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Kredibilität

Die Wahrscheinlichkeit einer zu restriktiven Geldpolitik ist im vergangenen Monat sicherlich gestiegen, aber die Zentralbanken sind sich bewusst, dass ihre Kredibilität ein äusserst wertvolles Gut ist, das unbedingt verteidigt werden muss. 

Datum
Autor
Thomas Wille
Lesezeit
10 Minuten

Kredibilität
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Der meteorologische Frühling hat am 1. März begonnen und es scheint fast so, als würden Teile der Aktienmärkte von Frühlingsgefühlen übermannt. Der zunehmende makroökonomische Gegenwind in Form weltweit (zu) hoher Inflationsraten wird dabei, zumindest vorübergehend, scheinbar ausgeblendet. In Europa ist die Gesamtinflationsrate mit über 8% und die Kerninflationsrate mit 5.6 % nach wie vor so hoch, dass der Europäischen Zentralbank (EZB) keine andere Wahl bleibt, als die Zinsen deutlich über 4% anzuheben. In den USA lässt der Preisdruck zwar nach, bleibt aber auf einem zu hohen Niveau. Damit scheinen alle Träume eines "Pivot" noch im Laufe dieses Jahres unwahrscheinlich. Die Ausnahme wäre eine Rezession, welche die Aktienmärkte massiv unter Druck setzen würde. Warum kommt nun das Gefühl auf, dass der Aktienmarkt sich quasi abkoppelt, respektive das beschriebene ökonomische Umfeld ausblendet?

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"Don’t fight the tape"

An den Kapitalmärkten gibt es viele Börsenweisheiten, von denen einige mittel- und langfristig durchaus sinnvoll sein können, die aber oft viel Interpretationsspielraum lassen. Eine davon ist "Don’t fight the tape". Dies bedeutet im Finanzjargon nichts anderes, als sich nicht gegen den Markttrend zu stellen. Der amerikanische Leitindex S&P 500 befindet sich seit den Tiefstständen im Oktober 2022 in einem Aufwärtstrend und der Markt hat die wichtige 200-Tage-Durch-schnittslinie von unten nach oben durchbrochen, was den "Bullen" Auftrieb verliehen hat.

Für kurzfristig orientierte Anleger mag diese "bullische" Beobachtung Grund genug sein, zu handeln. Für die Definition einer Anlagestrategie greift das genannte Beispiel aber zu kurz. Denn die fundamentalen Rahmenbedingungen für den Aktienmarkt haben sich in den letzten Wochen eingetrübt. Einerseits ist die Aktienrisikoprämie auf ein 15-Jahres-Tief gefallen, und andererseits haben die Notenbanken heute weniger Spielraum als noch vor sechs Wochen.

Kredibilität – ein wertvolles Gut

Die beiden wichtigsten Zentralbanken - das Fed und die EZB - wissen sehr wohl, dass ihre Glaubwürdigkeit ein äusserst wichtiges Gut ist, die um jeden Preis verteidigt werden muss. Wenn das Vertrauen der Anleger in die Fähigkeit der Notenbanken, die Preisstabilität wiederherzustellen, erst einmal verloren ist, kann es sehr lange dauern, diesen Vertrauensverlust wieder wettzumachen.

Die Wahrscheinlichkeit einer zu restriktiven Geldpolitik ist im vergangenen Monat sicherlich gestiegen. Die Dienstleistungs-inflation sowie der überhitzte Arbeitsmarkt in den USA bereiten dem Fed-Vorsitzenden Jerome Powell derzeit wohl die grössten Kopfschmerzen. Die Wahrscheinlichkeit einer erhofften weichen Landung der US-Wirtschaft hat tendenziell jedenfalls abgenommen.

Relative Präferenzen

In diesem Umfeld haben wir folgende relative Präferenzen: Anleihen vor Aktien und innerhalb der Obligationen erachten wir Unternehmensanleihen als attraktiver gegenüber hochverzinslichen Anleihen (High Yield). Im Aktienbereich bevorzugen wir den "Rest der Welt" vor den USA.

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