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Juli 2023

Das zweite Quartal 2023 neigt sich dem Ende zu und in der nördlichen Hemisphäre liegt der längste Tag des Jahres bereits hinter uns. Für Investoren stellt sich nun die Frage, ob das dritte Quartal nahtlos an die ersten beiden Quartale anknüpfen wird. In den kommenden Wochen werden sich sowohl die Kapitalmärkte als auch die Anleger mit den folgenden Herausforderungen auseinandersetzen müssen: Dem monetären Zyklus, den Unternehmensergebnissen und dem Konsumverhalten.

Datum
Autor
Thomas Wille
Lesezeit
7 Minuten

Investoren Kompass
© Shutterstock

Investoren brauchen in den Sommermonaten mehr Klarheit darüber, ob sich der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank (Fed) in den letzten Zügen befindet und ob auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Grossteil ihrer Schritte bereits vollzogen hat. Eine Wiederaufnahme, wie wir sie in Kanada und in Australien gesehen haben, würde die Märkte stark verunsichern und die Volatilität steigen lassen. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass die Zinserhöhungen in den USA und in der Eurozone mehrheitlich hinter uns liegen und nun Abwarten angesagt ist.

Die bevorstehende Berichtssaison wird uns einen besseren Einblick in die Aussichten für die zweite Jahreshälfte geben und verdeutlichen, welche Unternehmen mit einem schwachen Weltwirtschaftswachstum von 2% bis 2.5% und einem anhaltend hohen Preisdruck umgehen können. Der Margenerhalt rückt immer stärker in den Fokus, denn nicht alle Unternehmen können mit dem schnellen und steilen Zinserhöhungszyklus des Fed und der EZB gleich gut umgehen. Zudem werden der Konsum und insbesondere das US-Verbrauchervertrauen im zweiten Semester eine entscheidende Rolle spielen. Die Ersparnisse, die wegen der Fiskalimpulse im Zuge der Corona-Pandemie angehäuft wurden, neigen sich in den USA langsam dem Ende zu. Das Fed ist daher darauf angewiesen, dass nicht nur die Gesamtinflation, sondern auch die Kerninflationsrate in den kommenden Monaten weiter sinkt. Die Richtung bleibt für die Marktstimmung sehr wichtig.

In diesem Umfeld halten wir an unserer defensiven Positionierung fest: Wir reduzieren das Untergewicht auf der Aktienseite, stufen gleichzeitig jedoch Hedgefonds zurück. Dies, nachdem wir in der ersten Jahreshälfte sowohl das Rating für europäische Aktien wie auch Schwellenländertitel erhöht haben. Dieser Schritt impliziert auch, dass wir bei allfälligen grösseren Rückschlägen die Aktienquote weiter erhöhen werden bzw. in Schwächephasen tendenziell Positionen aufbauen. Trotz dieser taktischen Anpassung bleibt die Selektion in jeder Anlagekategorie entscheidend.

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Makroökonomisches Umfeld

Das makroökonomische Umfeld lieferte Anlegern sowohl im vergangenen Monat als auch im zweiten Quartal 2023 auf absoluter Basis kaum positive Nachrichten. Die Märkte konzentrierten sich vielmehr auf die relative Verbesserung, die weniger schlecht als erwartet ausfiel. Das spiegelte sich auch in den Überraschungsindizes für die USA und die Eurozone. Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich der Mix aus Wachstum und Inflation stabilisiert. Dies setzt voraus, dass die Inflation weiterhin stetig zurückgeht und sich die BIP-Wachstumserwartungen für die nächsten vier bis sechs Quartale nicht verschlechtern. Die grösste Sorge bleibt dabei die Entwicklung der Kerninflationsrate, die für die Zentralbanken, allen voran die US-Notenbank, nach wie vor viel zu hoch ist.

Anlagestrategie

Vor dem makroökonomischen Hintergrund halten wir an unserer Präferenz von Obligationen gegenüber Aktien vermögensüberreifend fest. Anleihen bleiben in einem Multi-Asset-Portfolio übergewichtet. Hingegen reduzieren wir in einem ersten Schritt das Untergewicht in Aktien. Gleichzeitig stufen wir Hedgefonds von «Übergewichten» auf «Neutral» zurück. Dadurch erhöht sich das Risiko innerhalb des Portfolios nur geringfügig. Trotz dieser Veränderung in der taktischen Allokation bleibt die Selektion im Fokus und ein wichtiger Erfolgsfaktor in allen Anlagekategorien.

Aktienstrategie

Auf regionaler Ebene haben wir folgende Präferenzen: Schwellenländer und Europa, gefolgt von den USA. Auf Sektorebene stufen wir Grundstoffe von «Neutral» auf «Übergewichten» hoch. Die drei weiteren bevorzugten Sektoren sind Energie, Basiskonsumgüter und Gesundheitswesen. 

Anleihenstrategie

Obligationen bleiben in einem Multi-Asset-Portfolio übergewichtet, da die risikoadjustierten Ertragserwartungen weiterhin attraktiv sind. Innerhalb der Anlageklasse bevorzugen wir Staatsanleihen sowie Unternehmensanleihen mit Anlagequalität (Investment Grade), die wir dem hochverzinslichen Segment klar vorziehen. Sehr selektiv sehen wir auch Potenzial in «Fallen Angels». Wir verfolgen eine differenzierte Durationsstrategie und sind leicht übergewichtet in US-Dollar, neutral gegenüber Euro und leicht untergewichtet in Schweizer Franken.

Währungsstrategie

Kurzfristig verfolgen die Devisenmärkte aufmerksam die Kommunikation der wichtigsten Notenbanken – Fed, EZB und Bank of Japan – und positionieren sich dementsprechend. Unter dem Strich lässt vor allem die US-Notenbank keinen Zweifel daran, dass sie die Inflation mit allen Mitteln bekämpfen wird, wenn nötig auch mit weiteren Zinserhöhungen. Obwohl der «Greenback» sowohl gegenüber dem Euro als auch dem japanischen Yen fundamental teuer erscheint, stützt die «hawkishe» Kommunikation von Fed-Chef Jerome Powell den US-Dollar zumindest kurzfristig. Der volatile Seitwärtstrend dürfte anhalten.

Alternative Anlagen

Wir bleiben übergewichtet in alternativen Anlagen, reduzieren aber die Hedgefondsquote auf «Neutral». Die Übergewichtung resultiert aus unserer positiven Einschätzung für Gold. Nach der jüngsten Kursschwäche aufgrund des Anstiegs der US-Realzinsen sollte das gelbe Edelmetall mittel- bis langfristig zugekauft werden. Zwischen 1 850 und 1 900 US-Dollar empfehlen wir, die Position weiter auf- und auszubauen.


 

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