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Fed - Zeit für eine Zinspause

Wie an den Finanzmärkten weitestgehend erwartet hat die US-Notenbank (Fed) in der vergangenen Woche den Leitzins um weitere 25 Basispunkte angehoben und ihr Zielband neu mit 5.00-5.25 % definiert. Damit hat die Zentralbank die Fed Funds Rate in den letzten 14 Monaten um 500 Basispunkte gestrafft, was den steilsten Zinserhöhungszyklus der letzten 40 Jahre spiegelt. Nun dürfte das Fed aber die erwartete Zinspause einlegen, wobei der Begriff «Verschnaufpause» eigentlich treffender wäre. 

Datum
Autor
Thomas Wille
Lesezeit
10 Minuten

US-Notenbank Zinspause
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Einerseits wollen die Währungshüter in den USA aufgrund des zeitlich verschobenen Effekts der monetären Straffung erst einmal abwarten, wie sich die Zinsschritte der letzten Monate auf das Wachstum, den Arbeitsmarkt und die immer noch hohe Inflation auswirken. Andererseits müssen wir aber auch zur Kenntnis nehmen, dass US-Notenbankchef Jerome Powell in der letzten Pressekonferenz keinesfalls angedeutet hat, dass die Mission Inflationsbekämpfung bereits beendet ist. Es ist auch davon auszugehen, dass die Zinsen noch länger hoch bleiben werden - Stichwort: "Higher for longer". Der Markt preist derzeit drei bis vier Zinssenkungen bis Ende Jahr ein. Wir rechnen nicht damit.

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Arbeitsmarkt in den USA bleibt angespannt

Die US-Arbeitsmarktzahlen für den Monat April zeigten eindrücklich, dass sich keine Entspannung abzeichnet. Die Arbeitslosenquote sank auf 3.4% - erwartet wurde ein Anstieg von 3.5% auf 3.6% - und auch die Lohninflation stieg auf 4.4% von 4.2% im Monat zuvor. Diese Zahlen bestätigen, dass eine Zinspause der US-Notenbank lediglich eine Verschnaufpause ist und keine echte Wende oder Umkehr des Zinszyklus. Bestenfalls haben wir dabei den letzten Zinsschritt gesehen, aber von "Zinssenkungsgeschenken" sind wir noch Monate entfernt. 

Zwei "Tail-Risiken"

Die Regionalbankenkrise in den USA hängt wie ein Damoklesschwert über den Kapitalmärkten. Der massive Zinserhöhungszyklus der amerikanischen Notenbank fordert immer mehr Opfer unter den Regionalbanken. Noch scheint das Problem unter Kontrolle zu sein, doch mit jeder Problembank werden die Nerven der Investoren weiter strapaziert. Die Übernahme der First Republik Bank durch JP Morgan wurde vom breiten Aktienmarkt mit einer gewissen Genugtuung aufgenommen. Erst die nächsten Wochen werden aber zeigen, ob die Krise der Regionalbanken eingedämmt bleibt oder auf das gesamte Bankensystem übergreift. 

Das zweite "Tail Risk" ist die Schuldenobergrenze in den USA, über die wir an dieser Stelle bereits vor zwei Wochen gesprochen haben. Der Stichtag oder "Deadline" rückt immer näher und US-Finanzministerin Janet Yellen warnt fast wöchentlich vor den potenziell verheerenden Folgen. Wir rechnen weiterhin mit einer Lösung in letzter Minute, gehen aber davon aus, dass die Nervosität an den Finanzmärkten in den kommenden Wochen zunehmen wird. 

Wählerisch bleiben und auf Qualität setzen

Angesichts dieser Herausforderungen empfehlen wir Anlegern in den kommenden Wochen, weiterhin selektiv zu bleiben. Dabei haben wir eine klare Präferenz für Aktien aus dem Rest der Welt gegenüber den USA und bevorzugen Aktien, die in der laufenden Berichtssaison zu überzeugen vermochten. Zudem bleibt Gold in stürmischen Zeiten ein sicherer Anker in unserem Portfolio.
 

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