- Home
-
Private Banking
-
Market View & Insights
Die Klimagipfel der UN mögen Mängel aufweisen. Doch selbst nach 30 Jahren ist die COP das weltweit einzige Forum, auf dem die weltweite klimatische Zukunft thematisiert wird. Ein Blick auf die wichtigsten Errungenschaften der COPs.
Am Ende der ersten, 1995 durchgeführten Conferences of the Parties (COP)-Klimakonferenz in Berlin hatte der im vergangenen Jahr verstorbene amerikanische Diplomat Richard Benedick vorsichtig optimistisch gemeint, dass sich eine unaufhaltsame Dynamik entwickelt habe. Bereits 1987 war er Chefunterhändler der USA beim Montrealer Protokoll, das für den Schutz der Ozonschicht vor künstlichen Chemikalien von entscheidender Bedeutung war. Dort hatte er gesehen, was mit globaler Zusammenarbeit erreicht werden kann.
"Es mag zwar einige schwammige Formulierungen geben, aber mit der Annahme dieses Dokuments ist die ganze Welt in einen politischen Prozess eingebunden, aus dem es kein Zurück mehr gibt", kommentierte er das Berliner Mandat, das die Regierungen dazu auffordert, rechtsverbindliche Ziele und Zeitpläne für die Reduzierung der Emissionen festzulegen. "Niemand kann sich daraus zurückziehen; niemand kann einem solchen Prozess den Rücken kehren und erwarten, in der Welt der internationalen Diplomatie zu überleben."
Dreissig Jahre später, während der COP 30 in Belém, Brasilien, können die Delegierten einen Moment innehalten und darüber nachdenken, wie sich die von Erfolgen, Misserfolgen, geopolitischen Verschiebungen und den immer dringlicher werdenden Realitäten des Klimawandels geprägten COP-Treffen entwickelt und verändert haben.
Hatte Benedick mit seiner 1995 geäusserten Vorhersage recht, dass es kein Zurück mehr geben würde?
Der grundlegende Rahmen der COP wurde dann 1992 auf dem Earth Summit in Rio abgesteckt, bei dem die Notwendigkeit einer koordinierten Reaktion auf den Klimawandel erkannt wurde. Damals wurde die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) ins Leben gerufen, deren höchstes Entscheidungsgremium die COP ist. Diese hat zur Aufgabe, Fortschritte zu überprüfen, Verpflichtungen auszuhandeln und die globalen Klimaschutzmassnahmen schrittweise zu verstärken.
Klimaskeptische Stimmen waren Mitte der 1990er Jahre noch immer einflussreich. Um frühe Fortschritte zu verhindern, nahmen ein Jahr zuvor an der COP 1 in Berlin noch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der fossilen Brennstoffindustrie und der grossen Ölstaaten teil.
Die Hoffnung, dass sich die Wissenschaft durchsetzen würde, erhielt bei der COP 3 1997 in Japan neuen Auftrieb. Damals wurde als erster internationaler Vertrag das Kyoto-Protokoll verabschiedet. Darin wurden für 37 Industrieländer, darunter die damaligen Länder der Europäischen Union, rechtsverbindliche Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen festgelegt.
Das Ziel von Kyoto war, die Unterzeichnerstaaten zu verpflichten, ihre Emissionen während der ersten Verpflichtungsperiode (2008-2012) um durchschnittlich 5.2 % unter das Niveau von 1990 zu senken. Eine zweite, bis 2020 dauernde Verpflichtungsperiode sollte folgen. Allerdings entfaltete das Protokoll letztlich keine Wirkung - und zwar wegen der schwierigen Verhandlungen auf höchster Ebene, und nicht zuletzt, weil die USA es nicht ratifizierten.
"Weitere Faktoren, die seine Wirksamkeit untergruben, waren schwache Durchsetzungsmechanismen, die Abhängigkeit von freiwilligen Verpflichtungen bestimmter Nationen und ein Rahmenwerk, das eher kurzfristige Massnahmen betonte, statt den Klimawandel mit langfristigen, nachhaltigen Lösungen zu bekämpfen", so Ursula Finsterwald, Leiterin Group Sustainability Management bei LGT Private Banking.
Die ersten Konferenzen konzentrierten sich auf grundlegende Vereinbarungen, wobei die Details der Umsetzung auf spätere Jahre verschoben wurden. Viele nachfolgende Konferenzen endeten ohne nennenswerte Ergebnisse.
Ein weiterer Meilenstein wurde jedoch 2009 in Kopenhagen erreicht: Dort einigten sich die Delegierten vor allem dank der Lobbyarbeit der Allianz der kleinen Inselstaaten darauf, die Erwärmungsgrenze bei 2 °C festzulegen und einen Verweis auf das 1.5-°C-Ziel aufzunehmen. Sollte dieses von der Wissenschaft als sinnvoll bestätigt werden, würde man 2015 das niedrigere Ziel festlegen.
Sechs Jahre später fand in Paris die bahnbrechende COP 21 statt. Mit dem Pariser Abkommen wurde ein rechtsverbindlicher internationaler Vertrag geschlossen, der die Welt dazu verpflichtet, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2 °C und vorzugsweise auf unter 1.5 °C zu begrenzen. Der Fünfjahreszyklus des Abkommens ermutigte die Länder ausserdem, ihre Anstrengungen kontinuierlich zu verstärken. Um diesen Fortschritt voranzutreiben, werden seit 2020 nationale Klimaschutzpläne vorgelegt - die Nationally Determined Contributions (NDC).
Der anhaltende Widerstand gegen sinnvolle Klimaschutzmassnahmen wurde 2021 auf der COP 26 in Glasgow deutlich. Dort wurde die wegweisende Verpflichtung zum "Ausstieg" aus der Kohle im Laufe der Verhandlungen zur "Reduzierung" abgeschwächt. "Trotzdem war es ein deutliches Signal", sagt Finsterwald.
Zu den weiteren Fortschritten auf der COP 27 in Sharm El Sheikh im Jahr 2022 gehörte die historische Vereinbarung zur Einrichtung eines Fonds für "Verluste und Schäden", um gefährdete Länder bei der Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels zu unterstützen.
Eine Einschätzung zu einem möglichen Erfolg oder Misserfolg der COP-Verhandlungen insgesamt gab es bereits einige Wochen vor der aktuellen Runde in Belém: António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, warnte vor den "verheerenden Folgen" für die Welt, sollte das 1.5-Grad-Ziel unvermeidlich überschritten werden.
Die Dringlichkeit der Mission der COP sei noch nie so gross gewesen wie in Brasilien: "Um sicherzustellen, dass die Überschreitung so kurz und so gering wie möglich ausfällt, damit beispielsweise der Amazonas-Regenwald nicht kippt, müssen wir zwingend den Kurs ändern", erklärte Guterres.
Bereits mehrfach wurden Reformen der COP gefordert, um effizientere Verfahren, eine verstärkte finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer und Anpassungen der Verhandlungsstruktur zu erreichen, um mit schnelleren und umfassenderen Fortschritten die Klimaziele zu erreichen.
"Die Klimafinanzierung bleibt ein grosses Problem, da nicht eingehaltene Finanzierungszusagen und unklare Liefermechanismen das Vertrauen untergraben", fügt Finsterwald hinzu. "Es fehlen klare Massnahmen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen; die Umsetzungs- und Rechenschaftspflichten sind schwach, und die Folgen bei Nichteinhaltung gering."
So unvollkommen sie nach drei schwierigen Jahrzehnten auch sein mag: Die COP bleibt die einzige internationale Plattform für derartige Gespräche und Verhandlungen. In Zeiten der Deglobalisierung ist ihre Rolle wichtiger denn je. Denn nirgendwo sonst werden die Nationen zu konkreten Massnahmen gezwungen, um die Vereinbarungen des Pariser Abkommens umzusetzen.
Finsterwald fasst zusammen: "Die UN-Klimakonferenzen bleiben auch in Zukunft für die internationale Klimakooperation von zentraler Bedeutung. Ihre Wirkkraft hängt davon ab, ob die Nationen über blosse Gespräche hinausgehen und dauerhafte und effektive Veränderungen erzielen können."
Nachhaltig denken, wirtschaften und investieren sind Kernelemente unserer DNA. Unsere Eigentümerin, die Fürstenfamilie von Liechtenstein, hat früh erkannt, wie wichtig Nachhaltigkeit für unsere Umwelt und Gesellschaft - und damit für unsere Zukunft - ist. Als familiengeführte Privatbank fühlen wir uns dem Pariser Klimaabkommen, den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und einem nachhaltigen Finanzsektor verpflichtet.