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Fed hebt Zinsen an und signalisiert Pause

Die US-Notenbank (Fed) hat am Mittwoch die Zinssätze um einen Viertelprozentpunkt angehoben und signalisiert, dass sie ihren Zinserhöhungszyklus nach zehn aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen möglicherweise unterbrechen wird. Der Leitzins liegt nun in einer Spanne von 5% bis 5.25% und damit auf dem höchsten Stand seit 2007. Trotz der Andeutung, dass die Zinserhöhungen vorerst beendet sein könnten, fielen die US-Märkte nach der Fed-Ankündigung, und einige Regionalbanken erlitten erneut grosse Verluste.

Datum
Autor
Shane Strowmatt, LGT
Lesezeit
5 Minuten
Fed-Gebäude
© Shutterstock

Neben der Zinserhöhung um 25 Basispunkte strich das Fed auch Formulierungen, die zuvor auf weitere Zinserhöhungen hingedeutet hatten. Die Erklärung der Zentralbank ging nicht so weit zu sagen, dass sie die Zinsen nicht weiter anheben würde, aber sie strich Formulierungen aus ihren früheren Erklärungen, die besagten, dass sie weitere Zinserhöhungen erwarte. Die Marktteilnehmer interpretierten die geänderte Formulierung dahingehend, dass die Zinserhöhungen vorerst beendet sind. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell sagte, die Zinssätze seien trotz der anhaltend hohen Inflation näher dran oder vielleicht sogar schon da, wo sie sein müssten, aber es werde Zeit benötigt, um die vollen Auswirkungen der bisher vorgenommenen Erhöhungen zu ermitteln. Das vom Fed bevorzugte Mass für die Inflation - der Kernpreisindex für persönliche Konsumausgaben, der die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise ausschliesst - stieg im März um 4.6% gegenüber dem Vorjahresmonat und lag damit deutlich über dem Ziel des Fed von 2%.

Die Aktienmärkte in New York reagierten am Mittwoch mit weiteren Verlusten auf die Zinserhöhung. Der Dow Jones Industrial fiel um 0.8% und beendete den Tag bei 33'414.24 Punkten, und der S&P 500 verlor 0.7% und schloss bei 4'090.75 Punkten. Die technologielastigen Nasdaq-Indizes verloren rund 0.6%.

Im nachbörslichen Handel am Mittwoch setzte sich die Turbulenzen rund um die US-Regionalbanken fort. PacWest-Aktien fielen um mehr als 50% und Western Alliance-Aktien verloren 23%, nur wenige Tage nachdem JPMorgan gehofft hatte, die Instabilität durch die Übernahme der angeschlagenen First Republic Bank beenden zu können. Der KBW-Bankenindex setzte seine Talfahrt in dieser Woche fort und fiel am Mittwoch um 1.9%.

Trotz einiger Anzeichen wirtschaftlicher Schwäche ist der Arbeitsmarkt in den USA nach wie vor relativ stark, da die Unternehmen im April die Zahl der Beschäftigten um 296'000 erhöhten und damit den grössten Zuwachs seit neun Monaten verzeichneten, wie aus den nur wenige Stunden vor der Fed-Entscheidung veröffentlichten Daten hervorging. Während die Zahl der Arbeitsplätze zunahm, verlangsamte sich der Anstieg der Löhne und Gehälter: Der Medianwert des jährlichen Lohnzuwachses lag bei 13.2%, gegenüber 14.2% im Vormonat.

In Asien wurden die Aktienmärkte am Donnerstag uneinheitlich gehandelt. Der chinesische Shenzhen Component verlor 0.8%, während der Shanghai Composite um 0.4% zulegte, nachdem der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes in China mit 49.5 zum ersten Mal seit drei Monaten eine Schrumpfung andeutete. Der Hang Seng Index in Hongkong stieg um 1.07% und der Hang Seng Tech Index um 0.78%, während der Kospi in Südkorea 0.16% verlor. In Japan waren die Märkte am Donnerstag wegen eines Feiertags geschlossen.

In der Eurozone lag die Arbeitslosenquote im März bei 6.5%. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Daten die Europäische Zentralbank (EZB) davon abhalten werden, die Zinsen heute anzuheben. Erwartet wird eine Anhebung um 25 Basispunkte, doch viele Marktteilnehmer schliessen eine stärkere Erhöhung nicht aus, insbesondere angesichts der in dieser Woche veröffentlichten hohen Inflationszahlen. Die Inflation im Euroraum lag im April bei 7% im Vergleich zum Vorjahresmonat, die Kerninflation - die keine Lebensmittel- und Energiepreise berücksichtigt - bei 5.6%.

Unternehmensnachrichten im Fokus: Quartalszahlen von Adecco, Swiss Re, Anheuser-Busch InBev, ArcelorMittal, Volkswagen, Infineon, BMW, Henkel, Rheinmetall, Hugo Boss, Novo Nordisk, Veolia, Shell, Conoco Philips, Kellogg, Apple. Hauptversammlungen von Allianz, Holcim. 

Konjunkturdaten im Fokus: Einkaufsmanagerindizes Dienstleistungen aus mehreren Ländern im Laufe des Tages, Handelsbilanz Deutschland (08:00 Uhr), Erzeugerpreise Eurozone (11:00), EZB-Zinsentscheid und Pressekonferenz (14:15 und 14:45), Handelsbilanz USA (14:30), Erstanträge Arbeitslosenhilfe USA (14:30).

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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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