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Market View & Insights
Oldtimer können Freude, Prestige - und nur selten Rendite bringen. Entscheidend ist, welche Geschichte, Technik und Seltenheit unter der Motorhaube stecken.
In Zeiten globaler Unsicherheiten müssen Sammlerinnen und Sammler unzählige Faktoren im Blick behalten. Will ich wirklich einen Jean Michel Basquiat an der Wand? Soll ich mich japanischen Whiskeys zuwenden? Macht da ein Oldtimer nicht mehr Spass? Und steigen Preise für Oldtimer über die Jahre nicht unaufhaltsam in die Höhe?
Wenn es so einfach wäre.
Wir sollten - bevor wir uns dem Thema "Wann ist ein Oldtimer ein Sammler-, wann ein Investitionsobjekt?" zuwenden - den Versuch unternehmen, eine Definition dessen zu finden, was ikonische Oldtimer von austauschbaren, schnell verschrotteten Modellen unterscheidet.
Am verständlichsten lässt sich dieses nur schwer definierbare Etwas anhand einiger Parameter erklären:
Stammt der Wagen aus einem Haus mit Geschichte? Namen wie Mercedes-Benz, Bugatti, Porsche, Ferrari oder Bentley helfen da.
Hat das Modell Technik-Geschichte geschrieben? Besonderen Techniken zum Durchbruch verholfen, neue Materialien eingeführt?
Es kann auch nicht schaden, wenn der Wagen erfolgreich an Rennen oder Rallies teilgenommen hat.
Wer sich für Concours-Wettbewerbe interessiert, ist auch stets mit Design-Ikonen gut bedient - hier zählt Ästhetik mehr als schiere Leistung.
Und last, but not least, bleibt noch die Frage nach der Stückzahl - je geringer sie ist, umso besser.
Legen wir diese fünf Parameter einmal über zwei, drei Modelle - greifen wir zuerst zum Mercedes-Benz 300 SL Coupé, das von 1955 an in Serie gebaut wurde. Der "Gullwing" stammt vom ältesten Autobauer der Welt und ist mit seiner Melange aus aggressiven Formen (Flügeltüren!); avantgardistischer Technik (Rohrrahmen / erster Serienwagen mit Benzin-Einspritzung), sportlichen Erfolgen (Vier Siege bei fünf Rennen 1952 - darunter die 24 Stunden von Le Mans und die Carrera Panamericana) und nur 1400 gebauten Exemplaren ein perfektes Beispiel für einen Wagen, der nie wieder günstig zu haben sein wird.
Jedoch ergeben 1400 gebaute Coupés - und 1858 später entstandene 300 SL Roadster - eine relativ hohe Fahrzeug-Menge, dementsprechend haben sich die Preise eingependelt.
Blicken wir auf eines der teuersten Gefährte - und lassen wir unverkäufliche Museumsstücke wie den 300 SLR, mit dem Stirling Moss 1955 die Mille Miglia gewann, aussen vor - dann kommen wir zum Ferrari 250 GTO. Dieses aggressiv geformte Gefährt gewann von 1962 bis 1964 die Konstrukteurs-WM und errang Hunderte von Siegen - es entstanden in diesen drei Jahren nur 36 Exemplare, was betuchte Ferraristi dazu zwang, bis zu USD 70 Millionen für einen Wagen zu bezahlen.
Wobei die Chance, einen zu diesem Preis zu finden, vernachlässigbar ist, denn die Besitzer sind Milliardäre, die nicht das Geld, sondern einen 250 GTO haben wollen. Und blicken wir noch auf den Jaguar E-Type: Tolle Form, toller Name - aber keine extravagante Technik, kaum Renn-Erfolge und stolze 72‘535 gebaute Modelle. Damit ist der E-Type ein wunderbarer Wagen zum Besitzen und Fahren, aber Geld wird man mit ihm kaum verdienen.
Womit die Frage, ob Automobile Garagengold sein können, scheinbar beantwortet ist: Wer - wie Pink Floyd-Drummer Nick Mason - seinen 250 GTO Ende der 70er-Jahre für GBP 72‘000 erwarb, hat zweifellos den heiligen Gral der Geldvermehrung gefunden. Und als Ralph Lauren 1988 einen der drei gebauten Bugatti Typ 57 SC Atlantique erwarb, konnte er wohl auch nicht ahnen, dass dieser Wagen eines Tages USD 50 Millionen - oder mehr? - wert sein würde.
Wir lernen daraus, dass man in heutigen Zeiten viel Geld nur mit einem Auto verdienen kann, das bereits beim Erwerb viel Geld kostet - alle Tipps, sich einen Porsche 911, eine Corvette oder einen Austin-Healey 3000 zu kaufen, um damit Geld zu verdienen, sind die Druckerschwärze ihrer Anzeigen nicht wert.
Essentiell ist die Frage: Was planen Sie mit Ihrer Erwerbung zu machen? Es bei einem Concours zeigen? Dann sollte es ein seltenes Gefährt mit einer besonderen Karosserie und am besten noch mit interessantem Vorbesitz sein - aber Vorsicht: Um zum Concorso d'Eléganza bei der Villa d`Este zugelassen zu werden, sind die Hürden schon sehr hoch und dementsprechend teuer.
Soll das Gefährt einfach für ein paar schöne Ausfahrten im Jahr dienen, dann empfiehlt sich ein Wagen mit bewährter Technik und gesicherter Ersatzteil-Versorgung. Und wer das Abenteuer auf Rennstrecken oder Rallyepfaden sucht, hat völlig andere Bedürfnisse und sollte sich zuerst einmal entsprechenden Teams anschliessen, um zu erfahren, ob das Geld hier gut angelegt ist.
Kehren wir zu den fünf Eckpunkten zurück:
Fahrzeuge, die alle diese Kriterien erfüllen, haben ihren Preis - und man muss wissen, dass es mit dem Kaufpreis nicht getan ist, denn dem Kauf folgt eine beträchtliche Menge an Folgekosten. Der Zustand des Wagens muss erhalten, oder - wenn man Schwächen erkennt - verbessert werden. Automobile müssen bewegt werden, sonst gibt es Standschäden - das bedeutet: regelmässige Ausgaben für Wartung, Konservierung, Garagenmiete, Versicherungen. Kosten, die von der Wertsteigerung mitgetragen werden sollen - und bei in grossen Stückzahlen gebauten Fahrzeugen wie beispielsweise einem Porsche 911, einer Pagode, einen VW Käfer Cabriolet oder einem Alfa-Romeo Spider nicht darstellbar sind. Das sind wunderbare Hobby-Fahrzeuge, bei denen man bei ehrlicher Rechnung nur wenig Geld verliert.
Es gilt also Sondermodelle etablierter Firmen in limitierter Stückzahl zu suchen - wer sich vor zwanzig Jahren einen der auf 200 Exemplare limitierten Gruppe B-Wagen in die Garage stellte, hat nichts falsch gemacht. Marken wie Porsche, Ferrari oder Aston Martin haben diese Erkenntnis in die Form von Sonder-Modellen umgesetzt, die - bei entsprechendem finanziellem Atem - nach ein paar Jahren Geld verdienen können. Auch hier gilt also: Immer nur das Beste kaufen, was man sich leisten kann.
Es gibt aber noch eine Steigerungsform, die Einmaligkeit und Prestige bietet: Den Weg zu einem der automobilen Kult-Label oder beispielsweise zur Carrozzeria Zagato oder Touring Superleggera antreten und sich dort ein Unikat bestellen. Häuser wie Aston Martin, Ferrari, Lamborghini, Rolls-Royce oder Bentley bieten diesen zugegebenermassen teuren Weg gerne, denn diese massgeschneiderten Unikate bringen dem Label und dem stolzen Besitzer Ruhm und Ehre - und finden auch immer Käufer.
Gibt es nun Garagengold? Ja, wenn man bereit ist, viel Geld zu investieren und kundige Berater hat – für die meisten von uns sind Sammler-Fahrzeuge aber Spass-Mobile für die schönen Stunden des Lebens, bei denen die Suche nach Profit nicht im Vordergrund stehen sollte.