt.

"Nachhaltige Anleihen bieten Anlegerinnen und Anlegern eine attraktive Möglichkeit, sich in Nachhaltigkeitsprojekten zu engagieren: im sozialen, im grünen oder im nachhaltigen - also beides umfassenden - Bereich", sagt Malte Stiel, der einen Anleihenfonds mit Schwerpunkt Energiewende verwaltet. Die Risiken von Labelled Anleihen sind ähnlich wie bei herkömmlichen Anleihen, da der Emittent für die Anleihe bürgt. "Daher ist die klassische Kreditanalyse an den Anleihemärkten auch bei Investitionen in Labelled Anleihen unerlässlich."

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Da die Emittenten die aufgenommenen Mittel nur für nachhaltige Projekte verwenden dürfen, können Anlegerinnen und Anleger sicher sein, dass ihr Geld in Projekte wie Windparks, grüne Gebäude, nachhaltige Mode oder Bildungsinitiativen fliesst, die ihren Werten und ihrer Nachhaltigkeitsagenda entsprechen. In der Regel ist es bei Labelled Anleihen üblich transparent darzulegen, wie die Mittel eingesetzt werden.

Wer in öffentlich gehandelte Beteiligungspapiere anlegt, erzielt allenfalls eine weniger direkte Wirkung. Fondsmanagerinnen und Fondsmanager verfügen jedoch über eine Reihe wirksamer Instrumente, um sicherzustellen, dass sich die Unternehmen in ihren Portfolios in die richtige Richtung entwickeln.

Recycling ist in zweierlei Hinsicht ein Gewinn

Malte Stiel, LGT

"Stewardship ist eines der wichtigsten Instrumente, das uns zur Verfügung steht", sagt Thomas Hassl. Der von ihm verwaltete Aktienfonds investiert in Unternehmen, deren Tätigkeit den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft unterstützt. "Wir nutzen unseren Einfluss als Teilhaber, um das Gespräch mit den Unternehmen zu suchen, und üben auch unser Stimmrecht an Generalversammlungen aus. Ziel ist immer, das Unternehmen und seine Produkte oder Services nachhaltiger zu machen", wie Thomas Hassl weiter ausführt. "Wenn wir nachhaltigen Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen, sollte sich dies zudem auf ihren Aktienkurs auswirken und letztendlich ihre Kapitalkosten senken."

Energie als zentrales Thema

Eine Wand aus Recyclingmaterial
In einer Kreislaufwirtschaft werden wertvolle Ressourcen möglichst lange im Kreislauf gehalten. Recycling ist oft weniger energieintensiv als die Herstellung neuer Produkte. © Felix Odell/The New York Times/Redux/laif

Anleihen- und Aktienfonds sind nicht selten auf verschiedene Nachhaltigkeitsthemen ausgerichtet, die vom gesellschaftlichen Wohlergehen bis zur Kreislaufwirtschaft und von Klimaschutzmassnahmen bis hin zur Digitalisierung und Technologie reichen. Bei vielen steht aber das Thema Energiewende im Zentrum.

Nehmen wir die Kreislaufwirtschaft als Beispiel: Recycelbare Produkte haben oft einen geringeren Energie-Fussabdruck, weil sie demontiert und in die Produktionskette zurückgeführt werden können. "Sie halten wertvolle Ressourcen so lange wie möglich im Kreislauf", sagt Stiel. "Ausserdem ist das Recycling oft weniger energieintensiv als die Herstellung neuer Produkte - in zweierlei Hinsicht ein Gewinn."

Auch anderen Fondsthemen wie Digitalisierung und Technologie kommt auf dem Weg zu einer sauberen Energiezukunft eine wesentliche Rolle zu. Dies gilt ganz besonders für die Modellierung von Energieflüssen, die Prognose von Verbrauchsmustern und die Echtzeit-Steuerung der Verteilung, denn nur so lässt sich die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen optimieren.

Wie lässt sich Nachhaltigkeit evaluieren?

Wenn Nachhaltigkeit der Kernaspekt einer Anlagestrategie ist, stellt sich Anlegerinnen und Anlegern eine wichtige Frage: Wie weiss man, ob die eigenen Anlagen auch die gewünschte Wirkung erzielen?

Kupferspulen in einer Fabrik
Zielkonflikte managen: Kupfer ist für Stromnetze unverzichtbar, aber seine Gewinnung verbraucht grosse Mengen an Wasser und erzeugt enorme Abfallmengen. © Shutterstock/FabrikaSimf

Dies ist keine einfache Aufgabe. Die CO2-Einsparungen von Einzelunternehmen lassen sich in Tonnen bemessen. Die Messung des Energieverbrauchs in komplexen globalen Lieferketten, an denen allenfalls Tausende von Unternehmen beteiligt sind, ist dagegen ungleich schwieriger. Zudem gibt es Zielkonflikte. Kupfer ist zwar essenziell für Elektrizitätsnetze, doch der Abbau von Kupfer verschlingt grosse Mengen Wasser und erzeugt enorme Abfallmengen.

Derzeit werden verschiedenste Modelle zur Messung der Nachhaltigkeit entwickelt. Die LGT hat bereits ein Rahmenwerk ausgearbeitet, das die Nachhaltigkeit anlagenübergreifend evaluiert und dabei zwei Dimensionen berücksichtigt: das Engagement des betreffenden Unternehmens und die erzielten Nachhaltigkeitseffekte.

Ein Mann in Anzug und Krawatte lächelt in die Kamera
Malte Stiel, Portfolio Manager bei LGT Private Banking

Ein Hersteller von Windturbinen würde beispielsweise in beiden Dimensionen hohe Punktzahlen erzielen, da seine Geschäftstätigkeit zu 100 Prozent auf die Erzeugung von Energie aus der sauberen Quelle Wind ausgerichtet ist.

Im Gegensatz dazu kann ein multinationales Lebensmittelunternehmen, das nur 10 Prozent seines Umsatzes mit Produkten wie Bio-Obst und -Gemüse oder Fleischalternativen erzielt, einen hohen Nachhaltigkeitsnutzen bieten, obwohl sein entsprechendes Engagement gering ist. "Ein Unternehmen dieser Grösse kann gerade wegen seiner grossen Absatzmärkte, seiner globalen Lieferketten und seiner beträchtlichen finanziellen Ressourcen für Forschung, Entwicklung und Marketing einen nicht zu unterschätzenden Nachhaltigkeitsbeitrag leisten, da seine Reichweite - und somit Wirkung - bei den entsprechenden Zielgruppen gross ist", sagt Malte Stiel. "Aus diesem Grund berücksichtigen wir diese beiden Dimensionen bei unseren Anlageentscheidungen."

Die Macht nachhaltiger Anlagen

Nachhaltige Finanzierungen haben grosse Fortschritte erzielt; dennoch sollte man die Herausforderungen bei der Finanzierung der Energiewende keinesfalls unterschätzen. Wenn die Klimaerwärmung auf 1.5 Grad Celsius beschränkt werden soll, sind laut der Net-Zero-Roadmap der IEA bis 2030 Investitionen in Höhe von 4.5 Billionen US-Dollar in saubere Energiequellen erforderlich.

Der Anleger-Community bietet sich hier die einzigartige Chance, einzuspringen und global diversifizierte Portfolios mit langfristigem Renditepotenzial aufzubauen, die zugleich die Nachhaltigkeit fördern. Und wenn genügend Anlegerinnen und Anleger sich in Finanzprodukten engagieren, die zur Energiewende beitragen, könnten dies ein echter Wendepunkt sein.

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