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April 2024 - das Wichtigste in Kürze

Das derzeitige Wirtschafts- und Finanzmarktumfeld ist von grosser Unsicherheit ge­prägt. Im Zentrum stehen dabei Geopolitik, Zentralbanken und wichtige Wahlen. In dieser Ausgabe nehmen wir eine Auszeit vom täglichen Marktgeschehen und konzentrieren uns stattdessen auf unsere Strategische Vermögensallo­kation (Strategic Asset Allocation, SAA). Im März haben wir das jährliche SAA-Update veröffentlicht. Unser Artikel zur Anlagestrategie gibt einen Überblick über unseren Prozess und die Ergebnisse. Die Festlegung der SAA ist ein entscheidender Teil unseres Anlageprozesses und bildet das Rückgrat aller Portfolios. Unsere Ansichten zur Taktischen Vermögensallokation (Tactical Asset Allocation, TAA) basieren auf der SAA. 

Datum
Autor
Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
Lesezeit
7 Minuten
House View April 2024
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In unserer makroökonomischen Einschätzung befassen wir uns mit der Frage, ob die US-Notenbank in der Lage ist, die Zinsen zu senken. Die jüngsten Entwicklungen der Inflations- und Wachstumsraten haben dazu geführt, dass die Konsenserwartungen für Zinslockerungen in diesem Jahr deutlich nach unten korrigiert wurden, und Expertinnen und Experten beginnen sich zu fragen, ob die Fed in diesem Umfeld überhaupt Zinssenkungen vornehmen sollte. Angesichts des geldpolitischen Rahmens und der Ziele der Notenbank sind wir der Ansicht, dass eine zu restriktive Geldpolitik das Ziel der Vollbeschäftigung in den USA gefährden könnte.

Im Segment über festverzinsliche Wertpapiere diskutieren wir die Entwicklungen der Geldpolitik der Zentralbanken und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Die Bank of Japan und die Schweizerische Nationalbank überraschten, während die Fed und die Europäische Zentralbank im Rahmen der Erwartungen blieben, aber Zinssenkungen in naher Zukunft angedeutet haben. Da die Aussichten für die Zinsen volatil sind, soll unsere Einschätzung eine Orientierung für die nächsten Monate bieten.

In unserer Aktienstrategie ziehen wir Bilanz zur aktuellen Situation. Grosskapitalisierte, "monopolartige" Unternehmen haben den Markt angeführt, besonders in den USA und Europa. Eine globale Rezession konnte zwar vermieden werden, aber nicht so mit Blick auf die Produktion und die Gewinne. Das erwartete Ende der Rezession in der Industrie und die Wahrscheinlichkeit erhöhter Zinsen über einen längeren Zeitraum, eröffnen neue Opportunitäten. Wir heben das Potenzial für "Value"-Aktien und Finanzwerte hervor und stufen auf Sektorebene Basiskonsumgüter auf "Neutral" herab.

Abschliessend gehen wir auch auf die jüngsten Bewegungen des Goldpreises ein. Die geopolitischen Unruhen, sowie die technischen Momentumindikatoren und Käufe der Zentralbanken stützen das Edelmetall weiterhin strukturell. Gold bleibt attraktiv, und Rückschlage bieten aus Portfolioperspektive eine interessante Gelegenheit.

Makroökonomisches Umfeld

Die disinflationäre Dynamik der Weltwirtschaft seit dem Höhepunkt der Inflation im Jahr 2022 hat zu einer Entspannung geführt, die sich in der Entwicklung der Finanzmärkte widerspiegelt. Dennoch bleibt die Geldpolitik extrem restriktiv, was das Bestreben der Zentralbanken zeigt, nicht nur die Inflation zu dämpfen, sondern letztlich auch ihr Ziel der Preisstabilität zu erreichen, ohne das Risiko eines unmittelbaren Wiederaufflammens der Inflation einzugehen. Vor diesem Hintergrund analysieren wir, ob der aktuelle Grad der geldpolitischen Restriktion angesichts der "immer noch zu hohen, aber langsam sinkenden" Inflation übertrieben erscheint und welche geldpolitischen Massnahmen im weiteren Verlauf des Jahres 2024 zu erwarten sind.

Anlagestrategie

Wir blicken auf unsere strategische Vermögensallokation (Strategic Asset Allocation, SAA), die wir in diesem Monat aktualisiert haben. Unsere Kernüberzeugungen spiegeln sich in unserer SAA wider: (i) langfristiges Denken; (ii) Bedeutung des aktiven Managements; (iii) Diversifikation; (iv) Einsatz alternativer Anlagen, um eine Outperformance zu erzielen, aber auch um die Diversifikation zu erhöhen; (v) Erstellung eines robusten Basisszenarios; (vi) Einsatz einer robusten Portfoliooptimierung, einschliesslich Definition von Alternativszenarien.

Aktienstrategie

Mit dem erwarteten Ende der globalen, industriellen Rezession sowie der Gewinnrezession, ergeben sich neue Chancen. Bislang dominierten Wachstumsunternehmen ("Growth") im Hinblick auf solides Gewinnwachstum, das ein "rares Gut" war und entsprechend mit guter Performance und Bewertungsprämien belohnt wurde. Wenn sich die erwarteten Gewinnaussichten für den breiten Markt verbessern, wird Gewinnwachstum auch zu niedrigeren Bewertungsmultiplikatoren verfügbar. Substanzwerte ("Value") bieten dann Aufholpotenzial. Wir erachten beispiels-weise qualitativ hochwertige Banken als Profiteure von "länger höheren Zinsen", und stufen den Finanzsektor hoch. Dagegen haben wir den Basiskonsumgütersektor zurückgestuft. Generell scheinen im aktuellen Umfeld "Produzenten" interessanter als "Konsumsektoren" zu sein. Dabei stechen unseres Erachtens der Energie- und Minensektor als günstig bewertete Produzenten ("Value") hervor.

Anleihenstrategie

In den letzten Wochen sorgten eine Reihe von Notenbankentscheiden für Überraschungen, wie etwa die historische Abkehr der Bank of Japan von ihrer Negativzinspolitik und die erste Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank. Die Markterwartungen hinsichtlich Zinserhöhungen bleiben volatil, wir rechnen jedoch mit ersten Zinslockerungen der Fed und der EZB gegen Ende des zweiten Quartals. In unserer angepassten Prognose für 2024 gehen wir von Zinssenkungen der Fed um 75 Basispunkte und um 100 Basispunkte im Falle der EZB aus, was immer noch einem "Soft-Landing"-Szenario entspricht. Aufgrund der gesunkenen Rezessionswahrscheinlichkeit erhöhen wir unsere Präferenz für Hochzinsanleihen auf "Neutral", da wir davon ausgehen, dass die attraktiven absoluten Renditen einen ausreichenden Puffer für die erwartete moderate Ausweitung der Kredit-Spreads bieten.

Gold

Aufbauend auf den Konzepten rund um Gold als "sichere Anlage" erläutern wir in dieser Ausgabe die technischen und wirtschaftlichen Grundlagen, die darauf hindeuten, dass Gold in Zeiten geopolitischer Spannungen nicht nur eine stabile Anlage darstellt, sondern auch Wachstumspotenzial bietet, das durch eine zunehmende Dynamik sowie die Aussicht auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank gestützt wird.
 

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