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Juni 2025 - das Wichtigste in Kürze

Die Marktstimmung ist weiterhin von grosser Unsicherheit geprägt. Während die Anlegerinnen und Anleger versuchen, die jüngsten Entwicklungen im Handelskonflikt zu verstehen, verschlechtern sich die globalen Konjunkturaussichten. Die Spannungen im Zusammenhang mit dem anhaltenden Handelskrieg von US-Präsident Trump führen zu einem Wachstumsrückgang und einer Abschwächung der Konsumdynamik, während hohe Zölle die Inflation und die Investitionen belasten.

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  • Autor Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
  • Lesezeit 7 Minuten

Wolken über Stadt
© Shutterstock

Vor diesem Hintergrund bleiben wir bei unserem "Untergewicht" in globalen Aktien. Wir behalten unser "Untergewicht" in US-Aktien aufgrund des begrenzten Renditepotenzials bei und stufen Schweizer Aktien auf "Neutral" herab, da der wichtige Pharmasektor mit Herausforderungen hinsichtlich der Preisgestaltung für Medikamente durch die US-Regierung konfrontiert ist. Wir erkennen jedoch einige Anzeichen für eine Deeskalation des Handelskriegs und neutralisieren unser bisheriges "Untergewicht" in Aktien aus Schwellenländern. 

Im Bereich festverzinslicher Wertpapiere erhöhen wir das in unserer Anlagestrategie reflektierte Risiko vorsichtig. Wir neutralisieren globale Schwellenländeranleihen und globale Hochzinsanleihen von zuvor "Untergewichtet", was zu einer insgesamt neutralen Position in festverzinslichen Wertpapieren führt. 

Gold bleibt in unsicheren Zeiten ein wichtiger Pfeiler und ein Gegengewicht zu dollarorientierten Risiken. Die Rolle des Edelmetalls als Absicherung gegen systemische Volatilität wird durch unser neu festgelegtes Sechsmonatsziel von USD 3250 unterstrichen. 

Makroökonomisches Umfeld

Der globale Konjunkturausblick trübt sich ein - das Wachstum schwächt sich ab, und geopolitische Risiken haben zugenommen. In den USA verliert der Konsum an Dynamik, und die hohen Zölle heizen die Inflation temporär an. Die Eurozone zeigt ein gemischtes Bild mit ersten Erholungszeichen in der Industrie, aber immer noch schwacher Wachstumsdynamik. Chinas langsamer Strukturwandel und globale Unsicherheiten lasten zudem auf dem Wachstumsausblick für die Weltwirtschaft.

Anlagestrategie

Das Investmentkomitee hat seine Portfoliostrategie aufgrund der reduzierten Spannungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie des Handelsabkommens zwischen den USA und Grossbritannien angepasst. In der Folge haben wir unser Risikoengagement vorsichtig erhöht, indem wir eine "Neutrale" Position in globalen Schwellenländer- und Hochzinsanleihen einnehmen, was zu einer insgesamt "Neutralen" Haltung bei festverzinslichen Wertpapieren führt. Trotz der jüngsten Gewinne bleibt unsere globale Aktienposition "Untergewichtet" aufgrund eines begrenzten Potenzials, insbesondere bei US-Aktien aufgrund hoher Bewertungen und negativer Gewinnrevisionen.

Aktienstrategie

Die jüngste Rallye des US-Aktienmarktes befeuert durch die Deeskalation im Handelskrieg führte den S&P 500 zu Kurs- und Bewertungsniveaus, die höher als vor dem "Liberation Day" liegen. Währenddessen bleiben die Unsicherheiten für die USA im Zusammenhang mit dem aktuellen Zollregime in mehrfacher Hinsicht erhöht. Dies erfordert eine entsprechend höhere Aktienrisikoprämie, die jedoch aufgrund des aktuellen Bewertungs- und Zinsniveaus im historischen Kontext sehr tief scheint. Wir halten an einem "Untergewicht" für US-Aktien fest. Schweizer Aktien haben im bisherigen Jahresverlauf den Weltaktienindex geschlagen, insbesondere in Schweizer Franken. Dem Pharmasektor droht bezüglich der Preisgestaltung von Medikamenten durch die US-Regierung neues Ungemach, was das Kurspotenzial limitiert. Wir stufen daher den Gesundheitssektor, und angesichts dessen Bedeutung für den Schweizer Markt auch die Schweiz, auf "Neutral" zurück. Dagegen stufen wir die Schwellenländer hoch, da die jüngste Deeskalation im Handelskrieg eine moderate Verbesserung der globalen Wirtschafts- wie auch Gewinnerwartungen für die Schwellenländer mit sich bringt. Mit einem Bewertungsabschlag von 30% gegenüber dem Weltaktienindex bieten Schwellenländeraktien ein angemessenes Sicherheitspolster, um wieder mit "Neutral" eingestuft zu werden. Abschliessend stufen wir den Finanzsektor mit Fokus Banken auf "Attraktiv" hoch. Deregulierungsbemühungen in den USA dürften zu einer Lockerung der Eigenmittelvorschriften führen, was neues Kapital für künftige Kreditvergabe freisetzen sollte. Der Sektor ist attraktiv bewertet und vom Handelskrieg gering betroffen.

Anleihenstrategie

Nach den Turbulenzen im April haben sich die Rentenmärkte etwas stabilisiert - insbesondere auf handelspolitischer Ebene gibt es Anzeichen für eine Deeskalation. Gleichzeitig bleibt das Umfeld von hoher Unsicherheit geprägt: Frühindikatoren deuten auf eine mögliche Abschwächung hin, während strukturelle Risiken wie das US-Haushaltsdefizit und steigende Langfristzinsen bestehen bleiben. Vor diesem Hintergrund passen wir unsere Positionierung an: Die geringere Rezessionswahrscheinlichkeit führt zu einer Abschwächung unserer defensiven Ausrichtung hin zu einer neutraleren Allokation. Die Attraktivität von Staatsanleihen reduzieren wir auf "Neutral", während wir Schwellenländeranleihen ebenfalls auf "Neutral" hochnehmen.

Währungs- und Goldstrategie

Der US-Dollar scheint bereit für eine moderate Erholung zu sein, unterstützt durch höhere Renditen im Vergleich zum Euro und die stärkere Produktivität sowie die breiteren Kapitalmärkte der USA. Allerdings werfen anhaltende Unsicherheiten in der Handelspolitik, erhöhte Zölle und potenzielle Herausforderungen hinsichtlich der Unabhängigkeit der US-Notenbank Zweifel am "US-Exzeptionalismus" auf und unterstreichen die Risiken für den Status der US-Valuta als "sicherer Hafen". In diesem Kontext bleibt Gold ein wichtiger Diversifikator, unterstützt durch die Nachfrage der Zentralbanken und die breite industrielle Nutzung. Trotz der kurzfristigen US-Dollar-Festigkeit, die möglicherweise auf die Goldpreise drückt, wird die Rolle des Edelmetalls als Absicherung gegen systemische Volatilität durch unser neu gesetztes Ziel von USD 3250 (6 Monate) und USD 3600 (12 Monate) betont.