LGT Navigator

Neuste Daten signalisieren insgesamt Abschwächung des US-Arbeitsmarkts

Die verspäteten US-Arbeitsmarktdaten für Oktober und November fielen in der Gesamtschau schwächer aus als erwartet und tragen zu dem, was einige Ökonominnen und Ökonomen als eine "Job-Rezession" der vergangenen sechs Monate bezeichnen. Auch die US-Einzelhandelsumsätze blieben hinter den Erwartungen zurück. Die US-Aktienindizes schlossen den Handel am Dienstag uneinheitlich, da Anlegerinnen und Anleger ihre Erwartungen hinsichtlich weiterer Zinssenkungen durch die Fed neu bewerteten. Ausserdem fielen die US-Ölpreise auf den niedrigsten Stand seit Anfang Mai, da die Ukraine unter Druck steht, ein mögliches Friedensabkommen mit Russland zu akzeptieren. In Europa signalisierten die neuesten Umfrageergebnisse unterdessen eine Eintrübung der Unternehmensstimmung, während die Investorinnen und Investoren sich optimistischer zeigten.

  • Datum
  • Autor Alessandro Fezzi, Content & Publications
  • Lesezeit 5 Minuten

US-Arbeitsmarktbericht Zeitung

Die Beschäftigung ausserhalb der Landwirtschaft in den USA (Nonfarm Payrolls) stieg im November um 64'000 Stellen und lag damit über der Medianprognose von 50'000. Allerdings gingen die Beschäftigtenzahlen im Oktober gemäss den wegen des teilweisen Stillstands der Bundesbehörden (Shutdown) verspätet veröffentlichten Daten um 105'000 zurück. Die Arbeitslosenquote stieg auf 4.6% und damit auf den höchsten Stand seit Ende 2021. Der Bericht zeigte, dass die jüngste Schaffung von Arbeitsplätzen stark im Gesundheitswesen konzentriert war, das für mehr als 70% der Nettozuwächse verantwortlich war, während die staatliche Beschäftigung im Oktober und erneut im November deutlich zurückging. Der Lohndruck liess weiter nach: Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Monatsvergleich nur um 0.1% und im Jahresvergleich um 3.5% - die niedrigste jährliche Zuwachsrate seit Mitte 2021. Dies untermauert die Einschätzung der Fed-Verantwortlichen, dass der Arbeitsmarkt nicht länger der Haupttreiber der Inflation ist.

Die US-Einzelhandelsumsätze stagnierten im Oktober im Vergleich zum Vormonat, wie aus den vom Handelsministerium verspätet veröffentlichten Daten hervorgeht. Damit blieben sie hinter den Erwartungen der Ökonominnen und Ökonomen zurück, die mit einem Anstieg um 0.1% gerechnet hatten, nach einer revidierten Zunahme um 0.1% im September.

Die US-Aktienindizes schlossen den Handel am Dienstag uneinheitlich, da die Anlegerinnen und Anleger ihre Erwartungen hinsichtlich weiterer Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed nach den verspäteten Arbeitsmarktdaten neu bewerteten. Der Dow Jones Industrial Average fiel um 0.62% auf 48'114.26 Punkte, während der S&P 500 um 0.24% auf 6800.26 Punkte nachgab. Der überwiegend mit Technologiewerten bestückte Nasdaq 100 legte dagegen um 0.26% auf 25'132.94 Punkte zu und profitierte von einem Rekordschlusskurs des Elektroautoherstellers Tesla, dessen Aktienkurs von Optimismus hinsichtlich autonomen Fahrens und Robotik getrieben wurde.

Aktien in der Asien-Pazifik-Region uneinheitlich - japanische Exporte ziehen an

Die Aktienmärkte in der Asien-Pazifik-Region zeigten sich am Mittwoch uneinheitlich, während die Anlegerinnen und Anleger die stärker als erwartet ausgefallenen Handelsdaten Japans einordneten und die Kursverluste an der Wall Street über Nacht verdauten. Die japanischen Exporte stiegen im November im Jahresvergleich um 6.1% und damit deutlich stärker als im Oktober mit 3.6% sowie klar über den Prognosen der Ökonominnen und Ökonomen. Der Nikkei 225 notierte nahezu unverändert, während der Topix leicht nachgab. Auf Unternehmensebene legte die japanische SBI Shinsei Bank nach einem umfangreichen Börsengang um mehr als 12% zu. Ausserdem schoss die Aktie des chinesischen Chipentwicklers MetaX Integrated Circuits bei ihrem Debüt in Shanghai um mehr als 700% in die Höhe, was das starke Anlegerinteresse an Hardware für Anwendungen im Bereich Kuensliche Intelligenz unterstreicht.

US-Ölpreise auf Siebenmonatstief

Die US-Rohölpreise fielen am Dienstag auf den niedrigsten Stand seit Anfang Mai, wobei der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zeitweise unter USD 55 je Barrel rutschte. Der US-Referenzpreis ist damit seit Jahresbeginn um rund 22% gefallen und verzeichnet den stärksten Rückgang seit 2018, während Brent um nahezu 20% nachgab und damit auf das schwächste Jahr seit 2020 zusteuert. Der Preisrückgang hat dazu beigetragen, dass der durchschnittliche Benzinpreis in den USA auf unter USD 3 je Gallone und damit auf ein Vierjahrestief gesunken ist. Die Abwärtsbewegung erfolgt vor dem Hintergrund deutlich erhöhter Fördermengen der OPEC+-Produzenten nach Jahren der Angebotsbeschränkungen, was die Erwartungen eines Angebotsueberhangs verstärkt. Gleichzeitig preisen die Anlegerinnen und Anleger ein sinkendes geopolitisches Risiko ein, da die USA Druck auf die Ukraine ausüben, ein mögliches Friedensabkommen mit Russland zu akzeptieren.

Unternehmensstimmung im Euroraum verschlechtert sich

Das Geschäftsklima in der Eurozone hat sich im Dezember stärker als erwartet eingetrübt. Der vorläufige zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex (Composite Purchasing Managers Index, PMI), den S&P Global ermittelt, fiel von 52.8 Punkten im November auf 51.9 Punkte, während Ökonominnen und Ökonomen lediglich mit einem leichten Rückgang auf rund 52.6 gerechnet hatten. Der Indikator liegt damit weiterhin über der Schwelle von 50 Punkten, die Wachstum von Schrumpfung trennt, was darauf hindeutet, dass die gesamtwirtschaftliche Aktivität noch zunimmt. Allerdings fiel der Einkaufsmanagerindex für die Industrie weiter in den Schrumpfungsbereich, und auch der Indikator für den Dienstleistungssektor gab nach, blieb jedoch im Expansionsbereich. Beide Teilindizes blieben damit hinter den Erwartungen zurück.

In Grossbritannien hellte sich das Geschäftsklima im Dezember stärker als erwartet auf. Der vorläufige zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg von 51.2 Punkten im November auf 52.1 Punkte, während Ökonominnen und Ökonomen lediglich einen Anstieg auf rund 51.5 erwartet hatten.

Deutsche Anlegerinnen und Anleger laut ZEW-Umfrage optimistischer

Die Konjunkturerwartungen der Finanzmarktexpertinnen und -experten in Deutschland haben sich im Dezember unerwartet aufgehellt. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen stieg von 38.5 Punkten im November auf 45.8 Punkte und widersprach damit Prognosen, die von einem leichten Rückgang auf rund 38.4 ausgegangen waren. ZEW-Präsident Achim Wambach erklärte, die Umfrage deute auf eine realistische Chance für einen konjunkturellen Aufschwung nach drei Jahren der Stagnation hin, begünstigt durch eine expansive Fiskalpolitik, warnte jedoch, dass die Erholung fragil bleibe. Die Befragten bewerteten die aktuelle Lage weiterhin als sehr schwach: Der entsprechende Indexwert fiel von minus 78.7 auf minus 81 Punkte und damit etwas deutlicher als von Ökonominnen und Ökonomen erwartet.

Unternehmens- und Wirtschaftskalender

Unternehmensnachrichten im Fokus: Es sind heute keine wichtigen Unternehmensnachrichten terminiert.

Konjunkturdaten im Fokus: Verbraucherpreisindex Grossbritannien (08:00), Deutschland Ifo Geschäftsklimaindex (10:00), Verbraucherpreisindex Eurozone (11:00) und SNB-Quartalsbulletin (15:00).

Treffen Sie fundierte Anlageentscheide mit LGT

Globale Markt- und Wirtschaftsentwicklungen auf einen Blick

Folgen Sie uns auch auf Facebook oder LinkedIn – oder besuchen Sie Insights und entdecken Sie spannende Hintergrundartikel. Bei Fragen steht Ihnen ein Berater der Bank gerne zur Verfügung.

Impressum
Herausgeber: LGT Bank (Schweiz) AG, Glärnischstrasse 36, CH-8027 Zürich
Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG