- Home
-
Private Banking
-
Market View & Insights
Salzburg ist nicht nur die Geburtsstadt Mozarts, sondern bietet noch viel mehr. Günther Zembacher von der LGT Bank Österreich verrät, warum sich ein Besuch lohnt.
Salzburg ist etwas Besonderes. Bevor wir 1816 Teil des Kaisertums Österreich wurden, waren wir beinahe 500 Jahre lang ein unabhängiges Fürsterzbistum, regiert von den katholischen Fürsterzbischöfen. Diese Herren hatten sowohl geistliche als auch weltliche Macht - und lebten wahrlich fürstlich. Sie waren Seelsorger, Bischöfe, Fürsten, Mäzene, Kunstliebhaber - und Geniesser.
Ihnen verdanken wir nicht nur unser wunderschönes, barockes Stadtbild - die Fürsterzbischöfe förderten die Genies ihrer Zeit, wie etwa den Stararchitekten Fischer von Erlach und den kaiserlichen Hofbaumeister Johann Lucas von Hildebrandt - sondern auch unsere tief verwurzelte Liebe zur Musik und Kultur.
Der ehemalige Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer hat einen launigen Spruch geprägt: "Was wäre Salzburg ohne die Fürsterzbischöfe? - Maximal Linz." Linz ist eine österreichische Industriestadt - ästhetisch nicht ganz überzeugend für uns Schöngeister.
In die Ära der Fürsterzbischöfe fällt auch der Ursprung des Salzburger Reichtums: Wie es der Name erraten lässt, verdanken wir unseren jahrhundertealten Wohlstand dem Handel mit Salz, aber auch mit Gold und Silber. So entwickelten wir uns zu einer prachtvollen Barockmetropole. Und zu einer Kulturstadt.
Die Mozartwoche, die Osterfestspiele, die Pfingstfestspiele, das Mozarteum, der Bachchor… Unser kulturelles Angebot ist atemberaubend.
Ich besuche mindestens einmal im Monat ein Klassikkonzert; unglaubliche 700 Kulturveranstaltungen im Jahr stehen mir offen. Letztens war ich an der Ouvertüre zu Mozarts Zauberflöte, bei einem Antonín Dvořák-Konzert, hörte Beethovens Fünfte Symphonie.
Mein favorisiertes Ensemble ist das Mozarteumorchester Salzburg - gegründet 1841, und damit das älteste Symphonie-Orchester Österreichs, aktuell unter der Leitung von Roberto González-Monjas. Einmalig ist nicht nur seine Virtuosität: Die Konzerte finden in den Räumlichkeiten der Mozarteum-Stiftung statt. Der Konzertsaal ist holzgetäfelt. Als Zuhörer sitze ich darin wie in einem Geigenkasten. Das hört und fühlt sich unglaublich an.
Dieser Konzertsaal konnte nur mithilfe der Habsburger erbaut werden - genauer gesagt dem kleinen Bruder von Kaiser Franz Joseph, Erzherzog Ludwig Viktor von Österreich. Wir nennen ihn Luzi Wuzi. Er war hier im Exil und wurde zu einem wichtigen Kunstmäzen und wahrer Freund Salzburgs.
Falls Sie sich übrigens fragen, ob ich als Reiseführer arbeite: Nein, Sie können die Einheimischen auf den Salzburger Strassen fragen - das alles ist hier Allgemeinwissen.
Natürlich darf der wohl berühmteste Salzburger nicht ungenannt bleiben: Wolfgang Amadeus Mozart. Über dieses exzentrische Wunderkind, sein Werk, sein Leben, seinen Charakter könnten wir tagelang reden. Woran ich mich immer wieder erinnere, ist seine Arbeitswut: Mit der heutigen, durchschnittlichen Arbeitsgeschwindigkeit müsste man 70 Jahre lang komponieren, um das zu erschaffen, was Mozart in seinen 35 Lebensjahren komponiert hat.
Auch seine rebellische Exzentrik ist legendär: In manchen Filmen, wie Milos Formans Klassiker "Amadeus" von 1984, trägt er einen roten Rock in Kombination mit einer rosa Perücke. Damit hat Forman seinen Stil genau getroffen. Schrill und unkonventionell kleidete er sich nicht nur, sondern so lebte er auch: Als er mit einem Sechsspänner durch Wien fuhr, obwohl es damals Fürsten vorbehalten war, eine solch pompöse Kutsche mit sechs Pferden zu fahren, wurde er getadelt. Er erwiderte: "Aber das sind ja keine Pferde. Sondern bloss Pferderl."
Vielleicht ist diese schelmische Aufmüpfigkeit eine Salzburger Eigenart: Unsere Erzbischöfe tragen die Ehrentitel Primas Germaie sowie Legatus Natus und tragen daher Kardinalsrot, obwohl sie lange keine Kardinäle mehr sind. Ein Freund von mir, ein ehemaliger Domherr, hat mir erzählt, dass die Herren deshalb einen Brief aus Rom erhalten, haben: Der Papst verkünde, man möge endlich das Kardinalsrot ablegen. Ich habe ihn gefragt: "Was habt ihr gemacht?" Daraufhin mein Freund: "Wir haben den Brief schubladisiert." Und da liegt er heute noch.