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Unternehmertum

Unverwüstlicher Optimismus: unbesungener Held des unternehmerischen Erfolgs

Optimismus ist für Unternehmen unverzichtbar, sollte aber niemals mit passiver Hoffnung oder Übermut verwechselt werden. Der beste Ansatz ist resilienter Optimismus, auch "Optimismus mit Sicherheitsnetz" genannt. Und es gibt gute Nachrichten: Er ist erlernbar.

Billy Ocean, Sänger und Songwriter
"When the going gets tough, the tough get going": Meint Billy Ocean damit den resilienten Optimismus? © KEYSTONE/Camera Press/John Ferguson

Zusammenfassung

  • Resilienter Optimismus, auch "Optimismus mit Sicherheitsnetz" genannt, ist ein entscheidender, oft unterschätzter Erfolgsfaktor im Geschäftsleben: Er verbindet Zuversicht mit realistischer Vorbereitung auf Rückschläge.
  • Als Teil des psychologischen Kapitals (PsyCap) stärkt diese Haltung nicht nur Führungsqualitäten und Teamleistung, sondern wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit aus - vorausgesetzt, sie wird nicht mit Selbstüberschätzung verwechselt.
  • Unternehmen können resilienten Optimismus fördern, indem sie ihn vorleben, Mitarbeitende stärken, offen kommunizieren und sich gezielt auf schwierige Situationen vorbereiten.

Billy Ocean landete 1985 mit dem Song "When the going gets tough, the tough get going" (sinngemäss übersetzt: "Wenn es hart wird, kommen die Harten in Schwung") einen Welthit. Aber welche Art von Härte meint er damit? Oft macht im Geschäftsleben nicht die Zäheit den Unterschied zwischen den erfolgreichen und den dahindümpelnden Unternehmen aus - sondern eine andere, oft unterschätzte Eigenschaft: unverwüstlicher Optimismus. Manche tun das als Naivität oder Traumtänzerei ab. Tatsächlich ist Optimismus - sofern er mit Realismus gepaart ist - eine kraftvolle Quelle für Erfolg. Dabei geht es keineswegs darum, Probleme zu ignorieren oder einfach auf das Beste zu hoffen. Es geht darum, die Überzeugung zu bewahren, dass Herausforderungen überwunden werden können und dass auch widrige Situationen Chancen bereithalten.

Dem Sturm trotzen - resilienter Optimismus bedeutet nicht, Herausforderungen schön zu reden, sondern ihnen gut vorbereitet zu begegnen. © istock/ozgurdonmaz

Oft meint man, dass hinter Optimismus nur die naive Weigerung steckt, Schwierigkeiten anzuerkennen. Doch tatsächlich geht es bei belastbarem Optimismus darum, Rückschläge anzuerkennen, die Lehren daraus zu ziehen und mit neuer Energie weiterzumachen. Für Führungskräfte geht es darum, angesichts einer Krise nicht panisch zu werden, sondern sich stattdessen auf praktische Schritte zu konzentrieren, mit denen sie die Ungewissheit in den Griff bekommen.

Eine tragende Säule des psychologischen Kapitals 

Das zugrunde liegende Prinzip des widerstandsfähigen Optimismus wird durch die Forschung bestätigt. Das Konzept des psychologischen Kapitals, zu dessen vier Säulen neben Hoffnung, Selbstwirksamkeit und Widerstandsfähigkeit auch Optimismus gehört, wird mit besserer Leistung und Arbeitszufriedenheit in Verbindung gebracht. Dr. Bruce Avolio, Professor für Management an der Foster School of Business der University of Washington, sagt: "Wenn Arbeitgeber den Aufbau von psychologischen Ressourcen fördern, investieren sie in die Persönlichkeit ihrer Mitarbeitenden und in deren künftige Entwicklung. Dabei geht es um mehr als um die Entwicklung von Fachkenntnissen und Qualifikationen - es hilft der Belegschaft, sich wirklich zu entfalten."

Laura Kubzansky, Professor, Harvard TH Chan School of Public Health
Untersuchungen von Laura Kubzansky zeigen: Optimismus stärkt sowohl die Resilienz von Führungskräften als auch deren körperliche Gesundheit.
Führungspersönlichkeiten mit hohem psychologischem Kapital treffen unter Druck bessere Entscheidungen und wecken das Vertrauen ihrer Teams. Harvard-Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass Menschen, die optimistisch sind, gesünder sind und ein längeres Leben haben. 

Optimistische Menschen haben im Vergleich zu weniger optimistischen Personen tendenziell niedrigere Entzündungswerte und einen gesünderen Cholesterinspiegel - kein unbedeutender Vorteil, wenn es darum geht, den Druck zu bewältigen, der auf Führungspersönlichkeiten lastet. 

Laura Kubzansky, Professorin für Sozial- und Verhaltenswissenschaften an der Harvard T.H. Chan School of Public Health, sagt: "Optimistische Menschen haben im Allgemeinen die Einstellung, dass sie mit einer flexiblen Herangehensweise und viel Fokus Probleme lösen und die Situation verbessern können."

Angewandte Überzeugung

Auf meinem eigenen Weg als Führungskraft habe ich versucht, unverwüstlichen Optimismus zu leben. Als ich mit 30 Jahren zum Geschäftsführer ernannt wurde, war ich für diese Rolle völlig unzureichend gerüstet. Ich durchlebte eine steile Lernkurve, und zeitweise fühlte es sich chaotisch an. Aber ich blieb dran, lernte aus meinen Fehlern und fand mit der Zeit meinen Rhythmus. Das Wachstum war nicht das Ergebnis eines perfekten Plans, sondern der Bereitschaft, hart zu arbeiten, und dem Glauben daran, dass wir etwas Grösseres schaffen können.

Resilienter Optimismus bedeutet, an Menschen und ihr Potenzial zu glauben. © Shutterstock/Standret

Wenn ich jetzt zurückblicke, bin ich nicht nur auf das Wachstum unseres Unternehmens stolz, sondern auch auf die Menschen darin. Immer wieder konnte ich miterleben, wie sie Selbstvertrauen entwickeln, sich neuen Herausforderungen stellen und über ihre Komfortzone hinausgehen. Das macht den Erfolg aus. Ich habe gelernt, dass Optimismus nicht nur mit dem Glauben an das Unternehmen zu tun hat, sondern auch mit dem Glauben an die Menschen, an ihr Potenzial und an ihre Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern.

Optimismus ist nicht gleich Selbstüberschätzung

Resiliente Teams blühen unter Druck auf - weil sie aneinander und an den Weg glauben, den sie eingeschlagen haben. © istock/FG Trade
Natürlich hat Optimismus auch seine Tücken. Eine Führungskraft, die davon ausgeht, dass sich "die Dinge schon regeln werden", aber nicht die Grundlagen für eine Verbesserung schafft, ist schlichtweg leichtsinnig. 

Daniel Kahneman, der Nobelpreisträger für Psychologie und Autor des Buchs "Schnelles Denken, langsames Denken", hat vor den Gefahren der Selbstüberschätzung, eine der schwierigen Verwandten des Optimismus, gewarnt. Diese führe dazu, dass Menschen Risiken verkennen und ihre Kontrolle über die Ergebnisse überschätzen.

Resilienter Optimismus ist kein blinder Glaube - es ist Optimismus mit einem Sicherheitsnetz. Wer ihn praktiziert, erkennt Risiken, bereitet sich auf Rückschläge vor und plant angemessen. Es ist weder Selbstgefälligkeit noch Wunschdenken, sondern die Fähigkeit, auch unter schwierigen Umständen mit klarer Entschlossenheit weiterzumachen.

Wie Organisationen belastbaren Optimismus entwickeln können

Unternehmen, die belastbaren Optimismus in ihrer Unternehmenskultur verankern wollen, können einige praktische Massnahmen ergreifen:

  1. Die Einstellung vorleben - Die Führungskräfte müssen den Ton angeben. Die Mitarbeitenden orientieren sich an den Führungskräften. Ein CEO, der in der Krise eine Chance sieht, inspiriert seine Teams, das Gleiche zu tun.
  2. Mitarbeitende ermächtigen - Menschen erzielen bessere Leistungen, wenn sie sich wertgeschätzt fühlen und befähigt werden, einen wichtigen Beitrag zu leisten. Die Förderung der beruflichen Entwicklung und die Würdigung der Widerstandsfähigkeit stärken das Vertrauen im gesamten Unternehmen.
  3. Transparent kommunizieren - Die Belegschaft eines Unternehmens muss nicht vor Schwierigkeiten abgeschirmt werden. Sie muss jedoch das Gefühl haben, dass die Herausforderungen zielstrebig und zielgerichtet angegangen werden.
  4. Auf die Stärken konzentrieren - Widerstandsfähige Organisationen nutzen das, was sie am besten können. Wenn sie ihre Stärken ausspielen, entsteht eine Dynamik, die eine Grundlage für langfristigen Erfolg schafft.
  5. Für schlechte Zeiten planen - Resilienz bedeutet nicht, Risiken zu ignorieren. Es bedeutet, sie zu erkennen, sich auf Unvorhergesehenes vorzubereiten und bereit zu sein, bei Bedarf umzuschwenken.

Resilienter Optimismus ist kein flauschiger Wohlfühlbegriff. Er ist ein greifbarer strategischer Vorteil. Richtig angewendet, fördert er Beweglichkeit, Innovation und Ausdauer - genau die Eigenschaften, die man braucht, um wirtschaftliche Stürme, Marktstörungen und unvorhergesehene Krisen zu überstehen. Der Schlüssel liegt darin, Optimismus und Realismus in Einklang zu bringen. Unternehmen und Führungskräfte, die das verstehen, werden in einer von Unsicherheiten geprägten Welt nicht nur überleben, sondern sogar gedeihen.

Der Autor
Alastair Turner, CEO Aspectus
Alastair Turner, CEO, Aspectus Group

Alastair Turner hat massgeblich dazu beigetragen, Aspectus zu einer der weltweit am schnellsten wachsenden unabhängigen Marketing- und Kommunikationsagenturen zu entwickeln. Er leitet die Aspectus-Teams in Amerika, Europa und Asien, hat mit Unternehmen jeder Grösse zusammengearbeitet und ist letztendlich verantwortlich für die Kundenbetreuung innerhalb der gesamten Gruppe sowie dafür, dass Aspectus einige der talentiertesten Mitarbeitenden der Branche für sich gewinnen und halten kann.

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