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Market View & Insights
Wie Mentoring Unternehmerinnen und Unternehmer, Führungskräfte und Organisationen zu Höchstleistungen befähigt.
Unternehmerinnen und Unternehmer zeichnet oft ein starkes Selbstvertrauen aus - manchmal bis hin zur Sturheit. Wer ein Unternehmen gründet, muss fest daran glauben, etwas besser machen zu können als alle anderen. Besser als das, was es bereits gibt. Besser als den Status quo. Diese Denkweise fördert Innovation und Fortschritt - kann aber auch zu einer gefährlichen Form der Isolation führen.
Das Paradox liegt darin, dass genau die Eigenschaften, die Gründerinnen und Gründer erfolgreich machen - Unabhängigkeit, Selbstvertrauen und Weitblick - sie auch davon abhalten können, das anzunehmen, was sie vielleicht am meisten brauchen: Mentoring. Dennoch verweisen jene, die nachhaltigen Erfolg erreicht haben, immer wieder auf die Menschen, die ihnen auf diesem Weg geholfen haben.
Ich habe das selbst erlebt. Unser heutiger Chairman gab mir meinen ersten Job und war stets jemand, der mich herausforderte. Er hatte kein Interesse daran, mein Ego zu schmeicheln. Statt mir zu sagen, was ich hören wollte, sagte er, was ich hören musste - und half mir so, den Weg vor mir klarer zu sehen.
Die Vorteile von Mentoring sind längst nicht nur anekdotisch. Laut Harvard Business Review gaben 84 % der CEOs an, dass Mentorinnen und Mentoren ihnen geholfen hätten, kostspielige Fehler zu vermeiden; 76 % berichteten, ihre Fähigkeit, die Erwartungen ihrer Stakeholder zu erfüllen, habe sich verbessert. Eine Untersuchung von The UPS Store, ein Franchise Servicedienstleister, ergab zudem, dass 70 % der kleinen Unternehmen mit Mentoring länger als fünf Jahre überlebten - doppelt so viele wie ohne. Diese Zahlen sprechen für sich: Hinter jeder mutigen Vision steht jemand, der im Stillen die richtigen Fragen stellt.
Natürlich gibt es keine Einheitslösung für Mentoring, und sein Wert hängt stets vom Kontext ab. Für Gründerinnen und Gründer kann es zur Lebensader werden. In der Anfangsphase jonglieren sie alles gleichzeitig - von Rechnungsstellung und Personalführung bis zu technischen Fragen - und treiben zugleich das Wachstum ihres Unternehmens voran.
Mentoring bietet hier eine unverstellte Aussensicht, die nicht in den Details des Tagesgeschäfts gefangen ist. Denken wir an Steve Jobs, der Mark Zuckerberg bei Facebook beriet, oder an Richard Branson, der von Sir Freddie Laker lernte. Diese Mentorinnen und Mentoren waren nicht nur ermutigend - sie forderten heraus, warnten und jaben die langfristige Perspektive geboten, den Gründerinnen und Gründer im Alltag oft nicht haben.
Auch in grossen Organisationen kann Mentoring viel bewegen. Es hilft, das freizusetzen, was man als intrapreneuriales Denken bezeichnet - die Fähigkeit, innerhalb eines Unternehmens Chancen zu erkennen, Veränderungen voranzutreiben und mit unternehmerischem Geist zu handeln. Als Mentor bei Aspectus hatte ich das Privileg, viele unserer künftigen Führungskräfte zu entdecken und zu fördern.
Es gibt kein Patentrezept für Mentoring. Es kann formell oder informell sein, strukturiert oder spontan. Aber egal, ob es im Rahmen eines unternehmensweiten Programms oder bei einem spontanen Kaffee stattfindet, die wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg sind die Haltung und Unternehmenskultur.
Bei Aspectus haben wir das Mantra: "Feedback ist Dünger - es hilft dir zu wachsen." Wir verwenden diesen Satz häufig, weil er einen zentralen Punkt trifft: Wachstum entsteht nicht durch Lob allein, sondern durch ehrliche, konstruktive Herausforderung. Das funktioniert nur in einer Kultur, in der Feedback willkommen ist - nicht gefürchtet. Hier kommt ein weiteres unserer Leitprinzipien ins Spiel: robuste Freundlichkeit.
Robuste Freundlichkeit bedeutet nicht, Dinge zu beschönigen oder schwierige Gespräche zu vermeiden. Sie bedeutet hingegen, die Wahrheit mit Empathie zu sagen - und sie mit Demut anzunehmen. Sie bedeutet, zu erkennen, dass das Hinterfragen ein Akt der Fürsorge ist. Genau darin liegt die Kraft grossartigen Mentorings: eine Person, die mutig genug ist, Feedback zu geben, und eine andere, die offen genug ist, es anzunehmen.
Im besten Fall ist Mentoring weit mehr als ein Austausch von Ratschlägen. Es entfaltet Potenzial, stärkt Führung und schafft nachhaltigen Wert - für Einzelne wie für Organisationen.
Ich habe diese Wirkung aus nächster Nähe erlebt. Einige unserer besten Mitarbeitenden arbeiteten mit externen Coaches zusammen - nicht, weil sie schlechte Leistungen erbrachten, sondern weil wir ihr Potenzial erkannt haben, Aussergewöhnliches zu leisten. Die Ergebnisse sind überzeugend: Menschen, die Selbstzweifel überwinden, Kundinnen und Kunden souveräner führen und strategischer über ihre Karriere nachdenken. Dazu kommen wirtschaftliche Erfolge - neue Geschäftsabschlüsse, stärkere Kundenbindung, messbares Wachstum.
David Bowie sagte einmal: "Wenn du dich in dem Bereich, in dem du arbeitest, sicher fühlst, bist du nicht im richtigen Bereich. Geh immer ein Stück weiter ins Wasser, als du glaubst, schwimmen zu können." Genau dort passieren die spannenden Dinge - wenn die Zehen gerade noch den Sand berühren und der Kopf knapp über Wasser bleibt.
Stellen Sie sich eine Unternehmenskultur vor, die auf diesem Gleichgewicht basiert. In der Feedback als Dünger wirkt, robuste Freundlichkeit gelebt und Wachstum zur gemeinsamen Aufgabe wird - getragen von der Kraft des Mentorings.