The Strategist

US-Schuldenobergrenze

Wie so oft in den letzten Jahrzehnten nähern sich die USA langsam, aber sicher der Schuldenobergrenze. Die Debatte zwischen den beiden Hauptprotagonisten in Washington - den Demokraten und den Republikanern - ist bereits in vollem Gange. In diesem Sommer wird die Grenze, bis zu der sich die US-Regierung maximal verschulden darf, wieder erreicht. 

Datum
Autor
Thomas Wille
Lesezeit
10 Minuten

US-Capitol mit US-Flagge
© Shutterstock

Die mediale Aufmerksamkeit ist bereits heute greifbar und die Nervosität der Anleger dürfte zunehmen. Die Gefahr für die Kapitalmärkte lässt sich am ehesten mit dem Jahr 2011 vergleichen, als die Vereinigten Staaten kurz vor dem Staatsbankrott standen und auch von der Ratingagentur S&P herabgestuft wurden. Damals herrschte in Washington ein vergleichbares politisches Setup mit einem demokratischen Präsidenten und einer knappen Mehrheit der Demokraten im Senat und im Repräsentantenhaus.

An den Finanzmärkten gibt man sich nach wie vor gelassen, jedoch bleibt ein gewisses Unbehagen, da die einjährigen Kreditausfallversicherungen (CDS - Credit Default Swaps) der USA in den letzten Wochen gestiegen sind, sich aber (bis jetzt) noch nicht auf einem beunruhigenden Niveau befinden.

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Hohes strukturelles Defizit

Für Anleger stellt sich die Frage, weshalb sich diese Situation in den USA immer wiederholt. Dabei lässt sich festhalten, dass es meist keine grosse Rolle gespielt hat, wer in Washington gerade das Sagen hatte. Der politischen Elite im Weissen Haus und im Capitol (Senat und Repräsentantenhaus) war es in den letzten nicht prioritär, ob die USA weniger oder mehr Schulden gemacht haben, solange die eigene Agenda verfolgt werden konnte. Beide Parteien haben sich jeweils gegenseitig verantwortlich gemacht für den immer grösser werdenden Schuldenberg. Dieser ist inzwischen auf über 31 Billionen US-Dollar angewachsen und wird in den nächsten zehn Jahren massiv weiter ansteigen. Schätzungen des Congressional Budget Office (CBO) sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF) gehen von einem strukturellen Defizit der USA in den nächsten zehn Jahren von 5-7% des Bruttoinlandprodukts (BIP) aus. Während die USA bis anhin weniger als 10% ihres Budgets benötigt haben, um ausstehende Schulden zu bedienen, wird sich der Anteil in den kommenden Jahren auf bis zu 15% erhöhen.

Potenzielle Wachstumsbremse

Die US-Wirtschaft befindet sich bereits in einer Wachstumsschwäche und am Rande einer möglichen Rezession. Die Unsicherheit rund um die Schuldenobergrenze könnte ein klassischer Stimmungsdämpfer sein und das Fass buchstäblich zum Überlaufen bringen. Deshalb spielen die Politiker in Washington - auch im Hinblick auf die Wahlen im kommenden Jahr - ein sehr gefährliches Spiel mit ungewissem Ausgang. Zudem ist die Situation für die US-Notenbank (Fed) mit der Herausforderung der Wiederherstellung der Preisstabilität und dem jüngsten regionalen Bankenbeben bereits komplex genug. Der Spielraum wird also immer enger.

Gold als sicherer Hafen

In diesem Umfeld mit einem «Tail Risk» der US-Schuldenobergrenze erachten wir Gold nicht nur als sicheren Hafen, sondern auch als gute Absicherung bei erhöhter Aktienmarktvolatilität. In unserer Vermögensallokation haben wir Gold deshalb weiterhin übergewichtet.

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