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Market View & Insights
Optimismus ist für Unternehmen unverzichtbar, sollte aber niemals mit passiver Hoffnung oder Übermut verwechselt werden. Der beste Ansatz ist resilienter Optimismus, auch "Optimismus mit Sicherheitsnetz" genannt. Und es gibt gute Nachrichten: Er ist erlernbar.
Billy Ocean landete 1985 mit dem Song "When the going gets tough, the tough get going" (sinngemäss übersetzt: "Wenn es hart wird, kommen die Harten in Schwung") einen Welthit. Aber welche Art von Härte meint er damit? Oft macht im Geschäftsleben nicht die Zäheit den Unterschied zwischen den erfolgreichen und den dahindümpelnden Unternehmen aus - sondern eine andere, oft unterschätzte Eigenschaft: unverwüstlicher Optimismus. Manche tun das als Naivität oder Traumtänzerei ab. Tatsächlich ist Optimismus - sofern er mit Realismus gepaart ist - eine kraftvolle Quelle für Erfolg. Dabei geht es keineswegs darum, Probleme zu ignorieren oder einfach auf das Beste zu hoffen. Es geht darum, die Überzeugung zu bewahren, dass Herausforderungen überwunden werden können und dass auch widrige Situationen Chancen bereithalten.
Oft meint man, dass hinter Optimismus nur die naive Weigerung steckt, Schwierigkeiten anzuerkennen. Doch tatsächlich geht es bei belastbarem Optimismus darum, Rückschläge anzuerkennen, die Lehren daraus zu ziehen und mit neuer Energie weiterzumachen. Für Führungskräfte geht es darum, angesichts einer Krise nicht panisch zu werden, sondern sich stattdessen auf praktische Schritte zu konzentrieren, mit denen sie die Ungewissheit in den Griff bekommen.
Das zugrunde liegende Prinzip des widerstandsfähigen Optimismus wird durch die Forschung bestätigt. Das Konzept des psychologischen Kapitals, zu dessen vier Säulen neben Hoffnung, Selbstwirksamkeit und Widerstandsfähigkeit auch Optimismus gehört, wird mit besserer Leistung und Arbeitszufriedenheit in Verbindung gebracht. Dr. Bruce Avolio, Professor für Management an der Foster School of Business der University of Washington, sagt: "Wenn Arbeitgeber den Aufbau von psychologischen Ressourcen fördern, investieren sie in die Persönlichkeit ihrer Mitarbeitenden und in deren künftige Entwicklung. Dabei geht es um mehr als um die Entwicklung von Fachkenntnissen und Qualifikationen - es hilft der Belegschaft, sich wirklich zu entfalten."
Optimistische Menschen haben im Vergleich zu weniger optimistischen Personen tendenziell niedrigere Entzündungswerte und einen gesünderen Cholesterinspiegel - kein unbedeutender Vorteil, wenn es darum geht, den Druck zu bewältigen, der auf Führungspersönlichkeiten lastet.
Laura Kubzansky, Professorin für Sozial- und Verhaltenswissenschaften an der Harvard T.H. Chan School of Public Health, sagt: "Optimistische Menschen haben im Allgemeinen die Einstellung, dass sie mit einer flexiblen Herangehensweise und viel Fokus Probleme lösen und die Situation verbessern können."
Auf meinem eigenen Weg als Führungskraft habe ich versucht, unverwüstlichen Optimismus zu leben. Als ich mit 30 Jahren zum Geschäftsführer ernannt wurde, war ich für diese Rolle völlig unzureichend gerüstet. Ich durchlebte eine steile Lernkurve, und zeitweise fühlte es sich chaotisch an. Aber ich blieb dran, lernte aus meinen Fehlern und fand mit der Zeit meinen Rhythmus. Das Wachstum war nicht das Ergebnis eines perfekten Plans, sondern der Bereitschaft, hart zu arbeiten, und dem Glauben daran, dass wir etwas Grösseres schaffen können.
Wenn ich jetzt zurückblicke, bin ich nicht nur auf das Wachstum unseres Unternehmens stolz, sondern auch auf die Menschen darin. Immer wieder konnte ich miterleben, wie sie Selbstvertrauen entwickeln, sich neuen Herausforderungen stellen und über ihre Komfortzone hinausgehen. Das macht den Erfolg aus. Ich habe gelernt, dass Optimismus nicht nur mit dem Glauben an das Unternehmen zu tun hat, sondern auch mit dem Glauben an die Menschen, an ihr Potenzial und an ihre Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern.
Daniel Kahneman, der Nobelpreisträger für Psychologie und Autor des Buchs "Schnelles Denken, langsames Denken", hat vor den Gefahren der Selbstüberschätzung, eine der schwierigen Verwandten des Optimismus, gewarnt. Diese führe dazu, dass Menschen Risiken verkennen und ihre Kontrolle über die Ergebnisse überschätzen.
Resilienter Optimismus ist kein blinder Glaube - es ist Optimismus mit einem Sicherheitsnetz. Wer ihn praktiziert, erkennt Risiken, bereitet sich auf Rückschläge vor und plant angemessen. Es ist weder Selbstgefälligkeit noch Wunschdenken, sondern die Fähigkeit, auch unter schwierigen Umständen mit klarer Entschlossenheit weiterzumachen.
Unternehmen, die belastbaren Optimismus in ihrer Unternehmenskultur verankern wollen, können einige praktische Massnahmen ergreifen:
Resilienter Optimismus ist kein flauschiger Wohlfühlbegriff. Er ist ein greifbarer strategischer Vorteil. Richtig angewendet, fördert er Beweglichkeit, Innovation und Ausdauer - genau die Eigenschaften, die man braucht, um wirtschaftliche Stürme, Marktstörungen und unvorhergesehene Krisen zu überstehen. Der Schlüssel liegt darin, Optimismus und Realismus in Einklang zu bringen. Unternehmen und Führungskräfte, die das verstehen, werden in einer von Unsicherheiten geprägten Welt nicht nur überleben, sondern sogar gedeihen.